Alle haben ein Handy, aber keiner telefoniert. Zumindest erzählt mir das dieser Artikel bei NTV.
So ganz von der Hand weisen, lassen sich die Ausführungen der Journalistin nicht. So richtig viele Anrufe habe ich in letzter Zweit nicht bekommen und wenn, dann waren sie entweder geschäftlicher Natur oder es klingelten irgendwelche Umfrageinstitute. Man redet nicht mehr miteinander, weil man dabei nicht kontrollieren kann, was man sagt, oder weil man sich vom Anrufer gestört fühlt. Mhm! Sind wir jetzt schon so egoistisch, dass wir nicht mal mehr mit anderen sprechen wollen?
Eine bedenkliche Entwicklung wie ich finde. Denn es ist nicht so, dass Sprache einst Grundlage unserer Evolution zum Menschen war. Wenn wir jetzt nicht mal mehr miteinander telefonieren wollen, was kommt dann? Wahrscheinlich hören wir als Nächstes auf, uns zu schreiben. Wenn ich mir manchmal mein E-Mail Postfach betrachte, könnte ich meinen, es wäre schon soweit. Denn ich verschicke mehr E-Mails, als ich beantwortet bekomme. Liegt es an mir oder was sagt das über mich und andere?
Ich besitze kein Smartphone und nutze daher auch kein Whats…(auch immer). SMS schreibe ich nur, wenn es nicht anders geht und ich nicht telefonieren kann. Einfach, weil es zu kompliziert ist, auf einer Nummerntastatur einen ausführlichen Text zu tippen. Denn ich hasse es, eine nur mit ASCII-Zeichen formulierte Nachricht zu versenden. Ein Smiley hier und ein Emoticon dort – das ist so, als würde ich versuchen mit Händen und Füßen zu sprechen. Nennt mich altmodisch, aber das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, eher der Anfang menschlicher Degeneration. Vielleicht haben wir in 50 Jahren alle einen Chip im Kopf, mit dem wir kommunizieren. Und jeder lebt in seinem eigenen abgeschlossenen Tank und führt ein virtuelles Leben in einer geträumten Welt. (Matrix lässt grüßen.)
Ich stehe dazu. Ich telefoniere gern, weil ich gern rede. Und mir ist egal, ob ich dabei von meinem Gegenüber falsch verstanden werden kann. Denn schließlich kann man darüber reden.