Inflation und Lebensmittel

Seit ich damals in NYC gelebt habe, weiß ich, Lebensmittel in Deutschland waren/sind viel zu billig. Wenn man vor 2020 im Urlaub, sei es in Italien oder Spanien, mal in einen Supermarkt gegangen und sich die Preise angeschaut hat, kam man zur gleichen Erkenntnis. Sprach man mit Ausländern, die in Deutschland zu Besuch waren, bekam man ähnliches zu hören. Lebensmitteltechnisch ging es uns, was die Preise anging, blendend. Oft genug habe ich mich gefragt, wie man ein Kilo Hackfleisch für 2,99 Euro herstellen kann, oder wieso Kartoffeln aus Ägypten günstiger waren, als aus Deutschland? Warum man Äpfel und Trauben aus Argentinien braucht, wenn es auch welche aus Europa gibt? Und wieso Bananen aus Afrika kommen müssen, wenn auch auf den Kanaren welche wachsen? Nur weil die kleiner sind? Und warum man zu Weihnachten Erdbeeren braucht?

Das alles hat jetzt ein Ende. Die Preise für konventionelle Lebensmittel schnellen wöchentlich in ungeahnte Höhen. Wir selbst merken davon nur wenig. In den letzten Jahren haben wir vorwiegend Bioprodukte oder regionales Obst und Gemüse gekauft. Wir fanden, dass Obst und Gemüse aus dem Bioladen nur wenig teuerer als konventionelles waren. Richtig teuer hingegen waren Biofleisch und -Milchprodukte. Wir waren es also gewohnt für ein Hühnchen 25 Euro zu zahlen, oder 2,90 Euro für ein Stück Butter oder drei Euro für sechs Eier. Wir haben halt weniger gekauft und zwar nur so viel, wie wir essen konnten. Fleisch gab und gibt es bei uns nur an drei Tagen in der Woche. Manchmal essen wir nur am Wochenende welches. Eier gibts nur am Sonntag, oder wenn wir backen. Es ist erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann und trotzdem satt wird.

Inzwischen hat sich die Lage umgekehrt. Vergleicht man im Supermarkt die Preise, so kosten Bioprodukte mitunter weniger als die Konventionellen. Bestes Beispiel ist Kaffee. Eine Packung Bio-Fair-Trade-Kaffee beim Rossmann kostet knapp sechs Euro. Der 08/15 Kaffee vom Dallmayer dagegen mehr als 7 Euro. Noch deutlicher ist es beim Öl. Das native Olivenöl aus Bioanbau ist viel günstiger als der konventionelle Öl-Mischmasch, den die Discounter anbieten. Wir waren heute auf dem Markt und haben vom hiesigen Bauern Obst & Gemüse gekauft. Es hat weniger gekostet, als wir im Supermarkt bezahlt hätten.

Also, wer jetzt behauptet, er könnte nicht mehr nachhaltig leben, weil alles so teuer geworden ist, hat auch die vergangenen Jahre nicht nachhaltig gelebt. Denn dann wüsste er, wie viel Lebensmittel wert sein müssen. Leid tun mir tatsächlich die Menschen, die von Armut betroffen sind, Alleinstehende mit Kindern oder alte Leute, die es sich schon bisher schlicht nicht leisten konnten. Hier müsste es ein Bon-System geben, mit dem es Menschen mit geringem Einkommen ermöglicht wird, sich gesund zu ernähren. Und ich fände es richtig, wenn die Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel auf fünf Prozent gesenkt würde, vor allem auf Säfte und Schorlen. Warum muss man in einem Restaurant in Deutschland für eine Saftschorle neunzehn Prozent zahlen, für ein Mittagessen aber nur sieben Prozent?

Man kann übrigens viele Leckereien mit wenig Aufwand selbst herstellen. Beispiele:

Erdbeershake
Nussschnecken aus selbstgesammelten Haselnüssen
Zucchini-Brokkoli-Auflauf mit Schafskäse und Kartoffelspalten