Vervirte Zeiten

Quelle: Amazon

Vergangenes Jahr berichtete ich an dieser Stelle über Ralf Königs Twitter-Experiment, jeden Tag einen Comic-Strip zum Thema Corona zu veröffentlichen.

Inzwischen sind die Comics als gesammeltes Werk erhältlich »Vervirte Zeiten« ist eine schöne Dokumentation über die Corona-Krise 2020. Die kurzen Geschichten berichten über das Leben eines Autors, seiner Familie und seines Freundeskreis und sind in eine größere Rahmenhandlung eingebettet. Das die Protagonisten meist schwul sind, ist dabei tatsächlich nebensächlich, die Nöte und Probleme aller sind gleich.

Mit viel Witz und Augenzwinkern verhalf der Autor sich und seinen Lesern über eine schwere Zeit hinweg, die so ungewöhnlich war, das wir darüber in ein paar Jahren wahrscheinlich nur noch ungläubig den Kopf schütteln werden. Ich kann den Comic-Band nur jedem ans Herz legen, der die schnoddrige Art des Künstlers mag. Und vielleicht (Achtung Insidergag!) hält der eine oder andere beim nächsten Besuch im REWE nach dem Filialleiter Ausschau.

Ich erwarte nun sehnsüchtig das nächste Abenteuer von Barry Hoden.

Haluter und Bestie in Nöten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 253 – »Die Amber-Protokolle« von Rainer Schorm

Die Bestie Tro Khon und der Haluter Icho Tolot, wurde von Perry Rhodan in M3 von einem Planeten gerettet. Nun erzählen sie der Crew der SOL, wie sie dort gelandet sind.
Tro Khon war zuletzt mit dem Leyden-Team zusammen, bevor sie in Kreell eingeschlossen und durch eine Anomalie in die Zeit vor Beginn des Universums gezogen wurden und er anschließend allein auf der Bernsteinwelt Amber in M3 strandet. Wo er von der Wesenheit Tiamat festgehalten wird.
Icho Tolot untersucht Jahre lang einen Datenspeicher, den er auf bei einer Mission im Monoceros-Ring erhalten hatte. Die Erforschung der Daten gestaltet sich schwierig und so erhält er erst spät einen Hinweis in Form eines Signals, das ihn durch den Sonnentransmitter von Algol C ebenfalls auf die Bernsteinwelt führt. Hier befreit er Tro Khon und beide entkommen der ungewöhnlichen Welt.
Auf ihrer Suche nach dem Zielort des Signals gelangen sie auf einen Planeten
 mit einer verlassenen Station der Loower oder der Vorgänger. Hier treffen sie wieder auf das scheinbar körperlose Wesen Tiamat, das in Tolot die ideale körperliche Hülle sieht. Tolots geistige Übernahme durch Tiamat kann von Tro Khon verhindert werden, aber die Station erkennt in den beiden eine Gefahr und setzt sie so lange fest, bis Rhodan sie befreien kann.
Das ambivalente Wesen Tiamat, mit dem auch schon Omar Hawk und Sofgart Kontakt hatte, scheint eine nicht unwichtige Rolle zu spielen. Noch offenbaren sich nur Puzzleteile des kosmischen Plans, in den die Menschen und ihre Freunde hineingezogen wurden. Selbst die Versetzung der Erde nach M3 und der Bau der SOL durch NATHAN sind offensichtlich kein Zufall.

Rainer Schorm, bekannt für seine detaillierten technischen Beschreibungen, schöpft bei diesem Roman aus dem Vollen. Ob es bei der Untersuchung des Datenträgers ist oder bei der Reise von Tro Khon bis hin zu der negativen Sonne, um die sich die Bernsteinwelt Amber dreht, vieles ist komplex geschrieben und erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Ich konnte den Roman nur Kapitelweise lesen, alles andere wäre mir zu viel geworden. Dennoch habe ich, glaube ich, nicht alles verstanden, was der Autor mir erzählen wollte. Vieles wird über quantenphysische Zusammenhänge erklärt, die sich mir jedoch verweigern.

Auch dachte ich zunächst die Bernsteinwelt sei das Zentrum der Dunkelwolke und das Ziel von Tolot. So wunderte ich mich, dass er das System so schnell verlassen hat, um dann wieder der Signalspur aus dem Datenspeicher zu folgen. Etwas ermüdend fand ich am Ende die Spekulationen von Rhodan und der Crew der SOL über die Wesenheit von Tiamat. Das hat weder mich noch die Beteiligten weitergebracht.

Die Charaktere allerdings sind gelungen. Das Zusammenspiel der beiden so unterschiedlichen oder doch gleichen Individuen ist unterhaltsam geschrieben. Die oft zynischen Kommentare der Bestie lassen tief blicken. Tro Khon, durch die Infektion mit Cruum-Sporen beinamputiert und höllische Schmerzen erleidend, hat dazu noch Depressionen und nun kommt auch noch »Darmfraß« dazu. Die Bestie kann einem echt leid tun. Der Blick in Tolots Kopf ist ebenfalls nicht ohne Reiz. Wie er die Menschen sieht und wie er über die Bestie denkt, wirkt einerseits sehr menschlich, andererseits aber dennoch fremd.

Das Schicksal des Leyden-Teams ist endlich geklärt, wenn auch nicht so spektakulär wie ich es mir gewünscht hätte.

