Taschen und Täschchen

Ich habe lange nichts über mein Kamihimo-Hobby gebloggt. Dabei war ich nicht untätig in letzter Zeit. Nachdem sich großen Taschen offenbar nicht so gut verkaufen, bin ich auf kleinere Handtaschen umgestiegen.

Dazu habe ich auch gleich mal ein paar neue Techniken ausprobiert. Zum Beispiel die beiden Handtaschen im Knotenlook. Für die nähe ich gerade noch ein paar passenden Innentaschen aus Filz, damit nichts durchfällt.

Außerdem habe ich eine Korbtasche mit einem Wickelmuster gemacht. Das war aufwendig, hat mir aber enormen Spaß bereitet. Für eine dieser gewickelten Rauten habe ich fünf Minuten gebraucht, eine Reihe hat zwanzig Rauten und es sind sieben Reihen. Es darf sich jeder selbst ausrechnen, wie lange das gedauert hat. Außerdem nehme ich jetzt für die Henkel echte Lederbänder her. Die sind günstiger im Einkauf als die aus PU-Leder und stinken weniger. Für die Korbtasche habe ich sogar Leder mit geprägter Musterung verwendet, das wertet die Tasche noch auf.

Die nächste Tasche ist schon in Arbeit, die wird ganz bayrisch in weiß-blau.

Am Ende der Monarchie

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 296 – »Facetten der Revolution« von Roman Schleifer

Atlan und Perry Rhodan begeben sich wieder nach Arkon I. Im Geheimen versuchen sie erneut mittels eines 5-D-Impulses, die Amöben in den Köpfen der arkonidischen Adligen absterben zu lassen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelingt es ihnen, doch sie werden von Leticrons Nachfolger Maylpancer entdeckt. Trotz Perry Rhodans Einwand tötet Atlan den Überschweren.
Zur gleichen Zeit versammeln sich um den Kristallpalast Millionen Essoya um gegen den Adel und die Monarchie aufzubegehren. Ihr Anführer Akkren Shenn, alias Gracchus, hält eine flammende Rede für die Demokratie. Atlan und Rhodan fliegen hin, um ein Blutbad zu vermeiden. Als Shenn Atlan entdeckt, versucht er ihn in die Rolle des Imperators zu zwingen, um sich selbst der Verantwortung zu entziehen. Doch Atlan kontert, ruft das Ende der Monarchie aus und setzt Shenn als Volkstribun ein, mit der Aufgabe Arkon in eine Demokratie zu verwandeln.

Jahre zuvor wird Rashim Haalew von Ihin da Achran gezwungen eine Widerstandsorganisation aufzubauen. Sie erpresst den Essoya mit dem Versprechen, dessen kranke Zwillingsschwester Sambra zu heilen. Rashim gehorcht und liefert später nach und nach Mitglieder seiner Organisation ans Messer, nur damit seine Schwester normal leben kann. Vom schlechten Gewissen getrieben, übergibt er den Widerstand schließlich an Akkren Shenn, der ihm das Geld für die endgültige Heilung seiner Schwester schenkt. Doch es ist zu spät. Sambra, die nicht will, dass Arkoniden für ihre geistige Gesundheit sterben müssen, begeht Selbstmord.

Ich habe mich mit diesem Roman in mehrfacher Hinsicht schwergetan. Zum einen wollte ich dem Autor, den ich gut kenne, nicht auf die Füße treten, zum anderen werde ich nach wie vor nicht mit den Geschichten um Arkon und die Arkoniden warm. Als ich das Manuskript zum Testlesen erhielt, kam ich bis zur Hälfte, dann brach ich ab. Mich überzeugte weder die Geschichte um Atlan und Rhodan, noch die um das Geschwisterpaar. Um diese Besprechung schreiben zu können, habe ich mich regelrecht durch diesen NEO quälen müssen.

Für mich funktioniert das Ganze nicht. Hier geht alles viel zu schnell und die Revolution wird meiner Meinung nach nicht überzeugend geschildert. Wenn die Essoya 15.000 Jahre alles erduldet haben, warum fangen sie gerade jetzt an zu revoltieren? Da fehlt der Auslöser. Ist es, weil Ihin da Achran es Rashim befiehlt? Damit hätte sie eigentlich nur das ausgelöst, was sie eigentlich verhindern wollte. Wenn eine Diktatur so lange besteht – echte Diktaturen sind übrigens sehr stabil, im Gegensatz zu totalitären Regimen – braucht es schon einen sehr starken Auslöser, um Widerstand zu erzeugen. Der könnte zum Beispiel die Besatzung durch Leticron gewesen sein. Wenn seine Truppen nämlich so brutal gegen die Essoya vorgegangen sind, wie gegen die Terraner oder die Ferronen, wäre das ein Faktor, der das Fass zum Überlaufen gebracht hätte. Hier hätte man argumentieren können, dass die Adligen das einfache Volk nicht mehr beschützen. Denn das wäre ein guter Grund für die langlebige friedliche Koexistenz gewesen, frei nach dem Moto: »Ich diene dir, wenn du mich beschützt.« Mit dem Wegfall dieses Schutzes hätten sich die Lebensbedingungen der Essoya so verschlimmert, dass es plötzlich zu Revolten gekommen wäre. Dies wird mir aber nicht gezeigt. Stattdessen konzentriert sich alles nur auf den Adel, mit dem die Essoya aber seit Jahrhunderten irgendwie zusammengelebt haben, ohne das sie es störte.

