Psychologie für den Weltfrieden

Quelle: Claudius.de

In der Reihe »Christina bildet sich« möchte ich heute ein Buch vorstellen, dass ich vergangenes Jahr als Lesetipp in einer Tageszeitung entdeckte, aber erst dieser Tage gelesen habe.

»Das Unbehagen im Frieden« ist der Versuch einer Erklärung, warum Menschen Freude daran haben, Unfallopfer auf Autobahnen zu filmen oder Kriegsszenarien am Computer nachzuspielen. Es beschreibt aber auch wieso sich Menschen radikalisieren und warum so viele auf Verschwörungstehoretiker hereinfallen und sich Gruppen wie den Querdenkern anschließen. Das alles hat mit Psychologie zu tun, mit den Mechanismen mit denen unser Gehirn arbeitet.

Ich habe viel Neues gelernt auch und vor allem über mich selbst. Wie das eigene Selbst einen immer wieder zu manipulieren versucht, oder wie man von anderen manipuliert wird. Die Autoren haben kleine Aufgaben eingefügt, bei deren Lösungen man sich ertappt, dass man nicht anders funktioniert als die meisten Menschen und nicht vor Manipulationen sicher ist. Das fand ich stellenweise erschreckend.

Es werden aber auch Lösungsvorschläge gezeigt, wie man diesen inneren psychologischen Schweinehund austricksen kann. Das wichtigste ist, sich der Mechanismen bewusst zu werden. Zu wissen, wie die Psyche tickt, hat entscheidenen Einfluss auf das objektive Denken und Handeln. Ich habe auch gelernt, das meine Strategie immer vom Schlimmsten auszugehen, zu effizienteren Problemlösungen führt. Das nennt sich Pre-Mortem-Methode und dient der optimalen Entscheidungsfindung, weil es die Qualität der Realitätswahrnehmung erhöht.

Fazit der Autoren ist, dass wir als Menschen durchaus in der Lage wären, friedlich miteinander auszukommen, sofern wir uns unserer psychologischen Unzulänglichkeiten bewusst sind. Sie plädieren dafür Psychologie als Unterrichtsfach in den Schulen einzuführen. So lernen Kinder schon von früh auf, wie sie sich in kritischen Situationen verhalten müssen.

Das Buch erschien 2019 also vor der Corona-Krise. Da ich es mit dem Hintergrund der derzeitigen Situation gelesen habe, verstehe ich nun viel besser, warum was passiert ist und warum sich viele Menschen den Querdenkern anschließen. Vielleicht hätte die Bundesregierung auch mal auf Psychologen und nicht nur auf Virologen hören sollen. Das hätte wahrscheinlich vielen Menschen das Leben gerettet, weil die Bevölkerung viel mehr mitgezogen hätte.

»Das Unbehagen im Frieden« ist ein äußerst lesenswertes Buch über die Psychologie unserer modernen Gesellschaft. Den Autoren gelingt es komplexes Wissen unterhaltsam zu vermitteln. Mit zirka 150 Seiten ist es dabei erfreulich kurz gehalten. Knapp aber präzise und verständlich, so sollte Wissensvermittlung sein.

Dreimal Französisch

Ich weiß nicht, wie die Franzosen es schaffen Filme zu machen, die intelligent sind aber gleichzeitig leicht. Wir Deutschen schaffen das irgendwie nicht. Deutsche Filme sind entweder schwer und trocken oder arten in Klamauk aus.

In den vergangenen zwei Wochen habe ich drei französische Filme gesehen, die lustig waren, aber gleichzeitig eine Botschaft transportierten.

Quelle: Amazon

In »Die brillante Mademoiselle Neïla« geht es um das Thema Rassismus. Eine Studentin mit arabischen Migrationshintergrund tritt zum Jurastudium an und wird in der allerersten Vorlesung von ihrem Professor aufs übelste runtergemacht. Der bekommt von der Unileitung die Auflage mit der jungen Frau an einem Debattierwettbewerb teilzunehmen oder er fliegt.
Das ist teilweise recht derb, was sich die junge Frau gefallen lassen muss, gleichzeitig ist der Dozent aber gar nicht so rassistisch wie gedacht. Denn er provoziert die junge Frau und verleitet sie damit mehr aus sich herauszugehen, sich dagegen zu wehren und sich nicht nur als Opfer zu sehen.
Das Ende ist ungewöhnlich, aber auch stimmig. Ein schöner Film über Migration und darüber wie man Menschen mit Sprache manipulieren kann.

