Bilderfluten

Am Wochenende hatte ich wegen des Regenwetters Zeit, die Fotos einzusortieren, die schon seit Monaten herum lagen. Dabei wurde mir bewusst, dass mein Leben ziemlich gut dokumentiert ist.

Mein Vater hat immer gern und viel fotografiert. Es gibt beinahe aus jedem meiner Lebensmonate ein oder mehrere Bilder. Obwohl das in der DDR teuer war und man ewig warten musste, bis man seine Bilder oder Dias wieder beim Fotografen abholen konnte. Besonders lange dauerten Farbfotos. Da wartete man schon mal bis zu sechs Monate, um dann vielleicht herauszufinden, dass das Bild gar nichts geworden ist. Heute in Zeiten der digitalen Fotografie unvorstellbar.

Nun, jedenfalls habe ich die Leidenschaft am Fotografieren geerbt. Als ich alt genug war, schenkten mir meine Eltern eine analoge Spiegelreflexkamera, von da ab fügte ich der ohnehin schon großen Foto- und Dia-Sammlung meiner Eltern weitere Alben mit Fotos hinzu.

Später kaufte ich mir diverse Digitalkameras. Weil ich aber Spaß an gedruckten Fotos habe, die man in die Hand nehmen und anschauen kann, lasse ich immer von den gelungensten Bildern Abzüge machen. Auch das hat die Bilderflut wachsen lassen. Eine Zeit lang habe ich es mit digitalen Fotorahmen versucht, in die man nur die Speicherkarte einlegen muss. Trotzdem ist das nicht dasselbe, wie ein richtiges Bild in der Hand zu halten.

Inzwischen bin ich dazu übergangenen, Fotobücher zu gestalten, die schaut man gern an und die nehmen nicht ganz so viel Platz im Schrank ein, wie ein Fotoalbum. Seien wir ehrlich, jeden Tag schießen Millionen von Menschen, Milliarden von Fotos. Die meisten davon bleiben in den Speichern der Smartphones oder auf den Festplatten der Computer und werden im Zweifelsfall nie wieder angesehen. Ich finde das schade, denn es gibt so viele Momente, an die man sich erst wieder erinnert, wen man ein Foto davon in der Hand hält.

Abstraktes Endspiel

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 199 – »Am Ende aller Tage« von Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm

Die MAGELLAN hat im Halit-System enorme Problem. Die durch ANDROS verursachten Störungen des Raum-Zeit-Gefüges bringen nicht nur das Schiff, sondern auch die Mannschaft an ihre Grenzen. Mit Mühe und Not können sie die DOLAN mit Icho Tolot an Bord nehmen und sich an den Rand des Systems zurückziehen. Der Haluter ist zudem eine große Hilfe, um die Gefahr durch platzende Halbraumblasen zu eliminieren. Dem im System zurückgebliebenen Perry Rhodan kann die Crew allerdings nicht im Kampf gegen ANDROS beistehen.

Der Protektor befindet sich auf einer Verrytspähre. Zusammen Tuire Sitareh, Ernst Ellert und Huang Wei, soll er das Synchrofark mittels Sprengkapseln zerstören. Dort sieht Perry ES bei einem Angriff durch ANDROS sterben. Doch die Entität hat nur geblufft, es war Huang Wei der sich als ES ausgegeben hat und gestorben ist. Zurück auf der Verrytsphäre erläutert ES ihren Plan und schickt Ellert mit Tuire ins Creaversum, während Perry als Anker im Einsteinuniversum zurückbleibt. Durch die Augen von ES, erkennt Perry, wie das Schließen der Ruptur auch die Erde im Solsystem bedroht. Der Planet kann aber durch NATHAN und die Posbis geschützt werden. Der Plan von ES geht auf. Während die Crea mit einem riesigen Habitat – einer Art Arche – ins Einsteinuniversum überwechseln, wird ANDROS ins Creaversum gesaugt und die Dimension für immer abgeschnitten. Tuire und Ellert können nicht zurückkehren. Rhodan droht in den Gewalten, die im Halit-System nachwirken, getötet zu werden, kann aber in letzter Sekunde von Mirona Thetin und Atlan mittels Halbraumtransport gerettet werden.

