Nur ein Etikett

Diese ganze Diskussion um das Bürgergeld finde ich wenig zielführend, weil es nicht die wahren Probleme aufdeckt, weshalb manche Menschen genauso viel Geld bekommen, wenn sie daheim bleiben, als wenn sie arbeiten würden.

Fakt ist, das Bürgergeld ist keine neue Erfindung, das gibt es schon seit Jahrzehnten. Vor zwanzig Jahren hieß es Sozialhilfe, später wurde daraus Arbeitslosengeld II, dann Hartz IV und jetzt heißt es eben Bürgergeld. Es wurde immer nur das Etikett getauscht und ein paar kleinere Anpassungen vorgenommen.
Fakt ist auch, es gab schon immer Leute, die staatliche Hilfen ausgenutzt haben und es wird immer Leute geben, die sie ausnutzen werden. Das wird kein Gesetz der Welt verhindern können. Ein Großteil der Menschen, die das Geld bekommen, benötigen es auch, z. B. weil sie schlicht nicht »mehr« arbeitsfähig sind oder weil sie alleinstehend Kinder oder Verwandte versorgen müssen.
Außerdem, die paar Euro, um die das Bürgergeld jetzt erhöht wurde, hat die Inflation schon längst gefressen.

Jeder, der sich darüber aufregt, dass Menschen die arbeiten, oft weniger haben, als Empfänger von Bürgergeld, darf dabei nicht vergessen, dass jeder, der nach Abzug der Miete weniger als das Mindesteinkommen hat, Anrecht auf staatliche Zuschüsse, wie Wohngeld hat. Leider wissen dies nur die Wenigsten. Viele Geringverdiener scheuen sich die Anträge zu stellen, entweder weil es ihnen zu bürokratisch ist, oder weil die Leute zu stolz sind.

Dass immer mehr Menschen staatliche Unterstützung brauchen, obwohl sie einer geregelten Arbeit nachgehen, finde ich sehr problematisch. Hier liegt der Hund begraben. Die Unternehmen machen es sich einerseits einfach in dem sie weniger Gehalt zahlen, um damit ihre Gewinnmargen hochzuhalten. Andererseits müssen Arbeitgeber auch eine Menge Geld für jeden Beschäftigen an den Staat abdrücken. Nirgendwo in Europa ist die Abgabenlast so hoch wie in Deutschland. (Irgendwo muss das Geld für das Bürgergeld und die Renten herkommen.) Ich bin mir sicher, dass viele Arbeitgeber (vor allem Handwerker) ihre Leute besser bezahlen könnten, wenn sie nicht so viele Abgaben an den Staat zahlen müssten. Und viele Arbeitnehmer hätten mehr Geld in der Tasche, wenn sie weniger Steuern und Versicherungen zahlen müssten.

Vielleicht wäre es auf Dauer sinnvoller, weniger Abgaben zu verlangen und den Arbeitgebern Anreize zu geben, mehr Leute einzustellen. Wahrscheinlich müsste man einigen der jungen sowie den langjährigen Beziehern von Sozialleistung, Arbeit erst einmal wieder schmackhaft machen. Wie das gehen soll, dazu habe ich allerdings keine Idee. Ich sehe nur tagtäglich, wie lustlos schon die Azubis bei uns anfangen. Die möchten viel verdienen und möglichst wenig dafür tun. Da würde vielleicht ein Prämiensystem helfen.

Ein weiteres Problem in Deutschland ist der geringe Anteil an Wohneigentum. Die meisten Menschen in Deutschland wohnen zur Miete. In anderen Ländern Europas ist der Anteil an Wohneigentum viel größer. Daher kommen dort die Menschen auch mit weniger Geld zurecht. In Deutschland wird es jedoch immer schwieriger an Wohneigentum zu kommen. Massive Bauvorschriften, dazu steigenden Baukosten und Zinsen haben es für Geringverdiener und die Mittelschicht in den letzten Jahren und Monaten beinahe unmöglich gemacht, an Wohneigentum zu kommen. Da ist durch Spekulation eine gigantische Blase entstanden, die das Dilemma noch befeuert. Auch deswegen brauchen Menschen in Deutschland Bürgergeld, weil sie die hohen Mieten und Nebenkosten nicht zahlen können. Hier hätte schon längst ein staatlicher Eingriff erfolgen müssen. Aber wie so oft wurde darauf gesetzt, dass der Markt das von selbst regelt. Das Ergebnis sehen wir jetzt.

Außerdem fände ich gut, wenn es weniger Abgeordnete in den Parlamenten gäbe und auch Beamte in die Sozialkassen einzahlen würden, im Namen der Gerechtigkeit.

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