Quelle: Amazon

»Ein Dorf zieht Blank« verspricht genau das, was der Titel besagt. Die Bewohner eines Dorfes in der Normandie ziehen sich nackt aus, um für ein Foto zu posieren. Wie es dazu kommt und warum sie das tun, erzählt der Film in eindringlichen Bildern und einer Menge Wortwitz. Angesichts des Themas extensive Landwirtschaft und Massentierhaltung bleibt einem das Lachen aber allzuoft im Halse stecken.
Die bekannten Darsteller lassen kein Klischee aus und behandeln das Thema durchaus mit jeder Menge Selbstkritik.

Quelle: Amazon

»Der geheime Roman des Monsieur Pick« ist eigentlich ein Krimi. Allerdings ohne Mordopfer oder Ähnlichem. Eine junge Verlagsmitarbeiterin findet in einer kleinen Bibliothek in der Bretagne das unveröffentlichte Manuskript des Pizzabäckers Henry Pick. Der ist seit Jahren verstorben. Sie verlegt den Roman und es wird ein Bestseller. Ein angesehener Pariser Literaturkritiker glaubt nicht, das Pick den Roman geschrieben hat und setzt alles daran, das zu beweisen.
Es ist nicht nur spannend mitzuraten, wer das Manuskript geschrieben hat, sondern zu erleben, wie das Verlagswesen tickt. Und das manchmal die Geschichte um ein Buch wichtiger ist, als sein Inhalt.

Drei sehr gute französische Filme, die zum Nachdenken anregen und bei denen man dennoch viel Spaß hat, ohne das sie albern wirken. Ich wünschte, die deutschen Filmemacher könnten das auch.

Eine Maus und die Zeit

Quelle: Nord-sued.com

Ich habe zu Weihnachten das aktuelle Buch von Torben Kuhlmann geschenkt bekommen.

Nach den erfolgreichen Ausgaben Lindbergh, Armstrong und Edison stellt der Künstler nun Albert Einstein in den Mittelpunkt seiner illustrierten Geschichte.

Eigentlicher Protagonist ist eine kleine Maus, die einen Tag zu spät zum »Käsfescht« nach Zürich kommt. Sie ärgert sich sehr, bis jemand ihr scherzhaft vorschlägt, sie könne ja in die Vergangenheit reisen. Dieser Gedanke lässt sie nicht mehr los und so begibt sie sich auf die Suche nach den Geheimnissen der Zeit. Im Züricher Patentamt macht sie eine Entdeckung, die sie nicht nur zurück in die Vergangenheit bringt, sondern auch einen Mitarbeiter des Patentamts zu seinem größten Werk inspiriert – Albert Einstein.

Wie schon in den Bilderbüchern zuvor, erzählt Kuhlmann eine Geschichte, die Fiktion und Wirklichkeit vereint und sowohl Kindern als auch Erwachsenen die Wissenschaften näherbringen soll.

Die großformatigen Illustrationen sind wie immer beeindruckend. Der Künstler versteckt in seinen realistischen Zeichnungen so viele Details, dass man sich stundenlang damit beschäftigen kann. Ich kann mich jedenfalls nicht sattsehen.

Inhaltlich ist das Buch nicht so einfach wie seine Vorgänger. Begriffe wie Relativität und Zeitdilatation mit einfachen Worten und Bildern zu erklären, ist schwierig. Torben Kuhlmann gelingt es jedoch mit Hilfe seines Mäuseprotagonisten und den ausdrucksstarken Bildern.

Mit »Einstein« ist Torben Kuhlmann endgültig im Genre der Science Fiction angekommen. Und vielleicht weckt sein Werk in kleinen und großen Lesern die Neugier für dieses in Deutschland eher stiefmütterlich behandeltes Genre.

Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich. Den Mäusekalender für 2021 gibt es leider nicht mehr. Sehr schade! Da muss der Platz im Wohnzimmer nächstes Jahr leider leer bleiben.

Independent Film – Made in Bavaria

Seit dem Film »Wer früher stirbt ist länger tot« bin ich ein heimlicher Fan von bayrischen Heimatfilmen. Damit meine ich nicht die alten Schnulzen, sondern witzige Independent-Komödien wie zum Beispiel »Eine ganz heiße Nummer«. Die Eberhofer-Krimis sehe ich mir auch gern an, obwohl ich Krimis nicht mag, aber ich finde die Filme lustig. Die Bayern vor allem die Polizei in Bayern werden da regelmäßig auf die Schippe genommen. Nun habe ich als Zugereiste den Vorteil, dass ich seit knapp zwanzig Jahren in Bayern lebe und der Sprache einigermaßen mächtig bin. Zumindest verstehe ich die Leute in den Filmen meistens und brauche keine Untertitel.