»Die Amber-Protokolle« ist ein sehr schwieriger Roman voller technischer und quantenphysikalischer Vorgänge. Viel passiert in der laufenden Handlung nicht, aber es werden einige Puzzleteile aus der Vergangenheit zusammengefügt. Der Datenträger aus Band 188 taucht wieder auf und man erkennt, wie tief die Handlung der NEO-Serie trotz ihrer kurzen Staffeln inzwischen verknüpft ist.

Klassisches Kinderbuch

Quelle: Diogenes.ch

Vor einiger Zeit sahen wir uns den Film »Der kleine Nick macht Ferien« an. Tags darauf entdeckte ich im »Merkheft« das dazugehörige Buch aus dem Diogenes Verlag und bestellte es.

Die Geschichten vom kleinen Nick wurden von Asterix Erfinder René Goscinny in den späten Fünfziger bis frühen Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben und 2009 und 2015 verfilmt. Klar das ich beim Lesen, die Bilder der Schauspieler im Kopf hatte. Der Vater wird von Kat Merad gespielt und man hat die ganze Zeit sein Bild vor Augen.

Mit dem Film haben die Kurzgeschichten im Buch wenig bis gar nichts zu tun. Die Figuren sind die gleichen, aber der Film hat eine zusammenhängende Dramaturgie. Das ist auch nicht schlimm. Viel schlimmer finde ich, dass die Namen und Ortsbezeichnungen für die deutsche Übersetzung eingedeutscht wurden. Das ist ein französisches Kinderbuch, es spielt in Frankreich, warum muss man die Handlung an die Nordsee oder Ostsee verlegen? Das erschließt sich mir nicht.

Auch finde ich die Geschichten, die das Buch enthält, etwas altbacken. Sie sind zwar lustig, aber ich bin mir sicher, dass sie auf Kinder von heute bisweilen befremdlich wirken könnten. Beispielsweise wenn Nick aus dem Ferienlager berichtet und dort mehrmals am Tag Fahnenappelle abgehalten werden oder wenn von Sperren am Bahnsteig die Rede ist. Ich bin mir auch sicher, das heute der Umgang mit Kindern ein anderer ist, wenn zum Beispiel der Gymnastiklehrer den Jungs Ohrfeigen androht. Es wirkt antiquiert und eingestaubt. Ohne den entsprechenden Kontext ist Kindern im 21. Jahrhundert der Inhalt schwer vermittelbar. Beim Film ist das einfacher, da sieht man, dass es in der Vergangenheit spielt, allein an den Autos und der Kleidung. Im Buch fehlen die notwendigen Erklärungen und dass macht es meines Erachtens problematisch.

Das beste an der Ausgabe, die ich gekauft habe, ist das kleine Begleitheft, in das Kinder ihre Ferienerinnerungen selbst eintragen und mit Bildern ausschmücken können. Das ist eine schöne Idee.

Zwangsläufige Annäherung

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 252 – »Kampf um SENECA« von Susan Schwartz

Die Lage im Akon-System ist nach wie vor angespannt. Akonen und Terraner stehen sich misstrauisch gegenüber. Die Unsicherheit auf beiden Seiten in der Bevölkerung ist groß, dennoch geben sich die Regierungen hoffnungsvoll. Akonische und menschliche Wissenschaftler versuchen den Blauen Schirm zu reparieren. Die komplette Raumflotte ist auf der Erde gelandet. Nur die CREST II mit der Interims-Kommandantin Gabrielle Montoya befindet sich noch im Weltraum zwischen den Planeten, weil die Schiffspositronik SENECA sich immer seltsamer verhält.
Montoyas Kontakt zur Akonin Auris von Las-Toór ist herzlich und so lädt diese als Mitglied des Hohen Rates eine Delegation der CREST II nach Drorah zu einem Empfang in der Hauptstadt ein. Die friedliche Begegnung wird auf beiden Planeten in den Medien ausgestrahlt und soll das Mistrauen abbauen.
Doch ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt dreht SENECA durch und die CREST II droht auf den Planeten zu stürzen. Der Impakt würde nicht nur die Crew, sondern auch Millionen Akonen auslöschen. Von der akonischen Delegation an Bord zurückgelassene Nanomaschinen zerstören nach und nach die Positronik. In letzter Minute gelingt es den Spezialisten auf der CREST II, allen voran Donna Stetson und den Zwillingen Bumipol und Sianuk na Ayutthaya die Naniten den Grund für SENECAS Probleme auszumachen.
Zum Glück erfahren weder die akonische noch die terranische Bevölkerung etwas von der Beinahekatastrophe. Stattdessen können die Wissenschaftler in enger Zusammenarbeit den Blauen Schirm reparieren und wieder aktivieren.

Susan Schwartz hat die undankbare Aufgabe die Situation im Akon-System von allen Seiten zu beleuchten. Das gelingt ihr gut. Man gewinnt einen Einblick, wie die normalen Bewohner beider Welten die Katastrophe sehen, welche Gefühle sie dabei haben und wie sie auf unterschiedliche Art versuchen, mit der geänderten Lage zurecht zu kommen. Vielleicht kommt manche Aussage ein wenig belehrend rüber, aber die Autorin bemüht sich um Glaubhaftigkeit.

