Geschichten vom Rand der Gesellschaft

BukowskiAuf Empfehlung eines guten Freundes, der um meine schmutzige Phantasie bemüht war, las ich »Fuck Machine« von Charles Bukowski.
So gesehen bin ich eigentlich zu alt für Bukowski. Das ist Literatur, die man lesen muss, wenn man jung ist, so zumindest wurde mir das mal erklärt. Aber vielleicht bin ich ja jünger, als ich dachte, denn ich fand die Kurzgeschichten aus dem Buch allesamt stark.

Die Erzählungen in »Fuck Machine« handeln von Sex, Brutalität und Erniedrigung in mitunter sehr grausamen Details. Manche tragen sogar phantastische Züge wie »15 cm« oder »Fuck Machine«. In ersterer geht es um einen Mann, der von einer Hexe langsam auf 15 cm geschrumpft wird und in der Zweiten um eine, von einem deutschen Professor gebaute, Androidin, die als Sexobjekt benutzt wird. Weiteren Geschichten erzählen von Sex mit Toten, Gewalt gegen Homosexuelle und Totschlag. Die assoziierten Bilder sind bisweilen unerträglich und es ist kein Stoff, den man mal so nebenbei liest.

Dennoch faszinierte mich der amerikanischen Autor, der 1920 in Deutschland geboren wurde, und das liegt meiner Meinung nach an seinem klaren und direkten Stil. Er erinnert ein wenig an die knappe Erzählweise von Georges Simenon. Nur treibt Bukowski das Ganze noch weiter. Kurze Sätze, präzise Dialoge und eine gnadenlose Direktheit zeichnen seine Geschichten aus. Alles hört sich hart und drastisch an, aber gleichsam auch zutiefst menschlich. Seine Figuren sind Menschen am Rand der Gesellschaft: Alkoholiker, Penner, Kriminelle oder Prostituierte. Er nimmt sich da nicht aus, denn in einigen der Geschichten stellt er sich selbst als mittelloser Schriftsteller in den Fokus. Und genau diese Selbstironie macht seine Geschichten so glaubwürdig.

Fazit: Großartige Literatur, die sicher nicht jedem gefallen wird und nicht für jeden geeignet ist.