Das sich die Prophezeiung von ES – der Tod Perry Rhodans – nicht bewahrheitet, davon war auszugehen, ansonsten wäre die Serie hier zu Ende gewesen. Insofern liefert dieser Aspekt keine so richtige Spannung. Interessant ist allerdings, der Ausgang des kosmischen Schachspiels zwischen ANDROS und ES. Der letzte Bluff, der die Rettung der Spezies des Creaversums und die gleichzeitig Verbannung von ANDROS in seine angestammte Heimat beinhaltet, ist von den Autoren sehr clever durchdacht.

Allerdings blieben mir viele Dinge in diesem Roman zu abstrakt. Abgesehen von den Auswirkungen der zusammenbrechenden Raumzeit, für die es weder Beweis, noch Gegenbeweis gibt, ist mir die Rolle des Protektors nicht so ganz klar geworden. Was genau außer seinem Zellaktivator und der bei der Aktivierung der Transmitterstrecke veränderten Physiologie macht die Person Perry Rhodans so wichtig? Theoretisch hätte das jeder mit Zellaktivator ausgestattete Mensch, also auch Thora oder Atlan tun können. Auch seine Rettung durch Mirona Thetin war mir zu konstruiert und zu simpel. Man hat ihn quasi an Bord gebeamt.

Tuires »Ableben« kam ebenfalls nicht unerwartet. Ich war stets ein großer Fan des rätselhaften Auloren, allerdings hat er in den vergangen Staffeln an Reiz verloren, weil er kaum noch auftauchte. Es tut mir wohl deshalb weniger leid, dass er ab Band 200 nicht mehr dabei sein wird. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber, dass er zusammen mit Ernst Ellert einen Weg zurückfindet.

Das Ende von ANDROS war gut gelöst, gerade weil die Entität nicht getötet wurde, sondern aus dem Einsteinuniversum verbannt. Soviel ich verstanden habe, ist ANDROS das gleiche wie METEORA. Also ein aus Halatium gebildetes Bewusstsein. Während ES aus den Seelen der Memetern hervorgegangen ist. Damit ist ANDROS aber eher der Bruder von METEORA, als der Bruder von ES. 

Die beiden Autoren bemühen sich sichtlich um Spannung. Das gelingt ihnen auch. Man kann außerdem nur schwer feststellen, wer was geschrieben hat. Ich tippe aber, dass Rüdiger Schäfer für die Rhodan Handlungsebene verantwortlich war. Dennoch hat mich der Roman nicht einhundertprozentig überzeugt. Wie gesagt, vieles war mir einfach zu abstrakt. Jemand, wie mich, der genau verstehen möchte, was passiert und der auf innere Logik wert legt, wird sich schwer tun. Irgendwann habe ich aufgegeben, es verstehen zu wollen, und einfach nur noch weitergelesen. Das heißt aber auch, dass ich nur mit halben Herzen dabei war und das wiederum finde ich schade.

Ein weiterer Aspekt, den ich vermisst habe, war das Leyden-Team. Die Truppe um den exzentrischen Hyperphysiker hat in den vergangenen knapp 100 Romanen einen großen Teil der Handlung dominiert. Das sie innerhalb der Staffel so plötzlich ins Aus befördert und ihnen nicht mal im großen Finale eine Rückkehr gestattet wurde, ist mehr als ärgerlich. Selbst Belle McGraw, die ja an Bord der MAGELLAN ist, taucht nicht mehr auf. Selbst dann nicht, als ihr »Geliebter« John Marshall bewusstlos in der Krankenstation materialisiert. Stattdessen etablieren die Autoren – ich tippe mal, es war Rainer Schorm – den bislang unbekannte Charakter Alfred Parlinger. Durch die Augen, des in der Astrometrie tätigen, Wissenschaftlers erleben wir die Auswirkungen der Raumzeitstörungen. Diese Rolle hätte gut auf die Astronomin Belle McGraw gepasst, die dann sogar ihrem Schwarm Marshall hätte zu Hilfe eilen können. Leyden hätte mit Tolot die MAGELLAN gerettet, während Luna Perparim ihre Verbindung zu Huang Wei offenbart worden wäre. Leider scheinen die Expokraten mehr auf ein paar nörgelnde Fans gehört zu haben, als sich und den Leyden-Fans diesen Knalleffekt zu gönnen. Damit verzichten sie leider auch auf einen richtig runden Abschluss.

