Höhen und Tiefen

Quelle: Perrypedia

Ich bin enttäuscht.

Die Staffel hat so gut begonnen und bis zu Band 256 hielt ich sie für beste NEO-Staffel überhaupt. Doch dann begann das hochaufgetürmte Kartenhaus nach und nach zusammenzufallen. An den Autoren der Einzelbände liegt es nicht. An der stilistischen Qualität der Romane gibt es nichts auszusetzen. Es liegt mehr an der Tatsache, dass ich einen »Hammer« erwartet habe. Die Erwartungen wurde die ganze Zeit hochgehalten, man rätselte mit und hoffte, dass sich der Antagonist endlich zeigte. Doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen wird man mit Erklärungen zu Quanteneffekten geradezu erstickt. Die Bodenständigkeit, die ich bei NEO bisher so gut fand, geht darin vollständig unter.

Anstatt sich in den letzten Romanen der Staffel mit den Quanteneffekten herumzuschlagen, hätte ich mir lieber einen Blick ins Akonsystem gewünscht. Ich hätte gern mehr erfahren über die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Akonen, oder wie sich die Situation auf die Bewohner beider Planeten auswirkt. Wie die Natur der Erde auf das veränderte Sonnenlicht reagiert, welche großen und kleinen Katastrophen die Menschen über sich ergehen lassen müssen.

Nicht zu vergessen der Konflikt mit den Überschweren im Solsystem. Der ging meiner Meinung nach komplett unter.

Hätte man die Reise der SOL nicht um eine Staffel nach hinten schieben können, um die umwälzenden Veränderungen auf Erde und Mond intensiver zu zeigen? Denn da liegt ein riesiges Potenzial an Geschichten begraben. Im gleichen Zug hätte man die Problematik im Solsystem zeigen können. Die »wasweißichwievielte« Invasion ist vom Thema her zwar nicht so spannend, aber das, was Rüdiger Schäfer in Band 254 zeigt, klingt vielversprechend. Gerade auch die Problematik mit dem Akonen, der sich plötzlich im Solsystem wiederfindet, hätte man weitererzählen können. Und zwar jetzt und nicht erst drei Staffeln später, wo sich kaum noch einer an die Figur erinnert.

Nun sind wir also wieder im Arkonsystem, auch das hätte man besser vorbereiten können, in dem man einen oder zwei Romane der Staffel auf Arkon hätte spielen lassen. So sieht es am Ende so aus, als wäre das immer der Plan gewesen. Wahrscheinlich ist es das auch, sowohl von den Autoren als auch von dem unbekannten Strippenzieher. Aber als Leser möchte ich überrascht werden und nicht merken, wie konstruiert der Plot ist. Das gefiel mir überhaupt nicht.

Ich denke mit Wehmut an Charaktere wie Auris von Las-Toór, an Gabrielle Montoya oder an Reginald Bull. Was für Geschichten hätte man da erzählen können, wenn man sich einfach die Zeit genommen hätte, anstatt eine quantenmechanische Bedrohung an die Nächste zu reihen.

Es ist grundsätzlich immer ein Problem, zu viele Erwartungen zu wecken und sie am Ende nicht einhalten zu können, weil das Gebilde, was man geschaffen hat, zu komplex geworden ist und einem über den Kopf wächst. Andererseits haben die Exprokraten von NEO weniger Planungssicherheit wie die der Erstauflage. Die Serie wird ja immer nur Staffel für Staffel verlängert. Sprich, es könnte jederzeit vorbei sein. Ich kann nachvollziehen, dass man da natürlich so viele Ideen wie möglich unterbringen möchte. Dann kann es schon mal vorkommen, dass es einen regelrechten Ideenstau gibt. Dennoch hätte ich nicht so viel in die Staffelhandlung gepackt. Wir wissen ja, weniger ist oft mehr. Oder wie sagte Robert Feldhoff: »Kompliziert wird es von allein.«

Rüdiger Schäfer erklärt in einem Kommentar warum die Staffel »Die Tiefe« heißt. Damit ist die Quantenebene als »tiefste« Existenzebenen gemeint. Gut gedacht, aber ich finde das dies nicht für jeden Leser naheliegend ist.

Rückblick auf die Vergangenheit der Zukunft

Quelle: BoD.de

Wahrscheinlich habe ich es hier schon mal erwähnt, in dem Fall wiederhole ich mich gern. Star Trek: Enterprise wird für immer einen besonderen Stellenwert unter den Star Trek-Serien haben. Ohne das Prequel wäre ich wahrscheinlich nicht mit meinem Mann zusammengekommen, oder es hätte länger gedauert. Das weiß man nie. Deshalb bin ich der Serie heute noch sehr verbunden, obwohl viele Fans damit so gar nichts anfangen können.

Zu langweilig, zu rückständig, zu wenig Star Trek – die Liste der Kritiken ist lang und manches mag durchaus berechtigt sein. Denn tatsächlich dauerte es lange, bis sich die Serie endlich gefunden hat. Zu lange, leider. Mit der vierten Staffel wurde sie schließlich eingestellt.