Mittels sechs oder sieben Perspektiven erzählt die Autorin ihre Geschichte, die eigentlich viele kleine Geschichten sind. Besonders gut gefallen hat mir die Handlung um Merle van Leeuwen und die Akonin Pinar von Rohan. Sie sind beide für die Reparatur des Blauen Schirms verantwortlich, müssen zusammenarbeiten, obwohl sie zunächst einander nicht mögen. Gut fortgesetzt hat die Autorin auch die aufkeimende Freundschaft zwischen Gabrielle Montoya und Auris von Las-Toór.

Interessant finde ich die politischen Ränkespiele innerhalb des Akonischen Hohen Rats beschrieben. Unglücklich bin ich über die Zusammensetzung der terranischen Notregierung. Da gibt es doch sicher jüngere Politiker als nur einen greisen Julian Tifflor. Ich habe sowieso nicht verstanden, warum die komplette Erdregierung sich während der Versetzung an Bord der Raumflotte aufhielt und nicht auf der Erde. Als hätten sie Angst, dass etwas schiefgehen würde. Gegenüber der normalen Bevölkerung war dieses Verhalten nicht in Ordnung und außerdem ist es heute schon bei Regierungen üblich Staatschefs und ihre Stellvertreter nicht gemeinsam auftreten zu lassen. Manche dürfen sich nicht mal in der gleichen Stadt aufhalten. Ich warte bereits darauf, wann die ersten Klagen gegen die TU und die Terranische Regierung eingereicht werden.

Ausgerechnet die Haupthandlung um SENECA hat mich nicht restlos überzeugt. Es ist spannend geschrieben, aber dennoch ziemlich vorhersehbar. Es hatte sich schon im vorangegangenen Roman angedeutet, dass die Akonen an Bord der CREST II irgendetwas angestellt haben. Dennoch ist die Erklärung nicht logisch. Nanomaschinen sind sehr klein, dennoch sind sie makroskopisch. Bei dem schiffsweiten Systemcheck hätten sie in der Hardware auffallen müssen, unter dem Mikroskop zum Beispiel. Die Zwillinge begeben sich aber virtuell in die Software der Positronik, dort können sie vielleicht Computerviren, -würmer oder Softwarefehler aufspüren, aber sicher keine Naniten.

»Kampf um SENECA« ist ein spannender Roman, den ich sehr schnell durchgelesen habe und der sehr eindrucksvoll die menschlichen und akonischen Charaktere in der Ausnahmesituation in Szene setzt.

Spannung an zwei Fronten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 251 – »Hinter der Dunkelwolke« von Lucy Guth

Das Auftauchen der SOL bringt Unruhe ins Verhältnis zwischen Terranern und Akonen, dennoch versuchen beide Völker zusammenzuarbeiten. Die Akonen sehen in der SOL eine Gefahr für das Blaue System und Perry Rhodan ist zugleich bestrebt, das neue Raumschiff in Augenschein zu nehmen. Er wechselt mit Thora von der CREST II auf die SOL. Nicht nur, um das System der Akonen möglichst schnell zu verlassen, sondern auch um bald den Grund für die Versetzung von Erde und Mond nach M3 herauszufinden und wenn möglich rückgängig zu machen.
Die SOL dringt dazu in die Dunkelwolke im Zentrum von M3 ein, die von den Akonen auf Grund der dort drohenden Gefahren gemieden wird. Das Schiff übersteht den Transfer und landet in einer Art Quantenuniversum, ohne Möglichkeit auf Rückkehr. Dafür empfangen sie einen Notruf und entdecken auf einem Planeten die DOLAN.
In einer Anlage der Loower bzw. der Vorläufer stoßen sie auf Icho Tolot und Tro Khon, die in ihrer verfestigten Form dort schon so lange ausharren, dass sie kaum noch am Leben sind. Der Arkonide Sofgart kann sie mit Hilfe des F’Atkor wiederbeleben und Rhodan, Hawk und Gucky sie aus der zum Leben erwachenden Station herausholen.

Derweil gibt es ein Problem mit SENECA auf der CREST II. Die Bordpositronik verhält sich irrational und verursacht schiffsweite Störungen und das ausgerechnet, als eine Delegation der Akonen das Schiff besichtigt. Die Positronik sieht ihre Existenz in Gefahr und nicht einmal Positronikpsychologin Donna Stetson kann zu SENECA durchdringen.

Ein wahrlich furioser Roman. Beide Handlungsebenen versprechen Spannung und starke Charaktere. Da ist kein Satz zu viel und keiner zu wenig. Die Charaktere sind lebhaft gezeichnet und ihre Probleme nachvollziehbar. Es macht einfach Spaß Donna Stetson bei der Arbeit mit SENECA zuzusehen oder mit Thora durch die SOL zu streifen.

Die Schiffstechnik der SOL wird gut eingeführt. Die Ideen für das Generationenschiff sind originell von Peter Dachgruber ausgedacht. Da steckt eine Menge Hirnschmalz drin. Wie zum Beispiel die, mittels einer Mikrosingularität betriebene, Energieversorgung oder die fünf verschiedenen Habitate, in denen die Besatzung lebt und die sich an verschiedenen Welten orientieren. Da möchte man selbst gern mitreisen oder kann sich vorstellen wie viele schöne Geschichten man dort erzählen könnte.

Aber auch die Situation auf der CREST II mit der Begegnung zwischen Gabrielle Montoya und Auris von Las-Toór oder mit Donna Stetson ist gut und glaubhaft geschildert. Dass die Akonen nicht darauf bestehen, an der Expedition in die Dunkelwolke teilzunehmen, weil sie zu viel Angst davor haben, hätte allerdings besser herausgearbeitet werden müssen.

