Da war es wieder. »Vor der MAGELLAN hing eine grünliche Sonne und tauchte die Umgebung in schimmliges Licht.«
Eigentlich hatte ich gehofft bei der Lektüre eines NEO-Romans niemals etwas über grüne Sonnen zu lesen. Jemand wie ich, der sich lange und ausführlich mit Sternen und ihren Spektren auseinandergesetzt hat, sträuben sich dabei jedes Mal die Haare. Das war schon bei der PERRY RHODAN-Erstauflage der Fall.
Warum kann es keine grünen Sonnen geben?
Ganz einfach. Sterne verhalten sich wie schwarze Körper. Einen schwarzen Körper kann man mit einem Stück Eisen vergleichen. Wenn man es erwärmt, so glüht es zuerst rot dann gelb bis es weiß leuchtet. Könnte man Eisen noch weiter erwärmen, würde es irgendwann blau, dann violett und schließlich Ultraviolett leuchten. Das heißt, die Farbe eines Sterns hängt von seiner Oberflächentemperatur ab. Die wird in Kelvin angegeben. (Um das auf Grad Celsius umzurechnen, braucht man nur 273 Grad abzuziehen, was aber bei den hohen Temperaturen keine große Rolle mehr spielt.) Rote Sterne sind mit 3000 Kelvin kühler als gelbe Sterne mit 5500 bis 6000 Kelvin. Blaue Sterne erreichen Temperaturen von bis zu 23000 Kelvin.
Das Licht eines Sterns deckt mehr oder weniger das komplette elektromagnetische Spektrum ab. Von Radio bis hin zu Röntgen und Gammastrahlung. Von diesem riesigen Strahlungsspektrum können wir Menschen aber nur einen winzigen Teil wahrnehmen, nämlich das sichtbare Licht. Das wir dennoch rote, orange, gelbe, weiße und blaue Sterne sehen, liegt nicht nur an ihren unterschiedlichen Oberflächentemperaturen, sondern auch an unserer Farbwahrnehmung und dem Strahlungsmaximum. Das Strahlungsmaximum unserer Sonne liegt in der Mitte des sichtbaren Spektralbereich zwischen blau und rot (350-700 nm). Eigentlich bei ca. 500 nm das entspricht der Farbe gelbgrün. Theoretisch müsste unsere Sonne also grün leuchten, das tut sie aber nicht, weil sie, wie gesagt, auch genügend rotes und blaues Licht aussendet und dieses sich in unseren Augen zu gelb mischt. Sollte ein Stern wirklich grün leuchten, dürfte er keinerlei rotes und keinerlei blaues Licht aussenden, was aber wiederum den Gesetzmäßigkeiten der Strahlung eines schwarzen Körpers widersprechen würde.
Eine weitere spannende Tatsache ist, dass die Wahrnehmungskurve des menschlichen Auges, fast exakt dem Verlauf des Strahlungsmaximum unserer Sonne entspricht. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Mensch perfekt an die Sonne angepasst ist. Das heißt aber auch, wenn die Autoren Perry Rhodan auf einen Planeten schicken, der von einer blauen Sonne beschienen wird, dann sollte er eigentlich Probleme haben, etwas zu erkennen. Für ihn müsste es dort ziemlich dämmrig sein, weil das Strahlungsmaximum des Sterns nicht mit Perrys Wahrnehmungskurve übereinstimmt. Einfach weil viel zu wenig gelbes und rotes Licht vorhanden ist. Das wird von den Autoren aber meist ignoriert.
Das ein Sternenspektrum außer der Farbe aber noch viel mehr Informationen transportiert, hilft den Astronomen bei ihren Forschungen. Denn alles, was wir über ferne Sterne wissen, wurde aus ihren Spektren ausgelesen. Vor ein paar Jahren hielt ich einen Vortrag über Sternenspektren. Dazu gibt es eine kleine Zusammenfassung im PDF-Format.
Wer noch mehr darüber wissen möchte, dem empfehle ich das Buch »Sterne und ihre Spektren« von James B. Kaler erschienen im Spektrum Wissenschaftsverlag. Es ist eines der besten Bücher zu diesem Thema in meiner Sammlung, aber leider nur noch in Antiquariaten erhältlich.
Ich finde das immer etwas schizophren. Zum einen mag man Hypertechnik und Überlichtflug, aber über grüne Sonnen soll man sich dann echauffieren? M.E. passt das nicht zusammen.