Wer Enterprise damals nicht bis zum Ende angesehen hat, oder wer sie gar nicht kennt, sollte vielleicht doch mal ein Auge auf die TV-Serie riskieren. Es gibt sehr gute Einzelepisoden. Damit derjenige ungefähr weiß, was auf ihn zukommt, empfehle ich hier folgendes Sachbuch. »Star Trek: Enterprise – Ein kritischer Rückblick auf die fünfte Star Trek-Serie« von Julian Wangler. Der Autor von »Maximum Warp« offenbart darin kenntnisreich seine persönlichen Gedanken zu Archer, T’Pol und Trip, über die vier Staffeln, den Weg zur Gründung der Föderation und warum in Star Trek: Enterprise doch mehr Star Trek steckt, als man zunächst denkt.

Das Beste, der Autor langweilt seine Leser nicht mit Seitenlangen Handlungszusammenfassungen. Die meisten Folgen werden inhaltlich nur umrissen, wenn überhaupt. Er konzentriert sich auf das große Ganze, visualisiert das Grundgerüst der einzelnen Staffeln und wie es den Produzenten gelungen ist, dies umzusetzen oder eben nicht. Die Hintergründe sind treffend recherchiert und zeugen von Kenntnis der Materie. Die Kapitel sind informativ und flüssig geschrieben. In vielen Punkten stimme ich mit dem Autor überein. Manchmal gehen unsere Meinungen auseinander, aber das ist selten. Als Kenner der Serie bekommt man noch einmal alles schön aufbereitet. Man erinnert sich wieder an dies und an jenes. Und es macht auf jeden Fall Lust, die DVDs mal wieder einzulegen und sich die Folgen noch einmal anzuschauen.

Ein winzig kleines Problem hatte ich mit den Titeln der genannten Episoden. Die sind durchgehend auf Deutsch. Da ich die Folgen vorwiegend auf Englisch gesehen habe, habe ich leider nur die englischen Titel im Kopf. Da musste ich tatsächlich hin und wieder mal nachschlagen, um zu wissen von welcher Folge die Rede ist. Da wäre es schön gewesen, beide Titel abzudrucken, das englische Original und die deutsche Übersetzung. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Am Ende versucht sich der Autor an einem versöhnlichen Ende. Denn bekanntlich wurde die Serie von ihren Schöpfern mit einer höchst umstrittenen Folge beendet. Archers Rede vor der Föderation und die Episoden 30 und 200 Jahre nach der Gründung der Föderation haben mir gut gefallen und sind der Serie würdig.

Fazit: Den subjektiven Rückblick auf Star Trek: Enterprise halte ich durchaus für gelungen. Er spricht sowohl Fans als auch Neulinge an, stellt Querverbindungen her, auf die man selbst nicht gekommen wäre und bringt auch die eine oder andere neue Information zu Tage. Das ganze in einem leicht lesbaren Stil, der gut zu unterhalten weiß. Was bei einem Sachbuch nicht selbstverständlich ist. Das Buch ist bei BoD als gedrucktes Taschenbuch oder als E-Book erhältlich.

Am Ende muss ich noch gestehen, dass ich vielleicht nicht ganz unbefangen bin. Julian Wangler und ich kennen uns schon seit den Zweitausendern aus der Fan-Fiction-Szene. Er fragte mich, ob er eine meiner Zeichnungen als Illustration im Buch abdrucken darf. Da habe ich natürlich nicht Nein gesagt.

Quellhäuschen, Katzer und andere Seltsamkeiten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 258 – »Der Plan des Quellmeisters« von Rainer Schorm

In der Nähe der Quantenquelle gerät die SOL trotz des SCALA-Schirms in eine Wolke neutraler Quanten. Ein Teil des Schiffes verschwindet. Die Membran, welche die SOL-Zelle mit den Habitaten wie ein Messer teilt, hat verschieden Auswirkungen auf die Besatzungsmitglieder. Bjo Breiskoll und Perry Rhodan werden davon magisch angezogen, andere Menschen werden durch die Membran verletzt. Sofgarts Augenprothese funktioniert nicht mehr richtig und eine unsichtbare Kraft lähmt den Arkoniden.
Ein blinder Passagier, der schon länger an Bord der SOL ist, hat ähnliche Probleme. Der Loower Pankha-Skrin, den Rhodan vor zwölf Jahren im Compariat gerettet hat, hat das Mentalamalgam Sud und Donna Stetson mittels Loowertechnologie von der CREST II zusammen mit SENECA an Bord geholt. Doch die Transportkapseln versagen in der Nähe der Membran. Die beiden Frauen drohen zu sterben. Er muss sich Rhodan und der Besatzung offenbaren, um sie und damit auch seine Mission zu retten. Aber er steckt im verschwunden Teil der SOL auf der anderen Seite der Membran.
Dann aber lösen sich die Relikte von Quiniu Soptors Stab aus Suds Intarsium und perforieren die Membran. Rhodan und Bjo Breiskoll wechseln durch die Membran und können die Frauen bergen. Auf der Medostation lösen sich letztendlich die Relikte vollständig aus Suds Intarsium und werden zu zwei weiteren Atorakten in Sofgarts F’Atkor. Dieser kann damit die Membran verschieben und die SOL befreien, deren Statik kurz vorm Zusammenbruch steht. Pankha-Skrin verschweigt Perry Rhodan die Gründe seiner Mission und lässt die Menschen ahnungslos in ihr Schicksal fliegen.