Abgesehen, von den erwähnten Punkten ist »Am Ende aller Tage« ein überdurchschnittlich guter NEO, der die offenen Fäden von 199 Romanen glaubhaft abschließt. Ich hätte mir allerdings weniger abstrakte physikalische Details und mehr Gewicht auf die finale Charakterentwicklung gewünscht, denn angesichts des angekündigten Zeitsprungs, werden wir einige der Figuren nicht wiedersehen.

Noch eine Bemerkung zum Cover von Dirk Schulz: war es zuletzt Ricardo Montalban, der für Tuire Modell gestanden ist, dann war es bei Band 199 Gojko Mitic.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Mein Heimweg

Hin und wieder, wenn es morgens regnet, fahre ich mit meinem Mann zur Arbeit. Er lässt mich im Gewerbegebiet von Waging aussteigen und fährt 12 Kilometer weiter zu seiner Arbeitsstelle. Wenn am späten Nachmittag die Sonne scheint und es nicht allzu kalt ist, laufe ich nach Hause. Es sind drei Kilometer, also nicht die Welt. Ich brauche etwa eine halbe Stunde. Für mich ist das wie Fitnessstudio, nur besser.

Denn ich spaziere durch einen kleinen Wald, an Wiesen und Feldern vorbei. Rechts fließt ein Bach, links sprudeln Quellen aus den Feldern. Die Vögel zwitschern in den Bäumen, und an einer Stelle zirpen ganz laut die Grillen. Es duftet nach Erde und nach Blumen. Manchmal auch nach dem, was die Bauern hier massenhaft auf die Felder sprühen. Am Bahnübergang rieche ich den Gummi des Fahrbahnbelags. Hin und wieder bin ich zu der Zeit unterwegs, wenn der Waginger Zug kommt oder abfährt. Dann ist die Hupe Kilometerweit zu hören und die Schienen vibrieren schon, wenn die beiden Triebwagen noch gar nicht zu sehen sind.

Auf halber Strecke beginnt, die Ortschaft. Ich schau mir die Gärten der Leute an und erfreue mich an den gepflanzten Blumen und Bäumen. Am Ende sind meine Beine schon ein bisschen schwer, dennoch fühle ich mich großartig.

Wir sollten viel öfter zur Arbeit laufen oder zurück. Klar bin ich mit dem Fahrrad schneller zu Hause. Aber was mache ich da, ich ziehe mich um und sitze vor dem Computer oder auf der Couch. Am Abend gehen wir hin und wieder im Park spazieren.

Manch einer geht nach der Arbeit ins Fitnessstudio oder fährt sogar dorthin, vielleicht noch mit dem Auto. Ich verbinde das Angenehme mit dem Nützlichen und laufe von der Arbeit nach Hause. Ich kann es mir leisten, weil ich nicht so weit entfernt wohne. Jedem, dem das möglich ist, kann ich das nur empfehlen, es entschleunigt ungemein.

Als ich in München gewohnt habe und noch in Schwabing gearbeitet habe, bin ich immer gelaufen. Auch da gab es jeden Tag etwas neues zu entdecken.

Ein neuer Meilenstein

Das Covermotiv gestaltete Stefan Böttcher

Wenn die SOL 94 erscheint, setzt dies einen neuen Meilenstein in der Geschichte der PRFZ und dem SOL-Magazin. Warum und wieso möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten, das werden die Leser selbst feststellen. Aber ich kann schon ein bisschen über den Inhalt des Heftes plaudern.

Neben den obligatorischen Besprechungen der PERRY RHODAN Erstauflage und zu NEO, erwartet die Leser einige bemerkenswerte Artikel und Interviews.

Besonders viel Spaß gemacht hat mir das Interview, welches ich mit Rainer Schorm geführt habe. Der Autor hat spannendes zu erzählen und würzt dies mit viel Humor. Alexandra Trinley hat Andreas Eschbach nach der Buchmesse zu seinem Roman »Perry Rhodan – Das größte Abenteuer« befragt.