:-)
Für grüne Sonnen gibt es bestimmt eine ganz einfache Erklärung. Wahrscheinlich ist die Chromosphäre mit Howalgoniumkristallen gesättigt. Ihre pseudomateriellen fünfdimensionalen Einlagerungen werden von der Sonnenhitze zu hyperenergetischen Stoßfronten angeregt, welche optisch als grünes Leuchten wahrnehmbar sind.
Ich habe Deinen Artikel auf Twitter geteilt, es gab auch ein paar Reaktionen darauf :) https://twitter.com/navylyn/status/935564093766893570
Ich bin immer sehr vorsichtig mit Behauptungen wie „Dieses oder jenes gibt es nicht im Universum“, denn wir wissen erschreckend wenig über den Kosmos, in dem wir existieren. Die Frage, ob grüne Sterne existieren, ist in der Astronomie umstritten und keineswegs eindeutig erklärt. In den vergangenen Jahren haben wir gerade in Kosmologie und Astronomie von einigen liebgewonnenen „Tatsachen“ Abschied nehmen müssen. So lagen wir z. B. bei der Schätzung der Anzahl von Galaxien im Universum um den Faktor 10 daneben.
Was ich bei den Recherchen für PR NEO immer wieder festelle, ist, dass auch die empirisch scheinbar sicherste Erkenntnis irgendwann widerlegt oder doch zumindest relativiert werden kann …
Wobei das mit den grünen Sonnen rein physikalisch nicht möglich ist. Außer man nimmt an, dass die physikalischen Gesetze im Universum unterschiedlich sind – was auch noch nicht bewiesen ist. Denn genaugenommen müsste ein Stern, damit er leuchtet, keine Wärmestrahlung und auch kein UV-Licht ausstrahlen. Das ist aber laut den Gesetzmäßigkeiten eines schwarzen Strahlers nicht möglich.
Dennoch gebe ich Dir recht, man sollte in der Kosmologie und Astronomie auf alles gefasst sein. Wir wissen viel weniger, als wir glauben. Vielleicht könnte ein grüner Stern in eine Staubwolke gehüllt sein, welche die die roten und blauen Bestandteile des Lichtes absorbiert. Das wäre eine Erklärung, die ich sofort akzeptieren würde. Und ich würde mich freuen, wenn ich so eine Erklärung in einem SF-Roman geliefert bekäme. Denn dann wüsste ich, der Autor hat sich damit auseinandergesetzt.
Am Ende ist es ohnehin eine Frage der menschlichen Wahrnehmung, denn die ist genauso wenig zur Gänze erforscht wie alles andere.
Ich finde die Erklärung auch super, denke aber auch das es ja in der Hinsicht möglich sei müsste, das etwa stellarer Nebel oder eine entsprechende Atmosphäre viel Blaues und/oder Gelbes Licht filtert.
Grün erhält man auch, wenn man Blau und Gelb mischt – gibt es vielleicht 2 Sonnen, eine gelb, eine blau? Zumindest optisch müsste es möglich sein, auch wenn die Sonne selbst nicht grün sein kann.
Sonst wäre das selten zu beobachtende Phänomen des „Grünen Blitzes“ bei Sonnenuntergang auch nicht möglich.
Achtung! Grün erhält man nur bei subtraktiver Farbmischung aus Blau und Gelb, also bei Farben auf Papier. Bei Licht gilt die additive Farbmischung, da wird aus Blau und Gelb Cyan bzw. Türkis. Wenn noch Rot dazukommt wird weiß daraus. Das kann man ganz gut mit drei farbigen LEDs ausprobieren, die zum Beispiel in Leuchtsockeln oder in Dekobeleuchtung verbaut sind.
Ich könnte mir vorstellen, dass Pferde (Dichromaten) das Abendrot unserer Sonne grünlich wahrnehmen, falls ihr Gehirn diesen Farbeindruck als solchen identifiziert.
Das Pferdeauge hat keinen speziellen Rotrezeptor, nimmt Rot also nur über den Grün- und schwach über den Blaurezeptor wahr. Am Abend bei tiefstehender Sonne wird der Blauanteil des Sonnenlichts stark gestreut in der Atmosphäre, so dass der Grünrezeptor am aktivsten sein dürfte, und, je nachdem wie stark die Absorptionsspektren der beiden Chromophore überlappen, der blaue (deutlich?) weniger. Im Weltall würde die Sonne anders aussehen – wahrscheinlich cyanfarben.
Also für Außerirdische im Perry-Rhodan-Universum mit adäquaten Farbrezeptoren könnten Sonnen – vielleicht der Sonnentransmitter über Kahalo? – durchaus grün(lich) sich darstellen.
Stimmt! Es ist alles eine Frage der Wahrnehmung.