So sehr ich Rainer Schorm als Menschen mag, so schwer tue ich mich mitunter mit seinen Geschichten. »Der Plan des Quellmeisters« brachte mich wieder an meine Grenzen. Ich habe angefangen und den Roman schnell wieder beiseite gelegt. Es dauerte lange, bis ich ihn wieder zur Hand nahm und mich buchstäblich, also Buchstabe für Buchstabe, durch die Handlung quälte.

Eigentlich habe ich es gern komplex. Ich freue mich immer über komplizierte Zusammenhänge, aber diese sollten eine Geschichte unterstützen und nicht der Quell der Handlung sein, wo wir schon bei Quellen sind. Dass, was ich hier lese ist … nein, es fühlt sich wie Zauberei an. Das denkt Perry Rhodan an einer Stelle des Romanes sogar selbst: »Was dann geschah, wirkte beinahe wie Magie.«

Natürlich kann man nicht einfach sagen, dass funktioniert so nicht. Wir verstehen viel zu wenig von Quantenphysikalischen Vorgängen, als dass wir mit Sicherheit sagen können, das gibt es und das gibt es nicht. Aber – und hier richte ich mich an beide Exposéautoren – für mich ist das als Erklärung ein bisschen zu simpel. Machen es sich die Autoren damit nicht zu einfach, indem sie sagen, dieses oder jenes Phänomen wird durch diesen oder jenen Quanteneffekt hervorgerufen? Auch wenn in der Quantenmechanik vieles möglich ist, so sollte es nicht als Alibi dafür dienen, die Handlung um die technischen Phänomene herum zu konstruieren. Anstatt, eine Idee oder einen Charakter durch eine spannenden Handlung näher zu beleuchten, ist in diesem Band die ominöse Membran der eigentliche Protagonist.

Während Lucy Guth in Band 255 »Die perfekte Welt« die neutralen Quanten oder Neuter dazu benutzt, Perry Rhodan einen Spiegel vorzuhalten und ihn mit den Prinzipien seines zweiten Selbst zu konfrontieren, erzählt sie damit eine Geschichte, die den Leser fesselt. Eben weil die Neuter nur das Werkzeug sind und nicht der eigentliche Kern.

In Band 258 erlebe ich die Auswirkungen der geteilten SOL aus verschiedenen Perspektiven mit, ohne das ich eine emotionale Bindung zu einem der Charaktere aufbauen kann. Außer vielleicht zu Sofgart, den Rainer Schorm besser als jeder andere Autor zu beschreiben weiß. Von den technischen Beschreibungen und pseudophysikalischen Erklärungen bleibt bei mir nichts haften. Außer, dass sich am Ende fünf statt nur drei Atorakte im F’Atkor befinden, sind für mich keine entscheidenden Handlungsfortschritte oder Charakterentwicklungen erkennbar.

Probleme habe ich nach wie vor mit Bjo Breiskoll. Bei dem Katzer bin ich mir nicht sicher, warum die Expokraten ausgerechnet ihn eingeführt haben und was sie mit ihm planen. Die Figur ist für mich nicht greifbar. Mir wäre zum Beispiel lieber gewesen, er wäre zu einem Gefäß für den Quantenschatten geworden, damit dieser seinen perfiden Plan an Bord der SOL hätte ausführen können. So bleibt die Gefahr durch den Schatten die ganze Zeit über zu subtil, um am Ende von Band 258 innerhalb weniger Absätze für beendet erklärt zu werden. Das war für mich unbefriedigend gelöst.

»Der Plan des Quellmeisters« ist ein schwieriger Roman, der mit vielen pseudowissenschaftlichen Gedanken aufwartet, denen sich Handlung und Charaktere unterordnen müssen. Mit dem Katzer Bjo Breiskoll agiert außerdem eine mich wenig überzeugende Figur. Da wünsche ich mir den echten Kater Hermes zurück.

Wer sich fragt, was ein Quellhäuschen ist. Das ist ein Organ eines Loowers, das auch bei Perry Rhodan auf der Hand wächst und das durch die Membran stimuliert wird.

Überfrachtetes Quantenabenteuer

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 257 – »Schatten im System« von Ruben Wickenhäuser

Auf der CREST II gibt es wieder Probleme mit der Schiffspositronik. SENECA leidet unter Auflösungserscheinungen, die KI droht zu sterben.
Währenddessen näherte sich die SOL der gesuchten Quantenquelle. Doch die Wirklichkeit außerhalb des Raumschiffes befindet sich im Fluß. Sogenannte Neuter – neutrale Quanten, die die Realität verändern – führen zu zunehmendem Chaos an Bord der SOL.
Tro Khon, Icho Tolot und die DOLAN drehen durch und werden zur Gefahr für die Besatzung und das Schiff. Bjo Breiskoll entdeckt sein Talent als Datenspürer und wird sogleich von der Schiffsführung rekrutiert.
Die robotischen Begleiter des Arkoniden Sofgart, Eggis und Ekkis, verwandeln sich in künstliche Intelligenzen, welche die Hauptpositronik der SOL scheinbar zerstören. Cheftechniker Breckcrown Hayes versucht zusammen mit Sofgart sie aufzuhalten. Und dann ist da noch der Quantenschatten, der auf dem Schiff sein Unwesen treibt und die prekäre Situation der SOL noch zu verschlimmern droht.
Am Ende erwacht SENECA an Bord der SOL und rettet das Schiff vor der Vernichtung.

