Das Monster im Abfluss

Ich habe an dieser Stelle sicher schon einige Male erwähnt, dass wir unser Brot selbst backen. Eigentlich macht das mein Mann, der ist darin inzwischen Spezialist.

Nun ist das mit dem Brotbacken so eine Sache. Für ein gutes Roggenbrot braucht man Sauerteig. Wir nehmen immer den Gekauften aus der Tüte. Andere züchten den selbst. Das ersparen wir uns, weil das im Schimmelsporen verseuchten Waging nicht so einfach wäre. Da wir auch noch direkt neben dem Käsewerk wohnen, ist schon die Aufbewahrung von gebackenem Brot eine knifflige Angelegenheit. Die von Schnittkäse und anderen leicht schimmelnden Lebensmitteln erst recht. Parmesan frieren wir deshalb immer gleich nach dem Öffnen ein, sonst hat der innerhalb einer Woche eine Pelzmütze.

Dennoch waren wir in den vergangenen Jahren unfreiwillige Sauerteigzüchter. Es gibt Orte in der Wohnung, an denen sich Sauerteig besonders wohl fühlt, obwohl er da eigentlich nicht hingehört. Das ist zum einen der Abfluss in der Küche und zum anderen die Geschirrspülmaschine. Dass das Wachstum des Sauerteigs irgendwann kumulieren und zu einem Totalausfall führen würde, damit hatten wir allerdings nicht gerechnet.

Ich sage euch: Sauerteig ist ein lebendiges Monster.

Wir machten anfangs den Fehler und stellten die Backschüssel und den Knethaken ein oder zweimal in die Spülmaschine. Seit dem war er drin und ließ sich auch nicht mehr entfernen. Trotz regelmäßiger Reinigung, wuchs der Sauerteig in der Spülmaschine immer wieder und setzte sich an schwer zugänglichen Oberflächen ab. Da half meist nur regelmäßiges Putzen. Vor zwei Wochen dann die Überraschung, der Geschirrspüler lief, aber das Geschirr wurde nicht sauber. Ich war gerade nicht daheim und mein Mann rief mich an und erzählte mir, dass irgendwas mit der Maschine nicht stimmt. Er vermutete erst, dass ein Teller den Wasserauslauf blockiert hatte oder der Korb nicht richtig eingeschoben war. Doch auch nach mehreren Versuchen tat sich nichts mehr. Es gelangte einfach nicht mehr genug Wasser in die Maschine. Mein Mann baute das Seitenblech ab und da sahen er schon, warum kein Wasser mehr durchkam. Es war alles voller Sauerteig. Totalausfall. Mein Mann fragte seine Kollegen, die sich mit Haushaltsgeräten auskennen und die meinten, der Kundendienst würde teuer, weil die ganze Wassereinheit ausgetauscht werden müsste. Wir rechneten nach, was uns die Reparatur des zehn Jahre alten Geräts kosten würde und was ein neuer Geschirrspüler (ohne Sauerteig) kostete. Unterm Strich entschieden wir uns ein neues Gerät zu kaufen. Den Alten holte ein Kollege von mir ab und will nun versuchen ihn mit Ameisensäure zu reinigen. Vielleicht klappt es.

Das ist aber noch nicht das Ende der Geschichte. An dem Wochenende an dem der Geschirrspüler wegen des Sauerteigs sein Leben aushauchte, ging auch im Abfluss der Küchenspüle nichts mehr. (Bemerkung: Der Geschirrspüler steht im Bad und hängt nicht am selben Abfluss.) In den letzen Wochen hatte sich das schon angekündigt, weil das Wasser nicht mehr optimal ablief. Wir hatten den Spülenabfluss 2018 bei unserem Umzug selbst verlegt und ein flexibles Rohr verwendet, das nicht das vorgeschriebene Gefälle von zwei Grad hatte. Trotz mehrfacher mechanischer Reinigung mit einer Spirale und jede Menge Abflussreiniger, Cola und anderen Hausmitteln wurde es immer schlimmer. Bis an jenem Wochenende gar nichts mehr ging. Als mein Mann das Rohr mit einer Säge durchtrennte, war das fünf Zentimeter dicke Rohr komplett mit eingetrocknetem Sauerteig und sonstigen organischen Material gefüllt. Das Zeug war steinhart. Da konnte nichts mehr durchgehen.

Für uns hieß das, eine Woche lang, das Geschirr in der Spüle abwaschen und einen Eimer unterstellen, in dem man das Abwasser auffing und im WC entsorgte. Zum Glücke arbeite ich in einem passenden Handwerksbetrieb und so fand ich einen netten Kollegen, der den Abfluss fachgerecht instandsetzte. Danach konnten wir zumindest wieder normal abwaschen. Auch wenn ich gestehe muss, das ich faul geworden bin. Man hat sich so daran gewöhnt, dass einem die Spülmaschine die Arbeit abnimmt. Eine Stunde abwaschen, ist echt anstrengend. Wie haben wir das nur früher gemacht, als es noch keinen Geschirrspüler gab oder man keinen hatte?

Diese Woche Dienstag wurde der neue Geschirrspüler geliefert. Wir waren froh, dass wir so schnell einen bekommen haben. Momentan ist das nicht selbstverständlich. Insofern ist jetzt alles wieder gut. Nur werden wir niemals nie wieder die Backschüssel mit dem Sauerteig in die Spülmaschine stellen und auch nicht mehr in den Abfluss der Küchenspüle schütten. Das wird von uns jetzt separat vorgespült und ins WC gekippt. Das hat ein 100er Rohr und wird hoffentlich nicht so schnell zukleistern.

Merke: Sauerteig machen ist leicht, einfach nur eine winzige Menge in die Spülmaschine geben und zehn Jahre warten bis sie kaputt ist.

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