Aufregender Vorabend

Große Aufregung gestern am späten Nachmittag. Wir saßen gemütlich auf der Couch, als die Sirene heulte. Ich sagte noch scherzhaft zu meinem Mann, dass sie sich ihren Probealarm am Vormittag (jeden ersten Samstag im Monat um 11:11 Uhr) hätten sparen können. Wir blieben sitzen, weil es öfters Alarm gibt, meist wenn es auf der Umgehungsstraße mal wieder gekracht hat.

Erst als die Signalhörner der Feuerwehr in relativer Nähe erklangen, stand ich auf und sah aus dem Fenster nach Westen, wo gerade die Sonne hinter dem Käsewerk unterging. Ihre Strahlen kämpften sich durch eine trübe Wolke.
»Sieht aus wie Rauch«, sagte ich zu meinem Mann.
Er konterte, das sei nur eine Wolke.
In dem Moment blickte ich nach links zur Ortsmitte und entdeckte die dicke schwarze Qualmwolke, keine fünfzig Meter Luftlinie von uns entfernt direkt hinter dem Verwaltungsgebäude vom Käsewerk, auf dessen Dach auch die Sirene steht.

»Das ist der alte Bauernhof«, meinte mein Mann gleich.
»Nur weil das Gebäude alt ist, muss es nicht brennen. Das kann auch die Glasbläserei sein«, erwiderte ich.
Jede Menge Feuerwehrautos waren zu hören, ein paar wendeten auf dem Vorplatz vom Käsewerk, das Auto vom Katastrophenschutz fuhr dagegen die Einbahnstraße verkehrt herum rauf. Der Parkplatz vor unserem Haus füllte sich minütlich mit Autos von Schaulustigen. Spätestens als ein Viehtransporter eintraf, war klar: es war der Bauernhof, der brannte. Mein erster Gedanke: »Die armen Kühe.«

Es ist der einzige verbliebene Bauer im Ort, dessen Kuhstall direkt gegenüber der Verwaltung vom Käsewerk steht. Bei dem ich mich schon längst gefragt habe, warum der mitten im Ort, umgeben von Parkplätzen, Straßen, Wohn- und Geschäftshäusern in einem winzigen baufälligen Stall noch Kühe halten durfte. Die armen Viecher hatten wahrscheinlich noch nie Tageslicht gesehen.

Zum Glück herrschte an diesem Nachmittag Ostwind, der den Rauch und das Feuer von dem angrenzenden Ärztehaus wegwehte. Man roch nichts, aber die schwarzen und weißen Qualmwolken waren schon beängstigend. Inzwischen ging die Sonne unter und färbte den Rauch gelb ein.

Die Löscharbeiten dauerten bis spät in die Nacht. Scheinwerfer strahlten in den Himmel, immer wieder stiegen weiße Rauchwolken auf. Es wurde kalt. Man hörte Autos kommen und fahren. Es war eindeutig geschäftiger als an einem üblichen Samstagabend. Chiemgau24 verkündetet die ersten Nachrichten und zeigten die ersten Bilder. Tatsächlich war das Stallgebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt, das angrenzende Wohnhaus wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Die gute Nachricht, niemand war verletzt worden, alle 13 Kühe konnten gerettet werden und wurden auf umliegende Bauernhöfe verteilt.

Heute Vormittag schauten wir uns die Brandruine aus der Nähe an. Der Parkplatz und die Straße davor waren noch gesperrt, das Haus ist einsturzgefährdet. Es lagen noch Stroh und verkohlte Holzbalken davor. Ich glaube nicht, dass hier wieder ein Kuhstall stehen wird.

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