Der Roman will zu viel. Viel zu viel, wenn man mich fragt. Es gibt zu viele Charaktere, zu viele Handlungsschauplätze, zu viel sinnfreies Technobabble und zu wenig Zeit, um daraus eine homogene Handlung zu formen. Es fehlt der rote Faden. Die Geschichte liest sich wie eine Ansammlung von Kurzgeschichten. Schlaglichter einer Raumschiffbesatzung im Angesicht des Chaos. Das ist spannend geschrieben, geht aber nicht in die Tiefe. Das Gefühl einen NEO-Roman zu lesen, will sich bei mir perdu nicht einstellen. Was unteranderem daran liegt, dass viele der Figuren »out of character« agieren.

Ich weiß nicht, welche der Nebenhandlungen im Exposé standen, aber der Autor vermag es nicht, mir eine glaubwürdige zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Für den Wechsel SENECAs von der CREST II auf die SOL, die nicht nur Lichtjahre voneinander getrennt, sondern auch in zwei völlig verschiedenen Universen unterwegs sind, fehlen logische und nachvollziehbare Erklärungen. Das liest sich nicht nur verwirrend, sondern ist es auch. Quantenverschränkung hin oder her, das hätte man eleganter lösen können, beispielsweise über eine gezielte Datentransmission durch eben jene Quantenquelle, welche die SOL in Bedrängnis bringt.

Bei vielen der einzelnen Geschichten bleiben bei mir Fragezeichen zurück. Wozu werden sie überhaupt erzählt? Was haben sie zur Gesamthandlung beizutragen? Die durchdrehenden Haluter und die ganze Handlung über die DOLAN erscheinen mir für die Geschichte unwichtig und nur auf Wirkung gesetzt. Stattdessen hätte man der Übertragung von SENECA mehr Raum geben müssen, um diesen Vorgang schlüssig zu erklären. Das gleiche gilt für das schwangere Crewmitglied Helma Buhrlo. Ich hoffe, da kommt noch etwas.

Bjo Breiskoll ist zwar gut charakterisiert. Seine Einführung in die Serie scheitert aber, meiner Meinung nach, am Umgang mit ihm durch die Schiffsführung. Ihn als absoluten Neuling einfach in hochsensible Schiffsfunktionen einzubinden, war schon ziemlich weit hergeholt. Außerdem passen die mitunter autoritären und widerborstigen Vorgesetzten nicht zu der von NATHAN angeblich so perfekt zusammengestellten Crew. Solche unsozialen Führungskräfte kann sich ein Generationenraumschiff nicht leisten. Schon gar nicht eins, das von einer künstlichen Intelligenz gebaut wurde.

Störend waren zudem Anschlussfehler aus dem vorangegangenen Roman. Sam Breiskoll erklärt zu Beginn seinem Sohn, dass er ihn geweckt hat, was so aber nicht stimmt. Er wurde durch eine Fehlfunktion geweckt. Später wurde das wieder revidiert. Perry Rhodan und die Schiffsführung waren über den Quantenschatten informiert. In Band 256 wurde gesagt, dass in der Positronik gezielt danach gesucht, aber nichts gefunden wurde. Dass es in Band 257 so lange dauert, bis die Verantwortlichen dahinter kommen, dass der Quantenschatten Verursacher des positronischen Ausfalls ist, kann ich irgendwie nicht nachvollziehen.

»Schatten im System« ist vieles, aber kein Roman, der an die Größe der Vorgänger anknüpfen kann. Die hektische, übertrieben zerstückelte Handlung verspielt viel Potenzial und vermag mich nicht zu befriedigen. Da hilft auch nicht die stilistisch saubere Schreibe des Autors. Dieser Roman beweist erneut die These, dass weniger oftmals mehr ist.

Die Druuns kommen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 256 – »Die Flüsterfürstin« von Ben Calvin Hary

Etwa einhundert Jahre bevor Erde und Mond nach M 3 versetzt werden, stürzt das Akonenraumschiff TRAVINOL auf einem Planeten innerhalb der Dunkelwolke ab. Die überlebende Crew sieht sich alsbald mit einheimischen Insekten – von den Akonen Druuns genannt – konfrontiert, die nicht nur die Schiffstechnik schädigen, sondern die auch in die Gehirne eines Teils der Besatzung eindringen und sie fremdsteuern. Es beginnt ein Kampf um das Wrack und Möglichkeit für die Druuns, den Planeten zu verlassen.
Die SOL empfängt den Notruf der TRAVINOL. Die FAIRY fliegt mit Gucky, Sam Breiskoll, Omar Hawk sowie dem Okrill Watson den Planeten an. Doch sie finden nur noch das zerstörte Raumschiff vor. Die Crew muss vor fast einhundert Jahren gestorben sein. Watson wird unbemerkt von den Druuns »infiziert« als er ihre Nester zerstört.
Zurück auf der SOL breiten sich die Insekten exponentiell über das ganze Schiff aus und infizieren einen Großteil der Crew. Die befallenen Menschen verhalten sich zunehmend aggressiv, sobald sie auf Nichtinfizierte treffen. Perry Rhodan und die Schiffsführung beschließen, alle Nichtinfizierten in die FAIRY zu evakuieren und das Schiff von der SOL abzukoppeln.
Aus einem Baugefühl heraus fliegen sie erneut den Planeten mit dem abgestürzten Wrack an, um vielleicht mehr über die Hintergründe der Druuns zu erfahren. Und tatsächlich in Kavernen unterhalb der TRAVINOL treffen sie auf Välfouerr dem Mentor von Callibso, der ihnen mitteilt, dass sich mit Hilfe der Druuns ein Quantenschatten auf die SOL gelangt ist und sich nun in der Positronik versteckt.
Die FAIRY kehrt daraufhin zur SOL zurück, auf der alles wieder normal zu sein scheint. Da erwacht Sam Breiskolls Sohn Bjo, der von NATHAN heimlich an Bord gebracht wurde, aus seiner Tiefschlafkapsel.

