Ein NEO-Adelsroman

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 287 – »Die Blume des Raytschats« von Lucy Guth

Naupaum, Planet Yanzaar. In der Hauptstadt Nopaloor wird die Zofe Daschkoram am Hofe von Raytscha Antorschok zur Favoritin (Blume) des Herrschers gewählt. Der jungen Yaanztronerin ist in ihrer neuen Rolle nicht wohl. Vor allem die Avancen, die ihr der als Nachfolger des Raytscha gehandelte Yaanztroner Heltamosch macht, verwirren sie. Und noch ein anderer hat ein Auge auf die Blume geworfen. Der Palastdiener Soykascht hat sich unsterblich in Daschkoram verliebt. Er riskiert seine Stellung und seinen Ruf, um in der Nähe der Zofe zu sein. Dabei bekommt er mit, dass gegen den Herrscher eine Verschwörung im Gang ist.
Auf der Versammlung des aus achtzehn Rayts bestehenden Regierungsgremiums wird ein Attentat auf Antorschok verübt. Daschkoram und Soykascht geraten zwischen die Fronten. Für Antorschok und Soykascht nimmt das ein tödliches Ende. Heltamosch dagegen beerbt den Raytscha und nimmt Daschkoram zur Gefährtin. Drahtzieher hinter den Vorgängen sind Dao-Lin-H’ay und die Schwestern der Tiefe. Sie wollen verhindern das Perry Rhodan den Planeten Payntec erreicht.

Schon einmal haben die NEO-Exposéautoren die Leser mit einem besonderen Roman überrascht. In Band 234 »Die Himalaya-Bote« erzählt Rüdiger Schäfer von einer Terranerin aus Köln, die in kosmische Verwicklungen verstrickt wird. Der Liebesroman hat mich damals sehr begeistert. Lucy Guth setzt mit »Die Blume des Raytschats « noch einen drauf. Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen der Zofe und dem Palastdiener am Hof von Yaanztron berührt und ist zugleich spannend. Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen.

Die Autorin erzählt ein Märchen im Gewand eines SF-Szenarios. Ich bin mir sicher, dass dies nicht jedem gefallen wird. Bei mir funktioniert es. Ich fühlte mich großartig unterhalten. Das ist mal etwas völlig anderes. Und ich bin mir sicher, dass manch Nicht-PERRY RHODAN-, Nicht-NEO- und Nicht-SF-Leser ebenfalls Gefallen an der spannenden Geschichte finden könnte. Denn man benötigt keinerlei Vorkenntnisse, um die Handlung zu verstehen. Das heißt gleichermaßen aber auch, dass der Roman die Staffelhandlung nicht voranbringt. Damit habe ich jedoch kein Problem, wenn ich dafür ein solche Geschichte zu lesen bekomme.

Die Darstellungen des Yaanztronischen Hofs und Adels sind stimmig und fremdartig zugleich. Lucy Guth hat ein Händchen für Charaktere. Die beiden Hauptakteure sind so sympathisch beschrieben, dass sie einem sofort ans Herz wachsen. Man leidet mit den Zweien mit. Von mir aus darf es eine Fortsetzung geben. Jedenfalls würde ich gern mal wieder etwas von Daschkoram lesen.

Es war schon vor diesem Roman klar, dass die Schwestern der Tiefe in die Geschehnisse um Rhodans Gehirnodyssee verwickelt sind. Insofern hat es mich nicht überrascht, Dao-Lin-H’ay in dem Roman zu begegnen. Dass sie aber verhindern will, dass Rhodan Payntec erreicht, verwundert mich allerdings. Hatte Rhodan nicht in Band 283 eine Vision von Dao, die ihn erst auf Payntec aufmerksam gemacht hat? Und ist sie nicht eigentlich außer Gefecht gesetzt, nach der Verletzung durch die Ceynach-Jägerin? Aber vielleicht ist das ja eine Dao aus der Vergangenheit, das weiß man bei den Schwestern ja nie. Jedenfalls, sehr rätselhaft das Ganze.

Mit »Die Blume des Raytschats« ist Lucy Guth wieder ein echter Knaller gelungen. Einen Adelsroman bei NEO hat es noch nicht gegeben. Mit ihren spannenden Geschichten und den gut ausgearbeiteten Charakteren läuft sie meinen bisherigen Lieblingsautoren Oliver Plaschka und Rüdiger Schäfer so langsam den Rang ab.

Andor

Quelle: Wikipedia

2016 kam ein Star Wars Film in die Kinos, der die Fans spaltete. »Rogue One« war anders als die Filme zuvor. Es ging rauer zu, die Geschichte hatte kein Happy End und es unterschied sich von den märchenhaften Filmen, die Star Wars bisher gezeigt hatte. Es gibt Fans, die hassen »Rogue One« bis heute. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieser Film der Erwachsenste unter den Star Wars-Filmen ist und viel besser, als er gemeinhin bewertet wird.

Nun gibt es eine Fortsetzung als Serie, wobei es keine Fortsetzung im eigentlichen Sinne ist. Es ist ein Prequel, das die Vorgeschichte des Hauptdarstellers aus »Rogue One« – Cassian Andor – erzählt. Die Serie ist vor zwei Wochen bei Disney+ angelaufen. Die vier bisher veröffentlichten Episoden haben mich vollends überzeugt. Das ist nicht nur gut gemacht, sondern erzählt eine spannende Geschichte, obwohl man das Schicksal von Cassian Andor kennt.

Die Serie beschäftigt sich mit brandaktuellen Fragen, wie: Wo hört Rebellion auf und fängt Terrorismus an? Inwieweit muss man seine Moral über Bord werfen, um eine totalitäres, menschenverachtendes System zu bekämpfen?  Ist Töten im Sinne einer Rebellion erlaubt? Genau diesen Fragen geht die Geschichte um Cassian Andor nach und das auf eine sehr glaubhafte und realistische Weise. Sie zeigt uns die andere Seite von Star Wars, die der Erniedrigten und Normalsterblichen, die unter dem Konflikt zwischen Imperium und Rebellenallianz stehen und sich für eine Seite entscheiden müssen, mit allen Konsequenzen. Das ist stark gemacht, ohne Lichtschwert schwingenden Helden und märchenhaften Kräften wie der Macht. Das ist fast schon Military SF.

Wenn ich mich im Netz umsehe, finde ich auf den einschlägigen Seiten, die sonst über jede neue Serie berichten, keinerlei Besprechungen. Man hat fast das Gefühl, als versuchten viele, die Serie zu ignorieren. Vielleicht weil sie nicht in die Schublade passt, in der Star Wars normalerweise liegt. Vielleicht weil sie uns mit den Fragen konfrontiert, die uns aktuell gestellt werden. Auf welcher Seite wollen wir stehen? Wie viele unserer moralischen Werte müssen wir aufgeben, um diese Werte zu verteidigen? Das ist eben nicht die seichte Kost, die man von Star Wars gewohnt ist.

Die Serie wird zwei Staffeln mit je zwölf Episoden haben. Für mich ist sie heute schon das Serienhighlight des Jahres.