Seltsame Karnevalsriten

In Bayern gibt es schon seltsame Rituale, besonders rund um die Faschingszeit.

Da stehe ich heute Nachmittag nichts ahnend vorm Kühlregal im Edeka und überlege, welchen Joghurt ich kaufen soll, als plötzlich eine Verkäuferin an mir vorbeisaust und aufgeregt einer Kollegin zuruft: »Sie kommen!« Von draußen dringt laute Blasmusik herein.

Die wollen doch nicht etwa …

Ich greife den nächstbesten Joghurtbecher und eile zur Kasse. Aus der Reihe hinter der Kasse beobachte ich mit Befremden, wie eine vielleicht zwanzigköpfige Blaskapelle den Laden betritt. Spielend wohlgemerkt!

Der Lärm ist ohrenbetäubend; die Kassiererin nicht mehr zu verstehen. Sie deutet nur noch auf das Kassendisplay, während sich die Musiker im ganzen Supermarkt verteilen. Unruhig von einem Bein auf’s andere tretend, sehne ich mich danach, endlich bezahlen zu dürfen, um aus diesem Horrorfilm zu verschwinden. Doch es sind noch zwei Leute vor mir. Nach und nach versammeln sich die Musiker hinter mir an der Kasse. Noch immer dringt ein lautes »Humpa Humpa tätärä« aus den Trompeten, Hörnern und Tubas. Ich finde die Situation inzwischen mehr als bizarr. Vor allem, weil die Männer anscheinend auch noch Dinge einkaufen wollen. Einer hat ein Netz mit Orangen in der Hand, ein anderer ein Beutel Bonbons.

Endlich bin ich an der Reihe. Ich packe den Joghurt und den Rest meines Einkaufs in Windeseile zusammen und zahle. Als ich den Laden verlasse, dröhnt mir laute Blasmusik hinterher.

Erleichtert atme ich auf. Das war irgendwie schräg.