Freunde des gepflegten Horrors kommen bei dem Roman sicher auf ihre Kosten. Die Situation auf der SOL erinnerte mich stark an den Film »Die Körperfresser kommen«, was vielleicht auch ein bisschen beabsichtigt war. Jedenfalls finden sich Perry Rhodan und seine Frau Thora schnell in einer gefährlichen Situation wieder, aus der sie in letzter Sekunde gerettet werden können.

Der Gruselfaktor ist auch in den Kapiteln um Valkia die Kommandantin der TRAVINOL stets präsent. Deren Aufzeichnungen über den Absturz und das Überleben der akonischen Crew sind spannend geschrieben und man weiß bis zum Schluss nicht, wer eigentlich auf der bösen Seite steht und wer auf der guten.

Sehr schön finde ich die Charakterisierung von Sam Breiskoll, dem Chefmedizinier der SOL, der um seinen in Stasis befindlichen Sohn bangt und in Cole Reeves einen Verbündeten an Bord der SOL findet. Hier nimmt der Autor Bezug zu einer seiner Figuren aus Band 245.

Obwohl ich wie immer ein bisschen befangen bin, weil ich den Roman schon in der Manuskriptfassung gelesen habe, finde ich ihn gut geschrieben. Sehr lebendig und bildhaft gezeichnet, mit viel Gespür für die Charaktere.

Der einzige Punkt, den ich schon am Manuskript bemängelt habe, ist die Präsensform von Valkias Aufzeichnungen. Obwohl sie in diesem Fall sogar gerechtfertigt ist und obwohl ich ein Fan des Erzählens im Präsens bin, hatte ich Probleme, vor allem bei den Übergängen zu den anderen Kapiteln, die klassisch im Präteritum geschrieben sind. Da kam ich regelmäßig ins Straucheln. Da half mitunter nur, eine kurze Lesepause einzulegen.

Alles in allem ist »Die Flüsterfürstin« ein spannender Roman, der eine neue, dem Erstauflagenleser bekannte, Figur in NEO einführt und mit dem geheimnisvollen Quantenschatten eine neue Bedrohung für Perry Rhodan und die Menschheit heraufbeschwört.

Tief in der Tau-Turbulenz

Quelle: Amazon

Ab und zu schaffe ich es neben meiner ganzen PERRY RHODAN- und Fanzine-Literatur mal ein Buch aus meinem Stapel ungelesener Bücher zu lesen. So zog ich am vergangenen Freitag »Die Chronolithen« von Robert Charles Wilson aus dem Bücherregal.

Der Autor begeisterte mich vor einigen Jahren mit seiner Spin-Trilogie. Wobei ich »Spin« nach wie vor zu einem der besten SF-Romane überhaupt zähle. Mit »Die Chronolithen« zog mich der Autor ebenfalls wieder voll in seinen Bann. Verrückt, aber ich hatte den 430-seitigen Roman nach dem Wochenende durch. Und war am Ende traurig, als die Geschichte schon vorbei war. Ich hätte die Handlung um einen Amerikaner und dessen Familie gern noch weiter verfolgt, deren Leben mit gigantischen Obelisken aus der Zukunft verknüpft zu sein scheinen.

2021 materialisiert in Thailand plötzlich ein riesiger Obelisk aus einem unbekannten Material und richtet große Zerstörungen an. Der chinesischen Aufschrift zu Folge stammt das Objekt, das sich jeder wissenschaftlichen Untersuchung entzieht, aus dem Jahr 2041. Es ist das Mahnmal eines gewissen Kuin und stellt für die Regierungen der westlichen und östlichen Welt eine Kriegserklärung dar. Im Laufe der Zeit tauchen weitere solcher Kuin-Monumente auf, die auch als »Chronolithen« bezeichnet werden und verursachen Katastrophen, Krisen und Kriege. Die Welt versinkt nach und nach in Not und Elend. Es beginnt in Asien und zieht sich bis nach Nordamerika. Kuin wird für viele Menschen zum Gott, weil er die autoritären Regierungen mit seinem immer detaillierter werdenden Statuen zu verspotten scheint. Seine Existenz bleibt ebenso unklar, wie der Weg auf denen er die Objekte in die Vergangenheit schickt. Der Protagonist des Romans Scott ist beim Auftauchen des ersten Chronolithen in der Nähe. Von da an werden er und seine Familie in eine Reihe unglaublicher Zufälle und Verknüpfungen verstrickt, die sein Leben zu bestimmen scheinen. Zusammen mit einer Physikerin, einem FBI-Agenten und einer Frau, die ihren Sohn an die Kuinisten (wie sich die religiösen Anhänger Keins nennen) verloren hat, versucht er den Ereignissen auf die Spur zu kommen und weitere Manifestationen zu verhindern. 2039 endet die Geschichte mit der Zerstörung eines Kuin-Monuments in Wyoming.

