Sommerbrise im Dezember

Die ganze Woche haben wir schon Föhn. Bei uns in der Nähe des Sees ist das mal mehr oder mal weniger stark ausgeprägt. Meistens bricht der Föhn schon am letzten Berg vor dem See zusammen oder zieht über uns hinweg. Die kalte Luft bleibt dann unten und man merkt vom Föhn kaum etwas.

Die letzten Tage aber waren anders. Am Dienstagabend gingen wir spazieren. Es fühlte sich an, wie an einem Abend auf den Kanaren. Der Wind blies laue Luft vor sich her. Hin und wieder streiften uns besonders warme Schwaden. Der Mond schien durch die Wolken und es roch nach Frühling. Es fühlte sich definitiv nicht nach Dezember an.

Am Donnerstag war es dann nur noch acht Grad. Heute aber drehte der Föhn nochmal richtig auf. Wir waren am Nachmittag einkaufen. Es war fast unerträglich warm. Ich spazierte mit offener Jacke herum, mein Mann hatte extra die Sommerschuhe wieder aus den Schrank geholt. Ich trug Stiefel und bereute das schon nach wenigen Metern. Als wir nach einer Stunde wieder heim kamen, war ich regelrecht verschwitzt. Von den permanenten Kopfschmerzen die mich seit zwei Tagen plagen, wage ich gar nicht zu reden.

Es kann mir keiner erzählen, dass das normal ist. Klar, gab es schon früher mal wärmere Tage im Dezember. Aber in der Häufung wie in den vergangenen Jahren habe ich das nicht in Erinnerung. Ich fürchte jedoch, wir müssen uns daran gewöhnen, ebenso an die fehlenden Niederschläge. Es ist schon wieder alles total trocken.

Die Entdeckung der SF-Klassiker

»Die Stadt und die Sterne« von Arthur C. Clarke

Zunächst für die Vorbereitung eines Schreibseminars in Wolfenbüttel und später aus reinem Interesse heraus las ich ein paar Klassiker der Science Fiction. Da ich als Jugendliche keine Zukunftsromane gelesen hatte, habe ich die eine oder andere Bildungslücke, was Science-Fiction-Literatur betrifft.

Die SF-Romane von heute sind kaum mehr als moderne Märchen. Das meiste wurde auf die eine oder andere Weise bereits erzählt. Wirklich Originelles und Umwerfendes findet man selten. Es scheint, als sei jede Idee schon mal da gewesen. Deshalb dachte ich mir, wenn ich schon lese, kann ich die großen Ideen der SF gleich im Original lesen.

So suchte ich mir keinen Geringeren als Sir Arthur C. Clarke  heraus. Der weltberühmte Autor des Klassikers »2001 – Odyssee im Weltraum« ist fürwahr ein Visionär. »Die Stadt und die Sterne« erschien bereits 1956 und steckt so voller Ideen, dass es mir die Sprache verschlug. Die Geschichte um die Stadt Diaspar ist so fantastisch, dass man kaum glauben kann, dass alle Ideen von einem einzelnen Menschen stammen.

Milliarden Jahre in der Zukunft. Diaspar ist die letzte Stadt der Welt und die letzte Zufluchtsstätte der Menschheit. Ihre Bewohner sind unsterblich, die Stadt ebenfalls. Beides entsteht aus den Gedächtnisanlagen immer wieder neu. Nur Alvin ist anders. Alvin ist eine Permutation, etwas, das es eigentlich nicht geben sollte, denn er ist der erste Mensch, der nach Millionen von Jahren geboren wird,
Alvin hat noch nie gelebt. Anders als seine Freunde stellt er sich immer wieder Fragen: Wer hat Diaspar errichtet? Was war vorher? Und was befindet sich außerhalb der Stadt? Fragen, die ihm niemand beantworten kann, weil jedem Bewohner die Angst vor der Außenwelt eingepflanzt wurde. Nur Alvin nicht.
Er ist der Erste, der nach Millionen von Jahren die Stadt verlässt und auf der verwüsteten Erde eine weitere Oase findet – Lys. Deren Bewohner sind das Gegenteil der Menschen, die Alvin kennt. Telepathisch begabte Individuen, die im Einklang mit sich und der Natur leben. Aber auch sie können seine Fragen nicht beantworten.
In einem Krater entdeckt Alvin einen Roboter, der einem längst verstorbenen MEISTER gehört hat. Er könnte Alvins Wissensdurst stillen, doch die Maschine spricht nicht mit ihm. Da nimmt Alvin sie mit nach Diaspar und stellt sie dem Zentralgehirn der Stadt vor. Das bringt das Artefakt aus der Vergangenheit tatsächlich zum Sprechen und was es zu erzählen weiß, verändert nicht nur das Leben Alvins, sondern das aller Menschen in Diaspar und Lys …

Wie andere seiner Zeitgenossen erschafft Arthur C. Clarke mit dem Roman die Grundlage für viele weitere Bücher, Filme und Serien. Alles was danach kam, baut in Teilen auf seinen Ideen auf. Ich habe beim Lesen mehrere Storyelemente und Bezüge gefunden, die in spätere Publikationen und Produktionen verschiedenster Autoren einflossen.

Für mich ist dieser Roman Science Fiction in Vollendung. Visionärer kann man nicht schreiben. Wer wissen will, was SF wirklich bedeutet, sollte dieses Buch lesen. Selbst dem technikaffinen Menschen von heute eröffnet Clarke eine phantastische Welt mit einem ganz eigenen »Sense of Wonder«.

Am Ende wurde mir klar, dass Menschsein mehr bedeutet, als das Schaffen großer Dinge, sondern es die zwischenmenschliche Beziehungsfähigkeit ist, die uns zum Menschen macht.