Ein paar Probleme hatte ich mit der Rettung von Icho Tolot und Tro Khon. Der Planet, die Station, die Hinweise auf die Loower und die Vorläufer – das klang phantastisch, dennoch fehlten mir oft die Details. Es war spannend, aber es ging mir zu schnell, nicht alles konnte ich nachvollziehen. Erneut ist es eine Armee aus Robotern, die plötzlich erwachen und sich unseren Helden in den Weg stellen. Wieder müssen Gucky, Omar Hawk und Watson dafür sorgen, sie in einen Haufen Schrott zu verwandeln. Wieder ist es der Einsatz von Sofgarts F’Atkor der die Situation auf unerklärliche Weise rettet. Diese Szenarios hatten wir schon so oft. Da hätte ich mir gern mal was Originelleres gewünscht. Und dass sich sowohl Tolot als auch die DOLAN so schnell erholen, um den angreifenden Robotern zu entkommen, fand ich dann doch etwas unglaubwürdig. Aber das ist Jammern auf hohen Niveau.

»Hinter der Dunkelwolke« ist ein spannender und rasanter Roman, der zu keiner Zeit Langeweile aufkommen lässt und durch die SOL und die Erkundung der Dunkelwolke auch den nötigen Sense of Wonder liefert.

Eine neue Epoche

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 250 – »Zeitenwende« von Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm

Um einer Auseinandersetzung mit einer Flotte von Kolonisten aus dem Weg zu gehen, versucht man den erdnahen Raum in ein Antitemporales Gezeitenfeld (ATG) zu hüllen und temporal so zu versetzen, dass Erde und Mond aus der Wirklichkeit verschwinden. Das Experiment geht gründlich schief. Nicht nur das beide Planeten, inklusive der CREST II und der halben Terranischen Flotte, um eine räumliche Distanz von 34000 Lichtjahren in den Kugelsternhaufen M 3 versetzt werden. Bei ihrer Ankunft im Akonsystem zerstören sie den Blauen Schirm, den die Akonen um ihr Sonnensystem gelegt haben, um sich abzuschotten. Zum Glück reagieren sowohl Terraner als auch Akonen besonnen. Es kommt zu einer friedlichen Verständigung. Recht schnell wird klar, dass eine Dunkelwolke in M 3 für die Versetzung von Erde und Mond ins Akonsystem verantwortlich ist. Doch für die Erkundung der Dunkelwolke benötigt man ein besonderes Schiff. NATHAN stellt daraufhin Perry Rhodan das Großraumschiff SOL zur Verfügung.
Im Solsystem bleibt Protektor Reginald Bull mit dem Rumpf der Terranischen Flotte zurück und muss sich mit Tatcher a Hainu, dem Anführer der Kolonisten und den verbliebenen Terranern herumschlagen, ohne zu wissen, was aus der Erde und seinen Freunden geworden ist. Doch nicht nur das … plötzlich materialisiert eine riesige Flotte in der Nähe des Pluto und fordert die Bewohner des Sonnensystems auf, sich der Exemplarischen Instanz der Überschweren zu unterwerfen. Ihr Anführer Leticron fackelt nicht lange und zerstört PUMA den Außenposten der Terraner auf dem Pluto.

Die Versetzung der Erde von ihrem angestammten Platz ist ein beliebtes Motiv in der PERRY RHODAN-Serie. Es war nur ein Frage der Zeit, bis es auch bei NEO aufgegriffen wurde. Seit dem Tod von Iratio Hondro und dem Ende des Dunkellebens sind zwölf Jahre vergangen. Eine Zeit, die die Terraner offensichtlich genutzt haben, um sich technologisch weiterzuentwickeln. Gesellschaftlich scheint es aber nach wie vor in den Beziehungen zu den Kolonien zu hapern.

Wie groß muss die Not der Kolonisten sein, dass sie einen offenen Feldzug gegen die Terranische Flotte im Herzen des Solsystems wagen? Selbst Perry Rhodan fragt sich, wie das mit den Kolonien so schieflaufen konnte. Vielleicht, weil man die Menschen bzw. die Kolonisten nicht einbezogen hat, sie nicht abgeholt hat, in ihren Sorgen und Nöten. Andererseits scheint die Terranische Union nicht viel daraus gelernt zu haben, denn sie begehen den gleichen Fehler erneut. Sie experimentieren mit dem ATG, ohne die Erdbewohner zu fragen, ob sie das überhaupt wollen. Sie wurden erst kurz zuvor darüber informiert. Wow, das finde ich schon sehr hart. Da wird Perry Rhodan hoffentlich noch einiges blühen, denn die Auswirkungen der Versetzung werden viele Opfer fordern. Nicht nur diejenigen, die durch seismische Störungen und dem Absturz einer Kunstsonne gestorben sind. Die Folgeschäden der veränderten Sonnenstrahlung werden katastrophal sein. Natur und Menschen sind auf das Spektrum von Sol »geeicht«. Eine blaue Sonne mit hoher UV-Strahlung wird wohl einiges an Veränderungen bringen. Da bin ich gespannt, was sich die Exposéautoren alles dazu einfallen lassen.

