Ken Follett – das Erdbeben

»Die Kinder von Eden« von Ken Follett

Meinen ersten Follett-Roman kaufte ich mir, als ich mit Anfang Zwanzig für ein paar Tage ins Krankenhaus musste. Ich stand in der Buchhandlung und wusste nicht so recht, was ich kaufen sollte. Die Star Trek-Romane hatte ich alle gelesen, also suchte ich nach etwas völlig anderem. Es war das Cover, was mich ansprach – die Außenhülle eines Flugzeugs – und das es um ein historisches Ereignis ging. »Nacht über den Wassern« war quasi meine Einstiegsdroge zu Ken Follett. Ich war nicht nur von der fesselnden Geschichte begeistert, sondern von den vielen Hintergrundinformationen, die der Autor vermittelte.

Kurze Zeit später bekam ich den Roman »Die Säulen der Erde« geschenkt. Mittelalterromane mochte ich zwar nicht, doch die Geschichte war spannend und überzeugend geschrieben, dass der Roman bei mir auf fruchtbaren Boden fiel. Von da ab kam ich an einem Buch von Ken Follett nicht vorbei. Meist fischte ich sie aus den Wühltischen mit den Remittenden. Später schenkte mir mein Mann die dicken Hardcover-Ausgaben zu Weihnachten, bei denen mir beim Lesen immer die Arme einschliefen.

Ich habe inzwischen so gut wie alle in Deutschland erschienenen Romane des Autors im Bücherschrank. Wobei ich nicht alle gut finde. Manche sind brillant, andere offenbaren Schwächen. Schwächen, die sich nur ein Bestseller-Autor leisten kann. Seit dem ich weiß, das Ken Follett eine Heerschar an Leuten beschäftigt, die für ihn die Recherchearbeit leisten, ist meine Bewunderung für den Autor nicht mehr so groß.

Mein Lieblingsbuch von ihm ist und bleibt »Die Kinder von Eden«. Ich kann nicht sagen, warum es ausgerechnet dieser Roman ist. Liegt es daran, dass er den Einsatz bekannter Technologie auf eine unerwartete Weise zeigt? Oder an dem Thema Geologie und Erdbeben, für das ich bereits in der Schule ein Faible hatte? Vielleicht liegt es auch daran, das er in Kalifornien spielt und eine Hippiekommune im Mittelpunkt steht.

Das Tal, in dem eine Hippie-Kommune lebt, soll dem Bau eines Wasserkraftwerks weichen. Landbesitzer werden entschädigt, die Kommune hat das Land aber nur gepachtet und steht davor alles zu verlieren. Ihr Anführer beschließt zusammen mit anderen Mitgliedern, den Gouverneur Kaliforniens zu erpressen. Sollte der Bau des Kraftwerks nicht gestoppt werden, wollen sie ein Erdbeben auslösen.
Kurze Zeit später wird der Fahrer eines Vibroseis-Fahrzeugs ermordet. Das FBI nimmt den Fall nicht ernst und übergibt ihn an die junge unerfahrene Ermittlerin Judy Maddox. Die findet bald heraus, dass der Mord mit der Kommune zusammenhängt und deren Plan zu einer ernsthaften Bedrohung werden kann. Ihre Vorgesetzten glauben ihr nicht und ziehen sie von dem Fall ab. Dann lösen die »Kinder von Eden« das erste Erdbeben aus …

Die Idee, mittels eines seismischen Vibrators ein Erdbeben auszulösen, fand ich damals unglaublich originell. Nachvollziehbar war auch das Handeln der Hippie-Kommune. Follett schafft es in gewohnter Manier, den Leser bei der Stange zu halten. So, dass man mit dem Lesen einfach nicht aufhören möchte.

Jahrzehnte später habe ich so ein Fahrzeug tatsächlich mal in Aktion erlebt. In dem Vorort von München, in dem ich gearbeitet habe, fanden Untersuchungen zur Bodenbeschaffenheit statt. Es ging wohl um den Bau eines U-Bahn-Tunnels. Dafür fuhren den ganzen Tag lang eine Kolonne dieser Fahrzeuge durchs Viertel, hielt alle 50 Meter und rüttelte, dass die Fensterscheiben vibrierten. Ich wartete gerade an der Bushaltestelle, als die Ungetüme vorbeifuhren. Das war sehr beeindruckend. Daher könnte ich mir vorstellen, dass ein Einsatz solcher Geräte in seismisch instabilen Zonen durchaus problematisch sein kann.

Technologie stand auch im nächsten Roman im Vordergrund, den ich mit Begeisterung verschlungen habe. Dieses Mal spielt die Geschichte im Weltall.