Schwerpunkt des Heftes bilden die Jubiläen, die die PERRY RHODAN Serie in diesem Jahr begeht. Wir berichten unteranderem ausführlich vom Perry-Event in München. In sechs Beiträgen kommen Beteiligte unterschiedlicher Fraktionen zu Wort, die die Veranstaltung im Literaturhaus aus ihrem Blickwinkel beschreiben. Außerdem ging vor 15 Jahren die Perrypedia online, auch dies wird in einem Artikel gewürdigt.

Neben der Fortsetzungsgeschichte von Jörg Isenberg gibt es für die Fans von Fanfiction eine weitere Kurzgeschichte oder zwei, ganz wie man es sehen möchte. Die Fanszene wird repräsentiert von Gerhard Huber und Michael Tinnefeld.

Kurzum, es ist wieder für jeden etwas dabei.

Wichtiger Beitrag in der SOL 94

Die Autogramme der »Rhodan Familie«

Endlich, die SOL 94 ist in der Druckerei und wird, wenn alles gut geht, noch bis zum 21. Mai ausgeliefert. Also noch vor den 3. PERRY RHODAN-Tagen in Osnabrück. Ich werde heilfroh sein, wenn das klappt. Denn wir haben einen ganz speziellen Beitrag im Heft, der direkt mit der Veranstaltung in Osnabrück verknüpft ist. Darin geht es um etwas, was die Herzen einiger Sammler höher schlagen lassen wird.

Und weil vielleicht der eine oder andere Sammler nicht dazu kommt, die SOL 94 rechtzeitig zu lesen, oder weil er kein Mitglied in der PRFZ ist und die SOL nicht erhält. Möchte ich an dieser Stelle nochmals ausdrücklich daraufhin weisen.

Gunnar Teege, ein Fan aus München, sprach mich auf der Veranstaltung im Literaturhaus in München zwischen Tür und Angel an und erzählte mir, dass er einen besonderen Schatz daheim hütet. Er erzählte mir von der »Rhodan-Familie«, die auf der Leserkontaktseite von PR 795 abgedruckt worden war. Und er sprach vom WeltCon 1980, auf dem er gewesen ist, um sich die Unterschriften der damaligen Autoren zu holen, eben auf dieser Seite. Ich bat ihn, mir doch die ganze Geschichte aufzuschreiben und zuzusenden, damit wir sie in der SOL abdrucken können. Er stimmte zu und machte anschließend noch einen unglaublichen Vorschlag. Er fragte, ob wir nicht die Seite aus dem Heft auf dem Con in Osnabrück versteigern wollten. Er würde der PRFZ das Dokument spenden. Damit hatte ich nun nicht gerechnet und fragte später, als er mir per E-Mail seinen Text schickte, ob er das ernst gemeint hätte, mit dem Versteigern. Er meinte »ja« und schickte mir die Seite drei Tage später zu.

Die originale Heftseite enthält die Unterschriften von William (Rhodan) Voltz, Marianne (Rhodan) Sydow, Kurt (Rhodan) Mahr, Walter (Rhodan) Ernsting und Ernst (Rhodan) Vlcek. Wir werden also auf dem Con in Osnabrück dieses seltene Stück für einen guten Zweck versteigern. Für welchen Zweck – entscheiden wir auf der zuvor stattfindenden Mitgliederversammlung.

Also, wer noch unsicher ist, ob er die 3. PERRY RHODAN-Tage in Osnabrück besuchen soll, dann ist dies hier ein weiterer Grund, unbedingt am Con der PRFZ teilzunehmen. Allen potenziellen Interessenten wünsche ich schon mal viel Glück.

Lärmgeplagte Schildbürger

Eine benachbarte Gemeinde hat eine neue Lärmschutzverordnung beschlossen. Darin steht tatsächlich, dass Fußballspielen auf dem gemeindeeigenen Sportplatz nur noch für zweieinhalb Stunden am Tag erlaubt ist. So, so! Das heißt bei zwei Spielen am Tag dauert das erste Spiel wie gewohnt 90 Minuten. Die zweite Mannschaft, darf aber nur noch 60 Minuten Fußball spielen. Echt jetzt!

