Erleuchte mich!

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO »Erleuchter des Himmels« von Susan Schwarz

Nach der anfänglichen Euphorie fühle ich mich nach diesem Roman etwas ernüchtert. Er ist nicht schlecht, hat durchaus seine Szenen. Der Autorin gelingt es sehr gut die Besonderheiten der Charaktere herauskitzeln und dennoch schafft es der Roman nicht, mich zu überzeugen. Da sind zu viele unglaubliche Zufälle; zu viele undurchdachte Handlungen; zu viele Ungereimtheiten. Habe ich mich bei den ersten Romanen darüber gefreut, wie nahe sich die Geschichte an der Wirklichkeit orientiert, um so enttäuschter bin ich, dass in »Erleuchter des Himmels« nichts mehr davon zu spüren ist. Die Überraschungen werden wie von einem Magier aus dem Hut gezaubert. Auf dem Mond wurde also eine Maahkwalze gebaut, in Zusammenarbeit mit Atlan. Das hat Rhodan doch sicher schon früher gewusst. Es lässt den Versuch in Band 104 eine der Maahkwalzen zu kapern, sinnlos, ja verantwortungslos, erscheinen. Wozu das Risiko eingehen, wenn die Lösung in Form der MAYA bereits existiert. Die Mutanten konnten bei dem Unternehmen zwar den Maahk-Transponder erbeuten, aber das war nicht geplant, sondern auch einer von vielen unmöglichen Zufällen. Der Transponder ist ein Thema für sich. Fremde Technologie, die so mir nichts dir nichts von einem terranischen Wissenschaftler verstanden und an die eigenen Schiffssysteme angeschlossen werden kann. Also Bitte! Programmierer durchschauen nicht mal die Programme der eigenen Kollegen, wenn diese nicht kommentiert sind und dabei »sprechen« sie eine Programmiersprache. Der Transponder ist nicht nur nach einer völlig fremden Logik verfasst, sondern besteht zudem noch aus einer, auf unbekannten Materialien basierenden, Hardware. Ein solches Artefakt zu verstehen und zu verwenden, würde ganze Generationen von Wissenschaftlern beschäftigen. Hier erledigen es ein Arkonide und ein Hyperphysiker in unfassbar schneller Zeit.

Ob es die Maahk-Tarnanzüge sind, oder die Reaktionen der anderen Maahks auf die MAYA, manchmal hatte ich das Gefühl, die Maahks wurden zu leichtgläubigen Ignoranten degradiert. Wo sie doch in den Romanen zuvor bewiesen haben, dass sie scharf denkenden Logiker sind, die sich nicht übers Ohr hauen lassen. Hier schlüpft ein Schiff durch den Bündler, kommt in einem Sonnensystem heraus, in dem sich hunderttausende von Maahk-Schiffen auf einen Kriegseinsatz vorbereiten und keinen scheint es zunächst zu interessieren, woher das Schiff kommt und was es hier will? Das man Stunden später doch noch danach fragt, rettet die Situation auch nicht mehr. Die vielen Zufälle machen die Geschichte für mich einfach unglaubwürdig. Die Gigantomanie, die ich schon in den alten Heftromanen unmöglich fand, eingeschlossen. Hat sich eigentlich schon mal jemand die Mühe gemacht, den Ressourcenverbrauch dafür auszurechnen?

Das Gleiche gilt für den Handlungsstrang auf dem Jupiter. Man mag mir mangelnde Fantasie vorwerfen, aber ein bisschen rationaler Verstand und wissenschaftliche Logik in einem Science Fiction Roman sei mir als Leser bitte gegönnt. Anfangs habe ich die wirre Geschichte mit der durchgeknallten Stationspositronik gar nicht richtig erfasst. Und auch hier sind es viel zu viele Zufälle und Wunder, die mir das Lesevergnügen vereitelt haben. Leyden und sein Team sind viel zu rasch in der Lage die Symbole der fremden Sprache zu entziffern und anzuwenden – Ja sogar die Positronik umzuprogrammieren. Das steht im Widerspruch zu dem zögerlichen Prozess in der Marspyramide zwei Romane zuvor, wo sie lange rätseln mussten und am Ende doch nicht sicher waren, ob sie das Geheimnis des Ma-Bab-Ben richtig interpretiert haben.

Ich bin mir sicher, dass es sehr viele PERRY RHODAN Leser gibt, die sich von dieser Art Geschichten angesprochen fühlen. Ich gehöre leider nicht dazu. Mir fehlte dabei ein bisschen der Bezug zur Realität. Denn die NEO-Handlung spielt nur 30 Jahre in der Zukunft und nicht im Jahr 3000. Die Menschen hatten nur sehr wenig Zeit, Erfahrungen mit 5D-Physik zu sammeln, um so souverän damit umzugehen wie in diesem Buch. In meinen Augen ist das bisher der schwächste Roman aus dem Methans-Zyklus. Aber man muss ja nicht alles mögen.