Im Grunde ist es die Geschichte einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Weil die Wissenschaftler die Artefakte aus der Zukunft untersuchen, ermöglichen sie diese erst. Die Wissenschaft hinter den Chronolithen ist gut ausgedacht, bezeichnet als Tau-Turbulenz und Minkowski-Eis. Das klingt zu jeder Zeit logisch und plausibel, auch deshalb, weil der Autor seinen Protagonisten immer wieder daran zweifeln lässt.

Die Romane von Robert Charles Wilson zeichnen sich dadurch aus, dass die Science-Fiction-Idee im Hintergrund steht und es eigentlich um die Schicksale der Figuren geht. Das ist in diesem Roman nicht anders. Die Geschichte bezieht ihre Spannung eher aus den zwischenmenschlichen Interaktionen der Charaktere und nicht aus der Technik und Wissenschaft der Ereignisse. Dadurch entsteht ein unheimlicher Sog, der mich komplett eingesaugt hat, so das ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Dabei verknüpft der Autor die eigentlich nicht zusammenhängenden Ereignisse nach und nach zu einem großen Ganzen. Man erlebt mit dem Protagonisten, wie sich die Zufälle zu einem Muster verweben und letztendlich in einem finalen Ereignis vereinen. Das ist schon großen Kino und es wundert mich, warum Hollywood diese Geschichte noch nicht aufgegriffen hat. Das gleiche gilt übrigens auch für »Spin«.

Dieser großartige Roman bekommt einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal, neben den anderen Romanen von Robert Charles Wilson, weil ich mir ganz sicher bin, dass ich ihn ein zweites Mal lesen werden. Der Roman erschien bereits 2006, ist aber immer noch im Buchhandel bzw. in Antiquariaten erhältlich.

Exemplarischer Schäfer

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band – »Die Exemplarische Instanz« von Rüdiger Schäfer

Die Überschweren haben im Handstreich das Solsystem eingenommen. Sie scheinen sehr viel über die Menschen zu wissen und setzen dieses Wissen strategisch ein. Protektor Reginald Bull setzt auf Kooperation mit den Invasoren, auch weil die dezimierte Terranische Flotte nicht in der Lage ist, gegen die Tausenden mit Transformkanonen bestückten Schiffe der Invasoren vorzugehen. Der Befehlshaber der Überschweren, Leticron, lässt sich auf dem Mars nieder und macht Bull zu seinem Handlanger. Später bricht Leticron mit einem Teil seiner Flotte ins Wegasystem auf, um auch die Ferronen in sein Sternenreich einzugliedern.
Auf dem Mars formiert sich derweil Widerstand. Einige Menschen wollen die Besatzung durch die Überschweren nicht hinnehmen und verüben einen Anschlag. Thomas Rhodan da Zoltral, der unter einer Tarnidentät auf dem Mars unterwegs ist, will sich die Rebellen näher ansehen.
Auch das Medizinische Zentrum auf Mimas wird von den Überschweren in Besitz genommen. Als Ronald Tekener seine Schwester beschützen will, gerät er mit zwei Überschweren zusammen. Bevor die ihm aber ernsthaft schaden können, bekommt er Unterstützung von Jennifer Thyron der Sicherheitschefin der Whistler Corporation. Gemeinsam fliehen sie von Mimas auf den Mars.

Rüdiger Schäfer weiß, wie man Frauen rumkriegt, zumindest als Leserinnen von NEO. Die Romanze zwischen Ronald Tekener und Jennifer Thyron war exzellent geschrieben mit der richtigen Dosis Humor und Romantik. Damit bekommt er mich eigentlich immer. (Thyron war übrigens in der Erstauflage lange Zeit Tekeners Frau.) Nur ihre Reise mit dem Müllfrachter war nicht gut durchdacht. Warum sollte Mimas seine medizinischen Abfälle erst mit einem Raumschiff auf den Mars schicken, um sie dann dort mittels Desintegratorentechnologie aufzulösen? Das hätte man auch auf Mimas machen können, zum einen weil es billiger wäre und zum anderen würde man die Gefahren minimieren, die ein Transport medizinischer Abfälle mit sich bringt. Außerdem müssen Tekener und Thyron zwei Tage ohne zu Trinken auskommen und sind am Ende noch so fit, dass sie einen drohenden Absturz aus dem Müllcontainer überleben. Das halte ich für realitätsfern. Da wäre ein Versorgungsfrachter, der Güter aus den Kolonien durch das Solsystem transportiert, glaubhafter gewesen.

Spannend ist ebenfalls der Handlungsstrang um Thomas Rhodan in seiner Tarnidentität. Er muss untertauchen, als das Quinto-Center von den Überschweren entdeckt und übernommen wird. Auf dem Mars kommt er nicht nur in Kontakt zu den Rebellen, die den Besatzern um Leticron Widerstand leisten, sondern er erfährt auch, dass das Langstrecken-Kurierschiff ERNSTING mit Neuigkeiten von der Erde und von Perry Rhodan im Solsystem eingetroffen ist. Das einzig nervige an den Kapitel ist, dass der Name von Thomas Rhodan da Zoltral in gefühlt jedem zweiten Absatz voll ausgeschrieben wird.