Titelbildvariante Quelle: Perrypedia

Ein Handlungsstrang wird aus der Sicht von Auris von Laas-Tor erzählt. Die Akonin verliert durch seismische Aktivitäten bei der Ankunft der Erde im Akonsystem ihren Bruder. Es ist bewundernswert, wie sie dennoch einen kühlen Kopf bewahrt und die Vorgänge logisch durchdenkt. In der Erstauflage waren Perry und Auris einander zugeneigt. Ich bin gespannt, ob das bei NEO ebenfalls ein Thema sein wird und wie Thora ihren Mann verteidigt. Das Volk der Akonen wird von den Autoren sehr schön eingeführt, das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Da freue ich mich, mehr zu lesen.

Reginald Bull sitzt nun also im Solsystem fest und darf sich mit den Vertretern der TU und den aufständigen Kolonisten herumärgern. Hier hat ein wenig die verblüffte Reaktion der Kolonisten gefehlt, da hätte ich mir mehr Unglauben und Widerstand gewünscht. Tatcher a Hainu akzeptiert einfach das Fehlen der Erde und hält seine Flotte zurück. Das fühlte sich ein wenig langweilig an, gerade wegen der vorangegangenen Vorfälle, bei denen ein Schiff der Terranischen Flotte zerstört wurde.

Am Ende wird es nochmal spannend, als die Flotte der Überschweren ankommt, um das Solsystem zu unterwerfen. Offensichtlich ist man auf der Erde in der galaktischen Politik nicht ganz auf dem Laufenden. Hätte man sehen können, das wieder eine Invasion bevorsteht? Vielleicht wäre ein Blick nach außerhalb der Lokalen Blase nicht schlecht gewesen. Explorerschiffe, die in der Galaxis die Lage sondieren und potentielle Gefahren auskundschaften. So wurde das zumindest in der Erstauflage gelöst. Angesichts des Vorfalls denke ich mir, das NATHAN genau wusste, was er tat, als er das Projekt mit dem ATG-Feld ausgeheckt hat. Wahrscheinlich wurden Erde und Mond genau deshalb räumlich versetzt, um Leticron und seiner Flotte zu entgehen.

Ohne Zweifel ist den beiden Autoren mit »Zeitenwende« ein großer Wurf gelungen. Da steckt viel potentielle Handlung für die nächsten fünfzig Bände drin. Die legendäre SOL ist nur ein Highlight von vielen. Kenner der Erstauflage finden viele bekannte Schauplätze und Personen wieder und die Nur-NEO-Leser dürfen noch tiefer in die Welt von PERRY RHODNA eintauchen. Wer jetzt bei NEO einsteigen will, sollte das unbedingt tun. Einen geeigneteren Zeitpunkt kann es gar nicht geben.

Das Ende der Dunkelheit

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 249 – »Blackout Terrania« von Rüdiger Schäfer

Ein vom Mond ausgehender weltweiter Blackout stellt die Terraner vor ungeahnte Herausforderungen. Alle elektronischen Systeme versagen und stürzen die Menschen in die Katastrophe, vor allen in Terrania.
Perry Rhodan muss auf den Mond, um den Urheber des Blackouts, Iratio Hondro, das Handwerk zu legen. Mit Hilfe eines alten chinesischen Jets fliegt er mit Ronald Tekener nach Südamerika und gelangt mittels des dortigen Zeitbrunnens zum Mond. Unterstützung erhält er dabei unter anderem von SENECA, der Bordpositronik der CREST II.
Auf dem Mond trifft Rhodan neben Gucky, Sofgart und Omar Hawk auch auf seine beiden Söhne. Gemeinsam dringen sie in NATHANS Herz vor. Dort hat Iratio Hondro bereits das Nonagon gestartet, um Tihit ins Einsteinuniversum zu holen. Die Terraner greifen den allmächtigen Plophoser an, doch seine Technosporen schützen ihn. Bei dem Angriff wird Farouq Rhodan da Zoltral von Hondro erschossen. Die Situation wendet sich erst, als Sofgart in den Kampf eingreift. Sein Flakon und die drei Tropfen zerstören die Technosporen, nehmen damit Hondro die Macht und beenden den Blackout.
Während Rhodan zögert, den wehrlosen Hondro zu töten, übernimmt das Ronald Tekener für ihn und erschießt den Mann, der seine Schwester und ihn missbraucht hat. NATHAN nutzt das aktivierte Nonagon, um das Dunkelleben endgültig aus der lokalen Blase zu entfernen.
Tage später findet auf dem Mars die Trauerfeier für Rhodans Sohn Farouq statt.

Endlich, so möchte man hinausschreien, hat der Spuk um das Dunkelleben und um Iratio Hondro ein Ende. Der Handlungsbogen erschien mir extrem langgezogen. Das Perry Rhodan den Plophoser nicht töten würde, war zu erwarten. Wie gut, dass man für diesen Fall eine Figur wie Ronald Tekener aufgebaut hat. In dieser Hinsicht hat mich das Staffelfinale nicht verblüfft.

Überraschend dagegen ist der Tod von Rhodans Adoptivsohn Farouq. Natürlich ist sein Tod ein zusätzliches Mittel, um Rhodans Wut gegenüber seinem Gegner zu schüren. Dennoch war eigentlich klar, dass er Hondro kein Haar krümmen würde. Farouqs Tod dient vermutlich auch der Vorbereitung der nächsten Staffel, wenn es um die Unabhängigkeit der Kolonien und des Mars gehen wird. Da stünde der Marsgeborene wohl im Weg. Obwohl er gleichzeitig Konfliktpotenzial geboten hätte. Ich hätte eher Thomas Rhodan geopfert.