Es kommt aber noch absurder. Die Musik zum Einlauf und zur Aufstellung darf nicht mehr 90 Sekunden dauern, sondern nur noch 60 Sekunden. Da müssen die Sportler eben schneller machen und auch der Stadionsprecher muss sich beeilen.

Ich frage mich, was in den Leuten vorgeht, die solche Entscheidungen treffen, oder auch nur solche Vorschläge einreichen. Ein Fußballplatz ist ein Fußballplatz und da wird Ball gespielt und das ist mit einer bestimmten Geräuschkulisse verbunden. Es ist ja nicht so, als ob der Platz neu angelegt wurde, oder die Häuser neu gebaut wurden. Der Platz ist dort schon seit Jahrzehnten und auch die Häuser stehen da schon lange. Früher hat das keinen gestört. Wieso kommt plötzlich einer auf die Idee, dass die Anwohner vor dem Lärm geschützt werden müssen?

Uns scheint es tatsächlich zu gut zu gehen, wenn wir keine anderen Probleme haben, als Lärmschutz für einen Fußballplatz zu fordern. Was kommt als nächstes: Lärmschutz für die Stadien der Bundesliga?. Dürfen die Reporter dann nur noch im Flüsterton kommentieren? Müssen Sprechchöre in Gehörlosensprache absolviert werden?

Andererseits hat letztens auch eine Mieterin auf Mietminderung geklagt, weil die Nachbarskinder zu laut waren. Wir haben echt ein Problem in Deutschland.

Mit 25 km/h durch Deutschland

Quelle: Amazon

Der Film »25 km/h« lief im vergangenen Jahr im Kino, leider nur sehr kurz, so dass wir ihn verpassten. Inzwischen ist er als Leihvideo online verfügbar, da haben wir das nachgeholt.

In dem Streifen treffen sich zwei Brüder nach 30 Jahren zur Trauerfeier ihres Vaters wieder und beschließen spontan ihre Jugendtraum zu verwirklichen – mit dem Mofa durch Deutschland fahren und allerlei Spinnereien zu erleben. Wie beispielsweise: sich durch die komplette Speisekarte beim Griechen zu futtern oder eine schlafende Kuh umstoßen.

Die Brüder haben sich in den Jahrzehnten weit von einander entfernt. Der eine blieb im Dorf und wurde Handwerker. Der andere zog hinaus in die Welt und ist ein vielbeschäftigter Businessmann. Beide litten einst unter dem dominanten Vater und kommen sich auf ihrer Reise nur sehr langsam wieder nahe. Als einer erwähnt, dass er einen Sohn hat, den er noch nie gesehen hat, beschließen sie spontan einen Umweg zu fahren, um ihn zu besuchen.

»25 km/h« wartet mit einer Menge skurriler Situationen auf, die ziemlich lustig sind. Bei allem Klamauk hat der Film auch nachdenkliche Momente. Die beiden Männer sind über Vierzig und haben keine Familie. Sie fragen sich, ob sie wirklich glücklich mit ihrem Leben sind. Am Ende finden sie zu sich selbst und entdecken, was für sie wichtig ist.

Was ich merkwürdig fand. Die beiden stammen aus einem Dorf im Schwarzwald. Während alle Umstehenden, der Pfarrer oder die Taxifahrerin, schwäbisch »schwätze«, reden die Brüder untereinander nur hochdeutsch. Wahrscheinlich hätten die Zuschauer außerhalb des schwäbischen Raumes es nicht verstanden. Seltsam ist auch, dass die alten Mofas auf Anhieb funktionieren und unterwegs nicht kaputt gehen. Aber darüber kann ich angesichts der guten Schauspieler und der netten Geschichte hinwegsehen.

Sehr schön anzuschauen, sind im übrigen die Landschaftsaufnahmen – der nördliche Schwarzwald, die historischen Ortskerne der Städte und Dörfer, aber auch die Wälder und Alleen im Brandenburgischen. Wer eine Geschichte übers Älterwerden erleben möchte und mal wieder lachen will, sollte sich das deutsche Roadmovie unbedingt ansehen.