Nicht weniger bewegend ist Reginald Bulls »Auseinandersetzung« mit Leticron. Der Überschwere ist schwer einzuschätzen. Er gibt sich kumpelhaft aber verschlagen. Rüdiger Schäfer gelingt es sehr gut, den Konflikt darzustellen, den Bull mit sich selbst und seiner aufbrausenden Natur durchlebt. Um die Menschen im Solsystem zu schützen, muss er dem Besatzer bedingungslos gehorchen. Leticrons Ziele dagegen sind schwer zu fassen, zumal seine Herkunft nach wie vor ein Geheimnis bleibt. Viel wichtiger ist, dass er offenbar einen Verbündeten hat, der die Menschen sehr gut zu kennen scheint und von dessen Wissen Leticron profitiert. Der maskierte Mensch nennt sich Braas’cooi. Der Beschreibung nach, steckt kein anderer als Alaska Saedelaere hinter der Maske.

Die Handlungsebene im Solsystem finde ich nach diesem Roman fast noch spannender als Perrys Abenteuer mit der SOL in M3. Ich bin hin- und hergerissen, möchte ich jetzt doch wissen, wie die Geschichte um Leticron und die Terraner weitergeht. Was Leticron und die Überschweren angeht, bin ich mir sicher, das sie irgendwas mit den Mehandor Schwestern zu tun haben, die damals die Pläne der Transformkanone gestohlen haben. Offensichtlich sind sie nicht von einem Saurier gefressen worden, sondern vermutlich in die Vergangenheit gereist.

Noch zu erwähnen sind die kurzen Szenen über einen Akonen, der durch die Versetzung auf dem Mars materialisiert ist und von zwei Farmern gerettet wird. Auch da bin ich gespannt, wie es mit ihm weitergeht. Eines ist mir jedoch noch nicht klar: Was ist mit dem Planeten und seinem Mond aus dem Akon-System, stehen die jetzt anstelle der Erde, oder ist da nichts? Das wurde nicht explizit beschrieben.

»Die Exemplarische Instanz« ist ein typischer Roman von Rüdiger Schäfer, der die Charaktere in den Vordergrund stellt und mit viel Emotion eine ausgesprochen spannende Geschichte erzählt. Großartig.

Vervirte Zeiten

Quelle: Amazon

Vergangenes Jahr berichtete ich an dieser Stelle über Ralf Königs Twitter-Experiment, jeden Tag einen Comic-Strip zum Thema Corona zu veröffentlichen.

Inzwischen sind die Comics als gesammeltes Werk erhältlich »Vervirte Zeiten« ist eine schöne Dokumentation über die Corona-Krise 2020. Die kurzen Geschichten berichten über das Leben eines Autors, seiner Familie und seines Freundeskreis und sind in eine größere Rahmenhandlung eingebettet. Das die Protagonisten meist schwul sind, ist dabei tatsächlich nebensächlich, die Nöte und Probleme aller sind gleich.

Mit viel Witz und Augenzwinkern verhalf der Autor sich und seinen Lesern über eine schwere Zeit hinweg, die so ungewöhnlich war, das wir darüber in ein paar Jahren wahrscheinlich nur noch ungläubig den Kopf schütteln werden. Ich kann den Comic-Band nur jedem ans Herz legen, der die schnoddrige Art des Künstlers mag. Und vielleicht (Achtung Insidergag!) hält der eine oder andere beim nächsten Besuch im REWE nach dem Filialleiter Ausschau.

Ich erwarte nun sehnsüchtig das nächste Abenteuer von Barry Hoden.

Haluter und Bestie in Nöten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 253 – »Die Amber-Protokolle« von Rainer Schorm

Die Bestie Tro Khon und der Haluter Icho Tolot, wurde von Perry Rhodan in M3 von einem Planeten gerettet. Nun erzählen sie der Crew der SOL, wie sie dort gelandet sind.
Tro Khon war zuletzt mit dem Leyden-Team zusammen, bevor sie in Kreell eingeschlossen und durch eine Anomalie in die Zeit vor Beginn des Universums gezogen wurden und er anschließend allein auf der Bernsteinwelt Amber in M3 strandet. Wo er von der Wesenheit Tiamat festgehalten wird.
Icho Tolot untersucht Jahre lang einen Datenspeicher, den er auf bei einer Mission im Monoceros-Ring erhalten hatte. Die Erforschung der Daten gestaltet sich schwierig und so erhält er erst spät einen Hinweis in Form eines Signals, das ihn durch den Sonnentransmitter von Algol C ebenfalls auf die Bernsteinwelt führt. Hier befreit er Tro Khon und beide entkommen der ungewöhnlichen Welt.
Auf ihrer Suche nach dem Zielort des Signals gelangen sie auf einen Planeten
 mit einer verlassenen Station der Loower oder der Vorgänger. Hier treffen sie wieder auf das scheinbar körperlose Wesen Tiamat, das in Tolot die ideale körperliche Hülle sieht. Tolots geistige Übernahme durch Tiamat kann von Tro Khon verhindert werden, aber die Station erkennt in den beiden eine Gefahr und setzt sie so lange fest, bis Rhodan sie befreien kann.
Das ambivalente Wesen Tiamat, mit dem auch schon Omar Hawk und Sofgart Kontakt hatte, scheint eine nicht unwichtige Rolle zu spielen. Noch offenbaren sich nur Puzzleteile des kosmischen Plans, in den die Menschen und ihre Freunde hineingezogen wurden. Selbst die Versetzung der Erde nach M3 und der Bau der SOL durch NATHAN sind offensichtlich kein Zufall.