Sehr schön erzählt ist die Nebenhandlung über die junge Ärztin Nelly Parks, die zusammen mit einem Patienten durch das stromlose Terrania irrt und zur Helferin für viele Menschen wird. Mit solchen Geschichten kann mich Rüdiger Schäfer regelmäßig begeistern. Auch in diesem Fall ist dieser Handlungsbogen mein Favorit. Allerdings hätte ich mir gewünscht, wenn sie am Ende des Romans ein abschließendes Kapitel bekommen hätte (vielleicht als Prolog). Denn so wird die Handlungsebene mit ihr mittendrin abgewürgt.

Wie bei anderen Staffelenden werden, in mehr oder weniger geglückter Form, einige Charaktere aus der Handlung genommen. Das schlimmste Schicksal ereilt dabei neben Farouq Rhodan Jessica Tekener, der Hondro alle Mentalenenergie entzieht und ihr damit jegliche Erinnerungen und ihre Seele raubt. Sie ist nur noch ein menschliches Wrack, lebendig aber ohne Bewusstsein. Sofgart verliert durch sein Eingreifen das Augenlicht. Der Kreellblock mit dem Leyden-Team ist schwer beschädigt und wird genauso wie Leibnitz und Monade von NATHAN unter Verschluss gestellt.

Ein bisschen hadere ich nach wie vor mit der technischen Erklärung des Blackouts. Die lieferte bereits Rainer Schorm im vergangenen Band. Die These über die Aushebelung des Welle-Teilchen-Dualismus überzeugt mich nicht ganz. Warum sind dann nur die elektrischen Systeme betroffen? Wenn, müsste eigentlich alle Materie auseinanderfallen und jegliche chemische Reaktion betroffen sein. Alle Lebewesen auf der Erde und Mond könnten nicht mehr existieren. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Informationen gewünscht. So habe ich es als gegeben hingenommen, befriedigt hat es mich allerdings nicht. Ebenso wenig wie Perry Rhodans Flug mit dem chinesischen Jet. Dabei war arg viel Zufall im Spiel.

»Blackout Terrania« bringt den langen Handlungsbogen um das Dunkelleben endlich zu Ende. Trotz der unvorhergesehenen Überraschung ist es für mich nicht das beste Staffelfinale, da konnte man in der Vergangenheit schon Bessere lesen. Dennoch haben die Exposé-Autoren die meisten offenen Fäden zusammengeführt und zu einem befriedigenden Abschluss gebracht. Jetzt geht es hoffentlich mit neuen Ideen ins zweiundzwanzigste Jahrhundert.

F-Diagnosen

Mein geschätzter Kollege aus der SOL-Redaktion, Michael Tinnefeld, hat zusammen mit Uli Bendick einen Kurzgeschichtenband herausgegeben. In dem geht es weitgehend um Psychologie in der Zukunft. Michael hat seinen Beruf als Psychologe mit seiner Science-Fiction-Leidenschaft verbunden und rief 2019 auf ihm Geschichten zum Thema zu schicken. Nach langer gründlicher Überarbeitung erschien nun endlich die von Uli Bendick reich bebilderte Anthologie. Ich selbst habe sie noch nicht gelesen, möchte aber schon mal hier darauf aufmerksam machen.

Im Klappentext heißt es:

Psychische Störungen eröffnen uns einen meist unbekannten, fremden und manchmal bizarren Kosmos.
»Diagnose F« entführt Sie mithilfe von 35 Erzählungen und ebenso vielen Illustrationen in die Welt der seelischen Erkrankungen, deren Symptomen und möglicher Therapien. Die Grafiken stammen von zwei Künstlern, die die Geschichten auf ihre Art grafisch interpretieren. Ein Psychotherapeut diagnostiziert, analysiert und kommentiert jede Erzählung fachlich, sodass eine Verbindung zwischen Science und Fiction hergestellt wird.
Die Kurzgeschichten spielen in naher wie in ferner Zukunft und handeln von einem depressiven Alien, einer paranoiden KI, einem spielsüchtigen Menschen mit Gehirnchip, einem narzisstischen Psychiatrieprofessor, überaus konsequenten Robotern, einem schizophrenen Retter der Welt und vielem mehr.

Das Buch erschien bei AndroSF und ist bei allen Händlern als Paperback, Hardcover und E-Book erhältlich.

Michael Tinnefeld & Uli Bendick (Hrsg.)
DIAGNOSE F
Science-Fiction trifft Psyche
AndroSF 138
p.machinery, Winnert, Februar 2021, 352 Seiten

Kampf um NATHAN

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 248 – »Kybernetische Brandung« von Rainer Schorm