Unlängst entdeckte ich wieder einen Film, der aus der Gegend kommt und auf witzige Art und Weise die bayrische Lebensweise karikiert. »Mit dem Rückwärtsgang nach vorn« ist eine ganz besondere Produktion, weil sie ausschließlich von jungen Leuten mit einem minimalen Budget produziert wurde. Das Geld stammt von Sponsoren und die vielen bekannten Darsteller haben alle ohne Gage gespielt. Die jungen Leute haben eine Produktionsgesellschaft gegründet und alle Aufgaben am Set selbst übernommen. Bei der Postproduktion waren ebenfalls ausschließlich junge Filmschaffende am Werk, die teils noch studieren. Dafür ist der Film superprofessionell geworden, finde ich. Dadurch, dass ich mal in einer »Filmfabrik« gearbeitet habe, kann ich ungefähr einschätzen, was es bedeutet, einen Film zu drehen und wie viel Arbeit in einer Postproduktion steckt.

Es ist eine beachtliche Leistung, die die jungen Leute um Autor und Regisseur Sebastian Schindler erbracht haben. Der Wasserburger sieht ein bisschen aus, wie eine junge Ausgabe von Axel Stein. Es war nicht sein erster Film. Er machte bereits mit dem Kurzfilm »Ein Dorf steht Kopf« auf sich aufmerksam. Mit dem aktuellen Streifen erzählt er eine Geschichte über ein kleines Dorf in der Nähe von Wasserburg, in dem der Bürgermeister genervt von den modernen Zeiten irgendwann entscheidet, die Zeit zurückzudrehen.

Besagter Bürgermeister beschließt das Dorf einschließlich seiner Bewohner in die achtziger Jahre zurückzuversetzen, komplett mit D-Mark, alten Autos, Röhrenfernsehern sowie Telefonen mit Wählscheibe. Die Alten machen begeistert mit, nur die Jugendlichen leiden unter den für sie archaischen Zeiten ohne Internet und Smartphone. Als er zur Kontrolle der jungen Menschen eine Mauer um das Dorf bauen lässt, wehrt sich die Jugend. Die Geschichte ist lustig, hat aber gleichzeitig einen ernsten Hintergedanken. Man erlebt mit, wie aus einer gutgemeinten Idee eine totalitäre Situation wird, die am Ende tragisch eskaliert.

Ich möchte an dieser Stelle ein bisschen Werbung für diesen schönen Film machen. Der erschien im April und fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Er konnte leider nur bei wenigen Veranstaltungen im Sommer gezeigt werden. Seit ein paar Tagen ist die DVD erhältlich und kann direkt bei den Produzenten auf der Internetseite mitdemrueckwaertsgangnachvorn.de bestellt werden. Bei Amazon und Co gibt es den Film nicht zu kaufen.

Ich habe mir die DVD bestellt und kann den Streifen nur wärmstens empfehlen. Zumindest denjenigen, die keine Probleme mit dem Bairischen haben. Wer möchte, kann mal in den Trailer reinschauen.

Mit Humor gegen Corona

Quelle: Amazon

Michael Mittermeier sah ich das erste Mal Mitte der Neunziger bei einem Auftritt im Quatsch Comedy Club auf Pro7. Mit seinem damaligen Programm »Zapped« traf er genau meinen Nerv als Fernsehjunkie und Nerd. Als Star Trek-Fan, war er mir sofort sympathisch. Meine Eltern konnten mit seinem Humor allerdings nie etwas anfangen, was vielleicht auch am bayrischen Dialekt liegt.

Im Spätsommer 2020 sahen wir einen Auftritt des Künstlers auf einem der dritten Programme. Mittermeier stellte dort Auszüge aus »Die Corona-Chroniken« vor. Weil wir Künstler in der Pandemie unterstützen wollten, haben wir uns das gleichnamige Buch und das dazugehörige Hörbuch gekauft. Mein Mann las das Buch und kringelte sich dabei vor Lachen auf der Couch.

Momentan fehlt mir leider die Zeit zum Lesen. Aber da wir bei den Mahlzeiten kein Radio mehr hören, schob ich letzte Woche die CD in den Player. Was soll ich sagen … es war ein Fest.