Rainer Schorm, bekannt für seine detaillierten technischen Beschreibungen, schöpft bei diesem Roman aus dem Vollen. Ob es bei der Untersuchung des Datenträgers ist oder bei der Reise von Tro Khon bis hin zu der negativen Sonne, um die sich die Bernsteinwelt Amber dreht, vieles ist komplex geschrieben und erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Ich konnte den Roman nur Kapitelweise lesen, alles andere wäre mir zu viel geworden. Dennoch habe ich, glaube ich, nicht alles verstanden, was der Autor mir erzählen wollte. Vieles wird über quantenphysische Zusammenhänge erklärt, die sich mir jedoch verweigern.

Auch dachte ich zunächst die Bernsteinwelt sei das Zentrum der Dunkelwolke und das Ziel von Tolot. So wunderte ich mich, dass er das System so schnell verlassen hat, um dann wieder der Signalspur aus dem Datenspeicher zu folgen. Etwas ermüdend fand ich am Ende die Spekulationen von Rhodan und der Crew der SOL über die Wesenheit von Tiamat. Das hat weder mich noch die Beteiligten weitergebracht.

Die Charaktere allerdings sind gelungen. Das Zusammenspiel der beiden so unterschiedlichen oder doch gleichen Individuen ist unterhaltsam geschrieben. Die oft zynischen Kommentare der Bestie lassen tief blicken. Tro Khon, durch die Infektion mit Cruum-Sporen beinamputiert und höllische Schmerzen erleidend, hat dazu noch Depressionen und nun kommt auch noch »Darmfraß« dazu. Die Bestie kann einem echt leid tun. Der Blick in Tolots Kopf ist ebenfalls nicht ohne Reiz. Wie er die Menschen sieht und wie er über die Bestie denkt, wirkt einerseits sehr menschlich, andererseits aber dennoch fremd.

Das Schicksal des Leyden-Teams ist endlich geklärt, wenn auch nicht so spektakulär wie ich es mir gewünscht hätte.

»Die Amber-Protokolle« ist ein sehr schwieriger Roman voller technischer und quantenphysikalischer Vorgänge. Viel passiert in der laufenden Handlung nicht, aber es werden einige Puzzleteile aus der Vergangenheit zusammengefügt. Der Datenträger aus Band 188 taucht wieder auf und man erkennt, wie tief die Handlung der NEO-Serie trotz ihrer kurzen Staffeln inzwischen verknüpft ist.

Klassisches Kinderbuch

Quelle: Diogenes.ch

Vor einiger Zeit sahen wir uns den Film »Der kleine Nick macht Ferien« an. Tags darauf entdeckte ich im »Merkheft« das dazugehörige Buch aus dem Diogenes Verlag und bestellte es.

Die Geschichten vom kleinen Nick wurden von Asterix Erfinder René Goscinny in den späten Fünfziger bis frühen Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben und 2009 und 2015 verfilmt. Klar das ich beim Lesen, die Bilder der Schauspieler im Kopf hatte. Der Vater wird von Kat Merad gespielt und man hat die ganze Zeit sein Bild vor Augen.

Mit dem Film haben die Kurzgeschichten im Buch wenig bis gar nichts zu tun. Die Figuren sind die gleichen, aber der Film hat eine zusammenhängende Dramaturgie. Das ist auch nicht schlimm. Viel schlimmer finde ich, dass die Namen und Ortsbezeichnungen für die deutsche Übersetzung eingedeutscht wurden. Das ist ein französisches Kinderbuch, es spielt in Frankreich, warum muss man die Handlung an die Nordsee oder Ostsee verlegen? Das erschließt sich mir nicht.

Auch finde ich die Geschichten, die das Buch enthält, etwas altbacken. Sie sind zwar lustig, aber ich bin mir sicher, dass sie auf Kinder von heute bisweilen befremdlich wirken könnten. Beispielsweise wenn Nick aus dem Ferienlager berichtet und dort mehrmals am Tag Fahnenappelle abgehalten werden oder wenn von Sperren am Bahnsteig die Rede ist. Ich bin mir auch sicher, das heute der Umgang mit Kindern ein anderer ist, wenn zum Beispiel der Gymnastiklehrer den Jungs Ohrfeigen androht. Es wirkt antiquiert und eingestaubt. Ohne den entsprechenden Kontext ist Kindern im 21. Jahrhundert der Inhalt schwer vermittelbar. Beim Film ist das einfacher, da sieht man, dass es in der Vergangenheit spielt, allein an den Autos und der Kleidung. Im Buch fehlen die notwendigen Erklärungen und dass macht es meines Erachtens problematisch.

Das beste an der Ausgabe, die ich gekauft habe, ist das kleine Begleitheft, in das Kinder ihre Ferienerinnerungen selbst eintragen und mit Bildern ausschmücken können. Das ist eine schöne Idee.