Clevere Idee mit zu viel Gewalt

Quelle: Amazon

Wir haben uns an »Lucy« gewagt. Der SF-Thriller lag schon länger im Regal, aber weil wir gehört hatten, dass er sehr gewalttätig sein soll, hatten wir ihn liegen gelassen. Ursprünglich hatte ich den Film gekauft, weil ich die Idee gut fand. Außerdem stammt er von Luc Besson, dem Macher von »Das fünfte Element«, da kann man eigentlich nichts falsch machen. Dachte ich.

Worum gehts? Studentin Lucy wird in Taiwan in eine Drogensache verwickelt. Ihr Körper soll als Drogenkurier dienen, doch der implantierte Beutel mit der Substanz ist undicht und der Stoff gelangt in ihren Blutkreislauf. Sie stirbt nicht, aber sie erhält nach und nach Zugriff auf ihre volle Hirnkapazität, was sie in eine Kampfmaschine mit ungewöhnlichen Fähigkeiten verwandelt. So ausgestattet, startet sie einen Rachefeldzug gegen den Drogenboss und versucht ihr Schicksal zu erfüllen.

Was passiert, wenn wir mehr als zehn Prozent unserer Hirnkapazität gleichzeitig nutzen könnten? Der Film stellt ein paar sehr gute Fragen, auch die großartigen Effekte und der ungewöhnliche Schnitt machen ihn zu einem besonderen Highlight. Scarlett Johansson stemmt den Film so gut wie allein und lässt selbst Morgan Freeman »alt« aussehen.

Es hätte ein verdammt guter SF-Film werden können, wenn … ja, wenn die Gewalt nicht im Vordergrund stehen würde. Einige Szenen sind richtig brutal und ich kann irgendwie nicht verstehen, wie der Film die Freigabe ab 12 Jahre bekommen konnte. Warum musste man aus einem Film mit einer solch großartigen Idee, einen reinen Actionfilm machen? Hatte man Angst, dass er sonst zu intellektuell würde und die Zuschauer ihn nicht verstehen könnten? …

… Ich weiß es nicht, finde es aber schade, dass das spannende Thema nur Beiwerk zum einem gewalttätigen Actionkracher dient. Leider!

Trinkspiele im Mai

Maibaum

Am Mittwoch dem 1. Mai 2019 nahm ich zum ersten Mal am bayrischen Ritual des Maibaum-Aufstellens teil. Maibäume kenne ich auch aus meiner thüringischen Heimat. Nur sind sie dort nicht blauweiß angemalt und stehen auch nur ein paar Wochen, nicht wie hier zwei bis drei Jahre. Außerdem werden sie meist am Vorabend des 1. Mai von der Feuerwehr aufgestellt. Ich habe dabei schon einige Mal zugesehen. Das ist relativ unspektakulär und nach einer halben Stunde erledigt.

Die Bayern zelebrieren das Aufstellen ihrer Maibäume. Wie bei den meisten Festen geht es im Grunde ums Trinken – möglichst viel, in möglichst kurzer Zeit. So auch beim Maibaumaufstellen. Wir waren nach ein Uhr auf dem Dorfplatz und ich befürchtete schon, alles verpasst zu haben, doch zum Glück befand sich der Maibaum noch in Schräglage. Männer in Tracht wuselten umher, hatten Stangen unter den Stamm gestützt. Der Motor des Krans lief, der den Stamm vorm Abstürzen sichern sollte. Rings um saßen die Zuschauer auf Bierbänken in der Sonne und ließen sich Leberkäs und Bier schmecken. Die Blaskapelle spielte.

Wir warteten, das es endlich losging. Dann plötzlich ein »Hauruck« und der Baum bewegte sich einen halben Meter nach oben. Dabei blieb es erstmal. Die Bedienungen schafften Masskrüge herbei, verteilten sie unter den Stamm-Hebern. Der Motor des Krans wurde abgestellt, die Blaskapelle spielte das obligatorische »Oans, zwoa, g’suffen« und die Männer tranken. Eine der Frauen eilte mit einer Flasche Sonnencreme herbei und schmierte das Gesicht ihres (wahrscheinlich) Mannes ein.

