In Catrons Hirn

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 327 – »Festung der Loower« von Marie Erikson und Michael Tinnefeld

Lia Tifflor leidet nicht nur an den Folgen eines kalten Entzugs, sondern wird zudem in Ereignisse verwickelt, welche die Crew der BASIS vor große Herausforderungen stellt. So bergen sie ein Artefakt, dass mit einer patrouillierenden Dragonfly kollidierte. Aus ihm schält sich ein Labori und greift die Ärztin und Douc Langur an. Das so gut wie unbezwingbare Wesen kann nur durch das Eingreifen einer Schwester der Tiefe gestoppt und vernichtet werden. Die Schwester der Tiefe – Aveen ter Lomaar – ist zu Tifflors Schutz gekommen, da die Ärztin offensichtlich etwas in sich trägt, was für die Schwestern wichtig ist.
Derweil dringt die Gruppe um Perry Rhodan auf Monol in die Festung der Loower ein, um zu den neun Stammzellen von Catron vorzustoßen. Überraschenderweise treffen sie dort auf eine Gruppe Loower, die schon lange versuchen Catron zu zerstören. Sie offenbaren Rhodan ihren Plan das Neuronat zu zersplittern. Doch da greifen die Schwestern der Tiefe ein, um die Stammzellen zu stehlen. Die Loower und die Menschen versuchen es zu verhindern. Es gelingt ihnen mit vereinten Kräften die Schwestern in die Flucht zu schlagen, aber zwei Stammzellen werden beschädigt. Die Loower bitten Pankha-Skrin um Hilfe, doch der Quellmeister verschwindet. Perry Rhodan scheint nun der Einzige zu sein, der das drohende Unheil noch verhindern kann.

Zuerst habe ich gedacht: wie soll ich so viel Handlung sinnvoll zusammenfassen? Weil in dem Roman unheimlich viel passiert. Dann habe ich aber gemerkt, dass es gar nicht so viel Handlung ist, sondern nur sehr viel Umschreibung.

So geraten Perry Rhodan und seine Mitstreiter auf ihrem Weg durch die Festung in allerlei gefährliche Situationen und müssen Rätsel lösen, um letztendlich bis zu Catrons-Stammzellen vorzudringen. Der Loower Pankha-Skrin ist zwar eine Hilfe, aber Rhodan weiß nach wie vor nicht, ob sie dem Quellmeister vertrauen können. Die vielen Horror-Elemente und die Actionszenen sind mir in diesem Fall fast ein wenig zu viel. Vor allem der Mausbiber kann einem leidtun, denn die »quält Gucky«-Momente, nehmen am Anfang des Romans viel Platz ein. Ich hätte mir etwas mehr Ruhe und dafür mehr tiefere Erläuterungen gewünscht.

Nicht weniger actionlastig war der Handlungsstrang um Lia Tifflor. Die Arme ist durch ihre Sucht ohnehin schon gequält genug, da muss sie auch noch an einer Außenmission teilnehmen, auf der sie von einer Art Roboter angegriffen und »ausgelesen« wird. Später auf der Krankenstation wird sie in einen Kampf mit einem Labori verwickelt. Und weil das alles noch nicht reicht, wird sie von einer insektoiden Schwester der Tiefe entführt und verliert dabei beinahe ihr Gehirn. Spätestens an der Stelle war es bei mir mit der Glaubwürdigkeit vorbei. Das liegt in dem Fall aber nicht am Autor, sondern an der schrägen Staffelhandlung, die inzwischen jegliche Bodenhaftung verloren hat. Ich vermute, dass dieser Handlungsstrang von Michael Tinnefeld stammt. Der Psychologe ist geradezu prädestiniert, um einen so zerrissenen Charakter wie Lia Tifflor zu beschreiben. Es gelingt ihm sehr gut, die Ängste und verschiedenen emotionalen Zustände der Ärztin den Lesern näher zu bringen. Sein Stil ist flüssig und man spürt die Mühe, die er in jeden Satz gesteckt hat.

Dennoch leidet der Roman in weiten Teilen daran, dass beide Handlungsebenen zu viel Action und zu viel Personal enthalten. Ich habe beim Lesen mehrfach den Anschluss verloren und musste zurückblättern, weil ich nicht mehr wusste, wer jetzt was wann gemacht hat. Ich denke, dass beide Autoren hochmotiviert waren und möglichst viel in den Roman hineinstecken wollten. Doch manchmal schadet ein Zuviel des Guten, dann ist weniger einfach mehr.

Von den vielen glücklichen Zufällen und Schicksalsfügungen will ich gar nicht anfangen. Mich verwundert, dass die Loower Perry Rhodan so viel Vertrauen entgegenbringen, weil sie ihn sofort und ohne weitere Überprüfung in ihre Pläne einweihen und das nur, weil er ein Quellhäuschen trägt, dass durch einen Loowerbiss entstanden ist. Das Gleiche gilt für Lia Tifflor, die mit Aveen ter Lomaar – einer Schwester der Tiefe – medizinische Forschungsdaten austauscht, obwohl diese kurz zuvor noch Lias Gehirn extrahieren wollte. Bei aller Liebe, aber das ist mir alles ein wenig zu weit hergeholt. Hier konzentrieren sich meiner Meinung nach, die Exposéautoren wieder mal mehr auf die Vorbereitung der kommenden Staffel, anstatt die Handlung um Catron erst einmal sinnvoll aufzulösen. Das mag ja alles miteinander irgendwie zu tun haben, aber bei so viel Komplexität wird es irgendwann unübersichtlich.

»Festung der Loower« ist der solide Debutroman von Michael Tinnefeld und sein Einstieg in die NEO-Serie sowie eine große Spielwiese für Horrorspezialistin Marie Erikson.

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