Beim Durchgang durch den Zeitbrunnen erlebt Gucky die Entstehung von NATHAN. Die Vision zeigt, wie die Fremdmaterie aus dem Creaversum das Posbischiff zum Absturz bringt und sich das Bioplasma mit der exotischen Materie zu etwas neuem transformiert.
Leibnitz und Nike Quinto sind die einzigen, die nach der vollständigen Evakuierung NATHANs auf dem Mond zurückgeblieben sind. Auch Iratio Hondro ist inzwischen auf dem Mond eingetroffen. Nachdem Jessica Tekener ihn mit Hilfe der Technosporen den Weg geebnet hatte, versucht er nun ein weiteres Mal an den Kreellblock heranzukommen, in dem Eric Leyden und sein Team stecken. Auf der Suche nach dem Kreell treffen Leibnitz und Quinto auf eine seltsame Erscheinung, die sich kurz darauf als eine Manifestation von Eric Leyden entpuppt. Der Wissenschaftler ist allerdings nur so etwas wie eine Projektion, hat allerdings hilfreiche Ideen. Bei Erreichen des Kreellblocks ist Hondro schon da. Da tauchen auch die Projektionen von Luan Perparim, Abha Prajapati und dem Kater Hermes auf, die versuchen Hondro aufzuhalten. Der Versuch schlägt fehl und sie verschwinden wieder, genauso wie Leyden.
Gucky, Omar Hawk und der Arkonide Sofgart schlagen sich derweil mit der bewusstlosen Jessica Tekener herum. Hondros Sporen versuchen die Frau erneut zu kontrollieren, was ihnen auch gelingt. Sie entkommt. Dafür treffen die drei den Technoläufer Karel Svoboda, der zu NATHANs Eingreiftruppe gehört. Er unterstützt sie auf dem Weg zu NATHANs Herz, wo Hondro versucht, die Mondintelligenz endgültig unter seine Kontrolle zu bekommen. Was ihm kurzzeitig auch gelingt.
Laura und Sophie Bull-Legacy und Rhodans Söhne Thomas und Farouq versuchen derweil auf dem Mond zu landen, doch Hondro hat mittels der Sporen eine Art Störfeld um den Mond gelegt, das die Positronik jedes Raumschiffes lahmlegt, das sich nähert. Mit Hilfe des MINISTREL können die beiden NATHAN-Interpreterinnen das Feld durchdringen und Kontakt zu Monade herstellen und damit NATHAN »neu starten«. Rhodans Söhne setzen zur Landung an, als das Störfeld kurzzeitig ausfällt. Ob sie rechtzeitig landen konnten oder abgestürzt sind, bleibt ungewiss.
Im Herzen NATHANs entbrennt der Kampf gegen Hondro, an dem Omar Hawk und sein Okrill Watson auf verlorenem Posten stehen. Quinto wurde betäubt, Leibnitz und Monade sind so geschwächt, dass sie nicht helfen können und Gucky kämpft immer noch gegen die Auswirkungen des Zeitbrunnentransits. Seine Parakräfte sind begrenzt. Das Hondro auch die Posbis kontrollieren kann, macht den Kampf nicht einfacher. Am Ende sieht es so aus, als würde Iratio Hondro gewinnen und mit der Erweckung der dunklen Entität Tihit das Leben im Sonnensystem, der Galaxis und im Universum auslöschen.

Puh, das war eine Menge Handlung. Ich hatte das Gefühl, dass der Roman länger war, als üblich. Da passieren viel Dinge gleichzeitig und man ist hin und hergerissen zwischen den verschiedenen Handlungssträngen. Bei allen möchte man wissen, wie es weitergeht. Das macht die Geschichte unheimlich spannend. Auch die Beschreibungen der Verhältnisse innerhalb des Mondgehirns waren sehr treffend. Ich habe beim Lesen gefroren.

Freunde des technischen Hintergrunds kommen gleich mehrfach auf ihre Kosten. Sei es das »EIS«, das NATHAN zu seiner Verteidigung einsetzt, sei es die stehende Welle, die den Mond umgibt und herannahende Schiffe mit positronischen Schadprogrammen bombardiert, oder sei es die Erklärung um die Projektion des Leyden-Teams, hier lässt sich vortrefflich spekulieren. Das hat der Autor ziemlich gut hinbekommen.

Gut hinbekommen hat er auch die Dialoge zwischen den Figuren. Für seinen Wortwitz ist Rainer Schorm inzwischen bekannt. In dieser Geschichte darf er ihn wieder nach Herzenslust ausleben.

Sehen wir mal davon ab, dass mir Iratio Hondro nach wie vor viel zu übermächtig erscheint, und dass nichts weniger als das Ende des Universums auf dem Spiel steht, hat mir die Geschichte gut gefallen. Die Rückkehr des Leyden-Teams inklusive Kater Hermes, erfreute mich sehr, auch wenn die Freude nur kurz währte. Ob sie je wieder ganz zurückkehren werden, liegt in der Hand der Expokraten.

Mir ist allerdings aufgefallen, dass zwischenzeitlich Absätze bzw. Zusammenhänge in der Handlung fehlen. Zum Beispiel weiß Eric Leyden plötzlich, dass 30 Jahre vergangen sind, ohne das zuvor darüber geredet worden wäre. Es scheint mir, dass das Manuskript massiv gekürzt worden wäre. Wozu die Vision von Gucky am Anfang notwendig ist, ist mir ebenfalls nicht ganz klar. Seine Erkenntnisse haben nicht zur Handlung beigetragen, sie wurde nicht einmal erwähnt. Da der Roman mit einem Cliffhanger endet, denke ich, dass man darauf noch zurückkommen wird.

»Kybernetische Brandung« ist zwar ein sehr technischer Roman, aber ein sehr spannender, der das Staffelfinale auf beeindruckende Weise einläutet.