Durch seine brutale Ehrlichkeit gewinnt der Künstler Sympathien. Das ist noch lustiger, wenn er von seinen Erlebnissen während des Lockdowns erzählt, oder mit seiner zwölfjährigen Tochter diskutiert. Mitunter ist er richtig systemkritisch, zum Beispiel, wenn er über den Umgang mit der Unterhaltungsbranche in der Corona-Krise spricht. Was ist systemrelevant und was nicht? Schwierige Fragen. Er macht das aber mit so viel Leichtigkeit und Humor, dass ich mehrfach laut lachen musste.

Wenn es ein geeignetes Mittel gibt, diese schwierige Situation durchzustehen, dann damit. Ich empfehle übrigens das Hörbuch. Das wird von Michael Mittermeier persönlich gelesen und ist allein deshalb schon ein Erlebnis. Wer lieber liest, kann aber auch das Buch zur Hand nehmen. Beides gibt es überall im stationären oder Online-Buchhandel zu kaufen. Am besten man bestellt es direkt beim Verlag.

Barbara Salesch im Jahr 2034

Wir haben gekämpft. Wir wollten dem Film »Ökozid« wirklich eine Chance geben, aber nach einer halben Stunde haben wir dann doch aufgegeben.

Wenn die ARD einen Film sendet, der in der Zukunft spielt und der sich um die Folgen des Klimawandels dreht. In dem die verantwortlichen Politiker vor Gericht gestellt werden, dann finde ich das wichtig und spannend. Leider war der Film gerade das nicht.

Ich schaue mir gern Anwaltsserien an. Zur Zeit gucken wir mal wieder »Boston Legal«. Mit großem Interesse verfolge ich da die Argumentationen der Anwälte, Angeklagten und Richtern. Deshalb war ich gespannt, wie die Filmemacher in Deutschland das umsetzten würden. Doch was in »Ökozid« gezeigt wurde, war … sagen wir mal … es erinnerte an die nachmittäglichen Gerichtsshows im Privatfernsehen. Zwar wurden jede Menge Fakten genannt, viele Aufnahmen von Naturkatastrophen gezeigt, doch in der Verhandlung selbst dominierten zähe, stocknüchterne Aussagen, die klangen, als spielten und sprächen dort Laiendarsteller. Eine achtzigjährige Angela Merkel, die jünger aussah als heute, eine Anwältin der Anklage, der man eine Greta Thunberg Vergangenheit angedichtet hatte und ein dubioser Journalist, der die Schlagzeilen für beide Seiten diktiert.

Wäre der Film ein Dokumentarfilm gewesen, hätte ich ein Auge zugedrückt. Aber als Spielfilm? Nein, das war irgendwie nichts halbes und nichts ganzes. Es war die meiste Zeit typisch deutsches Beamtengerede, teilweise klischeetriefend und pathetisch. Die Zeugen und Opfer blieben farblos und die Anwaltschaft oberlehrerhaft. Warum ausgerechnet Deutschland angeklagt wurde oder sich der Anklage gestellt hat und keines der Länder, die weit mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gepulvert haben, erschließt sich nicht nur mir nicht, sondern auch nicht den Angeklagten.

Fazit: Reingeschaut aber enttäuscht wieder abgeschaltet. So fesselt man keine Zuschauer. Was gerade bei dem Thema extrem schade ist, weil wirklich wichtig. Vielleicht sollte sich der Regisseur mal ein paar Folgen einer Serie von David E. Kelley anschauen, um zu lernen, wie man sowas richtig macht.

Zurück im Schwarzwald

Quelle: mein-schwarzwald-magazin.de

Seit ich das Heft »Mein Schwarzwald« wegen des Artikels über die PERRY RHODAN-Redaktion gelesen habe, bin ich Stammleser der Zeitschrift geworden.

Zwei mal erscheint das Magazin im Jahr und jedes Mal hält es außergewöhnliche Artikel, rund um den Schwarzwald bereit. Diese lese ich immer sehr gern. Durch meine verstorbene Tante, kenne ich den Schwarzwald ein wenig und erfahre so Dinge zu Orten, die schon einmal besucht habe.

In Ausgabe 6 geht es unteranderem um ein leerstehendes Hotel in Freudenstadt, das als spannender Lost Place gilt. Außerdem werden wieder Kunsthandwerker und ihre Arbeiten vorgestellt, Ausflugstipps gegeben und Wanderungen beschrieben. Zum Kochen gibt es in dieser Ausgabe Rezepte aus Wildschweinfleisch, das im übrigen komplett Bio ist, da garantiert unbehandelt. Ach ja, außerdem habe ich gelernt, dass das größte Lawinenunglück in Deutschland im Schwarzwald stattgefunden hat. Am Feldberg gibt es jedes Jahr Lawinenabgänge, bei denen Menschen verunglücken.