In der folgenden halben Stunde wurde der Baum keinen Millimeter höher bewegt. Dafür wurden weitere Biertische auf die Straße gestellt (die für den Durchgangsverkehr gesperrt worden war) und immer mehr Menschen strömten herbei. Ich hatte mich derweil auf eine Bierbank gesetzt und fragte mich, wann die denn mit dem Aufstellen endlich loslegen wollen. Wenn die so weitermachen, waren sie heute Abend noch nicht fertig. Ich blickte mich um, aber es schien keinen zu wundern, dass es nicht weiterging. Die Leute aßen, tranken und unterhielten sich.

Zünftig geht’s zu

Minuten später wurde der Motor des Kranwagens erneut angeworfen. Jemand rief etwas, die Männer an den Stangen gingen in Stellung, der Baum bewegte sich kaum merklich, zumindest wackelte die Krone. Dann war wieder alles vorbei und es wurde eine neue Runde Bier ausgeschenkt – in Maßkrügen wohlgemerkt.

Mein Mann schüttelte den Kopf und meinte, dass er sich das Besäufnis nicht länger ansehen wollte. Ich fragte mich, ob die Männer überhaupt noch in der Lage sein würden, den Baum aufzustellen. Wenn sie bei jedem Zentimeter eine Maß tranken, mussten sie womöglich irgendwann ausgetauscht werden.

Als wir um vier Uhr spazieren gingen, stand der Baum. Es mussten nur noch die Zunftschilder angebracht werden. Diesmal mit dem neuen Leiterwagen der Feuerwehr. Auch hier das gleiche Ritual: ein Schild, eine Maß Bier. Nach Zeugenaussagen saßen die Leute bis 23 Uhr und feierten das Trink-Ritual des Maibaumaufstellens. Das ist bayrisches Brauchtum.

Ciao Bella

Passend zum 1. Mai schreibe ich über eine Erinnerung an meine Kindheit, die mich dieser Tage auf ungewöhnliche Weise heimgesucht hat.

Ich stehe morgens auf Arbeit in der Küche und brühe mir einen Tee auf, da kommt einer der Azubis herein und trällert »Bella Ciao, Bella Ciao, Bella Ciao Ciao Ciao!«. Ein Lied, dass ich das letzte Mal vor bestimmt vierzig Jahren gehört habe. Das Partisanenlied gehörte zu den Liedern im Musikunterricht, die wir bis zum Abwinken gesungen haben. Woher kennt ein 19-jähriger dieses Lied, fragte ich mich.

Das Internet wusste die Antwort. Es gibt wohl eine Netflix-Serie, in der das Lied immer mal wieder von den Protagonisten gesungen wird. Das hat mehrere Bands und DJs veranlasst, dass Lied modern aufzupeppen und einen Remix daraus zu machen. Der avancierte im letzten Jahr zum Sommerhit und zwar nicht nur im Heimatland des Liedes – in Italien.

Es ist schon erstaunlich, irgendwann erlebt alles ein »Revival«. Die Auferstehung eines Partisanenliedes, das ich aus dem Musikunterricht der DDR kenne, hätte ich allerdings nicht erwartet. Neugierigerweise habe ich mir mal die Videos diverser Interpretationen bei YouTube angesehen. Mensch, wenn wir das damals geahnt hätten, hätten wir das Lied sicher mit mehr Enthusiasmus gesungen. So war es Pflicht und wurde eher mit negativer Einstellung gesungen. Obwohl es eigentlich nicht übel klingt.

Irgendwo habe ich dann im Netz noch den deutschen Text von damals ausgegraben. Die Übersetzung in der Wikipedia ist nur bedingt singbar. Wahnsinn! Wir müssen das Lied damals wirklich sehr oft gesungen haben, denn die ersten Strophen konnte ich noch auswendig.

Ich bin mir fast sicher, dass es auch am 1. Mai gespielt und gesungen wurde, während wir durch die Straßen unserer Heimatstadt marschierten und Birkengrün mit roten Fähnchen schwenkten. Lange ist es her.