Ein weiteres Problem ist, dass sich die Überschweren plötzlich einfach in Luft aufzulösen scheinen. Hey, dass sind brutale Besatzer und wie Maylpancers Putsch gegen Leticron deutlich gezeigt hat, war das ein totalitäres Regime. Dem kann man nicht einfach den Kopf abschlagen und dann ziehen alle den Schwanz ein. So funktioniert das nicht. Da kommt der nächste Emporkömmling und macht im Zweifelsfall alles und jeden platt. Daher ist gerade dieses Machtvakuum das Maylpancers Tod hinterlässt, extrem gefährlich. Rhodan weiß das offenbar, Atlan hätte das auch wissen müssen. Warum kümmert er sich nicht zu allererst darum? Nun, weil den Autoren das offensichtlich nicht eingefallen ist. Sorry, aber das funktioniert hinten und vorn nicht. Ich empfehle an dieser Stelle allen Beteiligten und jenen, die wirklich glauben, so funktioniere ein gesellschaftlicher Umsturz, sich »Star Wars: Andor« anzusehen. So geht Widerstand und Revolution. Die Serie ist so brillant erzählt, das ich nun offensichtlich zu verwöhnt bin.

Die Geschichte mit den Zwillingen war nett, hat mich aber nicht berührt. Es gab einige überraschende Plott-Twists, die herausragen und die mich milde stimmen. Auch die kleinen Einschübe, über terranische Cupcakes nach einem Rezept von Renate Gruber aus Wien, den Batery Park (angelehnt an einen Song von Metallica) sowie der Service an diverse Fans, die ihre Namen im Buch wiederfinden werden. Das alles war durchdacht und gut umgesetzt. Überzeugt hat mich auch das offenen Ende, bei dem eben nicht feststeht, ob es nur ein Selbstmord oder ein Doppelselbstmord ist. Das mag sich jeder selbst ausmalen.

Roman Schleifer hat sich viele Gedanken gemacht, welche Geschichte er mit dem Geschwisterpaar erzählen möchte. Sie steht aber im Grunde losgelöst von der Haupthandlung. Akkren Shenn und eine zerstörte Statue sind die einzigen verbindenden Elemente, wobei ich beim Autor nachfragen musste, wann die Handlung um Rashim und Sambra eigentlich spielt. Shenn ist im Roman 18 Jahre alt. Laut Aussage des Autors hat er den Widerstand übernommen, da war er 16, also 2106. Es wird zwar an einer Stelle erklärt, dass sein Gehirn manipuliert wurde, damit er die Reife hat. Aber so richtig überzeugt, hat mich das nicht. Im Prolog lesen wir ein Gespräch zwischen Theta (Imperatrice Empton V.) und Ihin da Achran. Das muss vor 2089 gewesen sein. Torgen Shenn kam nach dem Sturz der Imperatrice 2090 nach Arkon. Sein Sohn wurde irgendwann danach geboren. Wir schreiben aktuell das Jahr 2108 oder vielleicht schon 2109. Das ist dann aber schon sehr knapp. Sambras Unfall muss noch in die Zeit der Imperatrice fallen und lässt mich überlegen, ob Ihin da Achran selbst vielleicht den Unfall ausgelöst hat, um Rashim später zu erpressen. Aber das wäre dann doch zu weit hergeholt.

Roman Schleifer schreibt wie immer Lehrbuchmäßig. Man merkt, dass er viel gelesen hat und sich auskennt. Er arbeitet die Plotpoints genauso ab, wie die stilistischen Regeln. Zum Beispiel nehmen die Protagonisten ihre Umgebung mit allen Sinnen wahr, also nicht nur mit sehen oder hören, sondern auch durch riechen, schmecken oder fühlen. Das sind Dinge, die man bei Schreibseminaren zu allererst lernt. Die Szenen des Romans sind gut ausgearbeitet, ebenso wie die Charakterbeschreibung. (Wobei Atlan ein wenig, wie der Atlan aus der Erstauflage agiert.) Das ist alles wie aus dem Lehrbuch und daran ist nichts auszusetzen. Es reicht mir aber nicht. Mir klingt das einfach zu perfekt und zu glatt. Eine Geschichte muss mich berühren. Rüdiger Schäfer schafft es bei fast jedem NEO mich zu Tränen zu rühren. Bei »Facetten der Revolution« musste ich das trotz der eigentlich tragischen Geschichte der Zwillinge nicht, im Gegenteil. Ich fühlte mich von der Schwester und ihrem Verhalten eher abgestoßen. Das las sich unangenehm. Wobei Abneigung auch eine Gefühlsregung ist und damit legitim. Man muss sich bei einer Geschichte nicht immer nur wohlfühlen.

Staffelfazit: Wir schreiben die Mitte der Staffel und Arkon ist nach 15.000 Jahren plötzlich eine Demokratie, die Überschweren spielen keine Rolle mehr und Ihin da Achran fliegt ins Solsystem, da sich dort offensichtlich wieder etwas zusammenbraut. Ich frage mich: Was soll da noch kommen?

»Facetten der Revolution« ist ein unbequemer Roman, der mich sehr gefordert hat. Ich kann mich leider den euphorischen Besprechungen anderer Rezensenten zu nicht anschließen, möchte aber den Schwarzen Peter nicht dem Autor zuschieben, sondern an die Exposé-Autoren weiterreichen. Die Geschichte einer Revolution ist zu komplex, um sie von einem Debütanten erzählen zu lassen. Nichts gegen Roman Schleifer, der sein schriftstellerisches Können bereits bei mehreren Miniserien und STELLARIS-Geschichten bewiesen hat, aber das ist sein erster NEO und bekanntlich liest er die Serie nicht. In meinen Augen wäre es die Aufgabe der Exposé-Autoren gewesen, diese wichtige Geschichte zu erzählen.