Schöne Bilder bekommt man im Magazin inklusive. Ich bin eigentlich kein großer Zeitschriftenleser, aber dieses Heft gönne ich mir, weil es sehr viel Persönlichkeit ausstrahlt. Man merkt, dass sich die Autoren und Autorinnen mit ihren Beiträgen identifizieren. Das ist fast so persönlich wie bei einem Fanzine.

Ich und der Blade Runner

Quelle: Amazon

Es ist eine alte Geschichte, wie ich in den Neunzigern beinahe mal »Blade Runner« gesehen hätte. Das war an der Uni, irgendwann im Grundstudium, in den ersten beiden Jahren. Der Filmclub der Universität veranstaltete eine Science-Fiction-Woche und zeigte jeden Abend einen SF-Film im Großen Hörsaal. Am ersten Abend, ich glaube es war ein Montag, sollte »Blade Runner« laufen. Eine Kommilitonin und ich stiefelten also auf den »Berg«, wo das Hörsaalgebäude stand und kauften uns zwei Eintrittskarten für den Film.

Als wir saßen, dann die schlechte Nachricht. Aus technischen Gründen konnte der SF-Klassiker nicht abgespielt werden. Dafür wurde »Eolomea« gezeigt, ein SF-Film aus der DDR. Ich kann mich an den Inhalt des DEFA-Films nicht mehr erinnern. Ich weiß aber, dass wir uns den ganzen Abend über die Requisiten des Films amüsierten. Da waren nämlich die gleichen Schulbänke zu sehen, wie wir sie aus der Schule kannten.

Zu »Blade Runner« ergab sich später nie wieder die Gelegenheit. Bis vor zwei Wochen. Da fischte mein Mann die beiden Filme aus dem Regal und meinte, dass wir uns die endlich mal ansehen sollten.

Sagen wir mal so: Ich weiß jetzt, warum der Originalfilm damals an den Kinokassen floppte. Ich hatte Schwierigkeiten der Handlung zu folgen, vor allem konnte ich das Warum nicht so richtig einordnen. Außerdem ist mir der Streifen viel zu gewalttätig. Dauernd wird gekämpft, geschossen und Leuten der Schädel an Wänden eingeschlagen. Gewaltorgien wie diese stoßen mich grundsätzlich ab. Ich konnten dem Film nichts abgewinnen, da halfen auch die optisch ansprechenden Achtzigerjahre Zukunftsvisionen nicht.

Letztes Wochenende sahen wir uns dann »Blade Runner 2049« an. Die Fortsetzung punktet schon mal damit, dass es eine nachvollziehbare Handlung gibt, die vieles aus dem ersten Film erklärt. Die Personen waren mir irgendwie näher, als im Originalfilm von 1982. Aber auch hier gab es für meinen Geschmack zu viel Gewalt. Vieles davon war Show und eigentlich gar nicht notwendig. Zumindest aber hinterlässt der Film von 2017 einen bleibenderen Eindruck bei mir.

Fazit: Ich habe »Blade Runner« endlich gesehen, kann den Hype, der darum gemacht wird, aber nicht nachvollziehen. Wir werden wohl beide Blu-Rays bei Booklooker reinstellen.

Starke Anthologie zu Künstlicher Intelligenz

Quelle: Plan9-Verlag.de

»Wie künstlich ist Intelligenz« – dieser Frage geht die gleichnamige Anthologie nach, die unlängst bei Plan9 einen Imprint der Bedey Media GmbH veröffentlicht wurde. Neun Science-Fiction-Autoren, darunter so bekannte Namen wie Andreas Eschbach, Judith C. Vogt oder Michael Marrak, nähern sich mit ihren Geschichten dem Thema Künstliche Intelligenz auf verschiedene Weise. Herausgegeben wurde die Anthologie von PERRY RHODAN-Chefredakteur Klaus N. Frick, der ebenfalls mit einer Geschichte beteiligt ist.

Andreas Eschbach blickt aus der Sicht zweier Programmierer auf das, was Künstliche Intelligenz (KI) sein und werden kann. Welche Auswirkungen hat der Einsatz einer KI auf die Gesellschaft, wenn man die Konsequenzen nicht weit genug vorausdenkt?