Der Roman diesseits der Tiefe

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 247 – »Die Welt jenseits der Zeit« von Kai Hirdt

Sofgart, Gucky sowie Omar Hawk und sein Okrill Watson erwachen nach dem Transfer durch den Zeitbrunnen auf der fremden Welt Echo-TOOR. Offensichtlich sind sie nicht auf dem Erdmond gelandet. Sie begegnen Rittern, Lindwürmern und rätselhaften Gestalten. Sie treffen Jessica Trekener, die von NATHAN in den Zeitbrunnen auf dem Mond gestoßen wurde. Sie geraten in ein Gefecht zwischen Ilts und Maahks und müssen gegen arkonidische Sagengestalten um ihr Leben kämpfen. Zwei Schwestern der Tiefe zeigen Interesse an ihnen, doch nur eine meint es gut. Die andere hat es auf Sofgarts drei Tropfen abgesehen. Welches Spiel da getrieben wird und was für eine Welt Echo-TOOR ist, entblättert sich erst nach und nach. Eines steht fest, wenn sie sich nicht selbst verlieren wollen, müssen sie unbedingt einen Zeitbrunnen aktivieren, der sie auf den Mond und zurück in die Wirklichkeit bringt.

Ich habe lange überlegt, was ich schreiben soll, denn eigentlich hatte ich mich sehr auf den Roman von Kai Hirdt gefreut. Doch wenn ich bei einer Geschichte mehrfach ansetzten muss, um sie nach wenigen Kapitel doch wieder zur Seite legen, dann spricht dies nicht unbedingt für den Roman. Wenn ich nicht diese Rezension hier hätte schreiben müssen, hätte ich diesen NEO nicht zu Ende gelesen, so leid es mir für den Autor und die Expokraten tut.

Schon der Anfang verärgert mich. Hier wird im ersten Kapitel offenbart, dass sich NATHAN von Iratio Hondro nicht so einfach austricksen lässt und die Bedrohung durch die Technosporen schnell auszuschalten weiß. Das tötet die Spannung, die in Band 245 von Ben Calvin Hary so exzellent vorbereitet worden war. Anschließend wechselt die Handlung nach Echo-TOOR und verläuft sich in konfusen Szenen.

Das war nicht nur schräg, es fühlte sich regelrecht abstrus an. Dabei lag es nicht mal an der altbekannten Idee, dass Gedanken und Ängste Realität werden. Das gab es schon bei Star Trek. Ich fand die Art und Weise nicht gut, wie sie in die Romanhandlung eingebettet war. Es wirkte alles irgendwie gequält, als müsse man zwanghaft die Ängste aller Charaktere offenbaren. Hawks Ehefrau taucht plötzlich aus dem Nichts auf und wir erfahren von seiner tiefen Trauer, die er offenbar noch nicht verarbeitet hat. Warum kam das andeutungsweise nicht schon früher vor, wenn es ein so entscheidender Teil von Hawks Persönlichkeit ist. Später dann Gucky und die gewaltätigen Ilts … nun ja, davon wissen wir schon seit seiner Begegnung mit den Shafakk. Jessica Tekener hat soviel Angst vor der Manipulation ihrer Gedanken, dass sie nicht merkt, wie sie erneut manipuliert wird. Und Sofgarts arkonidische Zombie-Furien, gegen die die Gruppe in einen Zug kämpfen muss … Nein, decken wir lieber den Mantel des Schweigens darüber.

Das alles funktioniert für mich einfach nicht und ich hätte es akzeptiert, wenn wenigstens die Charaktere funktioniert hätten. Aber auch hier scheint der Autor die Figuren nicht richtig zu fassen zu bekommen. Hawk ist so mürrisch und misstrauisch, das ich regelrecht von ihm angewidert bin. Sofgart, den ich als Charakter sehr schätze, wirkt über weite Strecken senil und ist so gut wie nicht in die Handlung eingebunden. Jessica Tekener wird ohne Hondro in ihrem Kopf, wieder zu der, die sie zuvor war, blass, langweilig und unsympathisch. Einzig Gucky blieb der Alte.

Vielleicht hätten Kai Hirdt und Susan Schwartz die Exposés tauschen sollen. Echo-TOOR wäre der ideale Spielplatz für die Autorin gewesen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Kai Hirdt so lange bei NEO pausiert hat, dass ihm einfach das Gespür für die NEO-Charaktere verloren gegangen ist. Ich weiß es nicht, aber ich bin schwer enttäuscht von der von ihm erzählten Geschichte und seinen Figuren. Vielleicht hat sich der Autor auch zu sehr auf eine der Nebenfiguren konzentriert, die NEO-Version von Dao-Lin-H’ay. Die Kartanin ist eine Schwester der Tiefe, wie auch Rhodans Tochter Nathalie. Sie hilft den Gestrandeten von der seltsamen Welt zu entfliehen.

Das einzige was mich an dem Roman überzeugt hat, war die Erklärung zu Echo-TOOR. Eine Welt jenseits der Zeit, in der alle nicht realgewordenen Zeitlinien möglich sind. Was für eine großartige Idee. Um so trauriger bin ich, wenn ich daran denke, was man alles daraus hätte machen können. Interessant ist auch die Tatsache, dass es neun Tropfen gibt. Wer sie alle findet, besitzt unendliche Macht. Da wird sicher noch die eine oder andere Geschichte zu erzählen sein.

»Die Welt jenseits der Zeit« spielt bereits auf die kommende Staffel »Die Tiefe« an. Ein wahrhaft bezeichnender Begriff, stellt der Roman für mich doch den Tiefpunkt der vergangenen Staffeln dar. Es kann eigentlich nur besser werden. Hoffen wir es.