Judith C. Vogt zeigt eine KI quasi von innen. Sie stellt die Frage: Was wenn eine Simulation für die Insassen eben nicht nur eine Simulation ist?

Klaus N. Frick erzählt von einem Jungen auf dem Mars, dessen Leben von einer KI dominiert wird. Nur das Träumen, das kindliche Vermögen Dinge zu sehen, die kein anderer sieht, kann sie ihm nicht nehmen.

Stefan Lammers zeigt, wie man eine KI in den Selbstmord treibt. Seine Johanna soll einen Menschen vor dem Selbstmord bewahren und gerät selbst in den Strudel von Abhängigkeiten.

Jannis Radleff spielt in Crashtestdummies Menschen und künstliche Intelligenzen gegeneinander aus. Seine Geschichte punktet mit einer unerwarteten Pointe.

Nele Sickel beschreibt das Verhältnis zwischen einem Menschen und einer KI. Sollte es so tief sein, dass der Mensch dafür sogar bereit ist, Gesetze zu brechen?

Carsten Schmidt liefert in meinen Augen die beeindruckendste Geschichte der Anthologie. Kann eine KI demenzkranken Menschen helfen ihren Alltag bis zum Ende allein zu bewältigen? Und was macht es mit der Persönlichkeit der Betroffenen?

Gundel Limberg stellt ein Haus in den Mittelpunkt ihrer Geschichte. Nach dem Tod seiner Bewohner entpuppt sich das »smarte« Home als viel smarter, als es sich sein Programmierer je ausgedacht hat.

Michael Marrak beschließt die Runde mit einer klassischen Science-Fiction-Geschichte aus einer fernen Zukunft. Nanowesen aus der Weite des Alls entdecken das menschliche Unterbewusstsein und nutzen es schamlos für ihre Zwecke aus.

Das Niveau der Texte ist hoch, entgegen ähnlicher Publikationen sind die Geschichten sorgfältig lektoriert und bearbeitet worden. Es gibt keine Geschichte die unfertig wirkt, oder an der man noch etwas hätte verbessern können. Sie sind allesamt unterhaltsam und kurzweilig, bisweilen entlocken sie dem Leser sogar ein Lächeln. Beeindruckend ist die Vielschichtigkeit, mit der die Autoren an das Thema herangehen. Da werden Wege und Möglichkeiten gezeigt, jenseits bekannter Einsatzmöglichkeiten. Das ist frisch und unverbraucht und lohnt sich zu lesen.

In einem Nachwort äußert sich Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz zum Thema und wirft nochmal einen ganz anderen Blick darauf, nämlich den eines Wissenschaftlers.

Wer Kurzgeschichten mag, wer sich für Science Fiction begeistert und sich für Künstliche Intelligenz in all ihren Ausprägungen interessiert, dem lege ich das Buch ans Herz. Es ist überall im stationären Buchhandel und bei einschlägigen Onlinebuchhändlern erhältlich. Am besten erwirbt man es direkt beim Verlag.

Biblischer Antityp

Nach »Prototyp« und »Archetyp« hab ich jetzt auch den »Antityp« gelesen. In der Comicreihe von Ralf König geht es um biblische Typen wie Adam, Noah und im letzten Band um Saulus, der zum Paulus wurde.

Königs Protagonisten sind schwierig, eigentlich sind es böse und durchgeknallte Typen, denen Gott eine Aufgabe aufzwingt, damit sie sich ändern. Bei Paulus ist es die, die Geschichte Jesus in die Welt zu tragen. Dabei muss er sich anfangs gegen seine jüdischen Mitmenschen durchsetzen, was ihm nicht wirklich gelingt. Später sind es die Griechen, die er missionieren möchte. Doch die Lebenslust und der freizügige Lebensstil, sowie die griechische Philosophie machen ihm einen Strich durch die Rechnung.

In anzüglichen Bildern beschreibt Ralf König die Reise des Apostels nach Athen. Da gibt es nackte Knaben, die es mit athletischen und behaarten Männern treiben, Tunten als Reiseführer und Philosophen, die über den Tod referieren.

Der Comic ist textlastiger als die Vorgängerbände. Aber die Reime und die unzähligen Zitate aus der Bibel und von Philosophen wie Seneca, sind stimmig und treffsicher platziert. Ich hab mich jedenfalls köstlich amüsiert.

Die Trilogie ist hintergründige Unterhaltung nicht nur für Männer, die Männer lieben, sondern für alle, die sich kritisch mit Kirche und Religion auseinandersetzen wollen.