Mein Verhältnis zum Mittelalter und mittelalterlichen Gemäuern ist ein Gespaltenes. Einerseits mag ich ja Gebäude mit morbidem Charme, die ruinös daherkommen, kann aber der Mittelalter-Begeisterung mancher Mitmenschen nichts abgewinnen. Dieser verklärte Blick auf die Vergangenheit bewirkt bei mir zuweilen befremdliches Staunen.
Als ich vorgestern die Burganlage in Burghausen betrat und die gepflegten Wege und den gekehrten Innenhof bestaunte, sagte ich zu meinem Mann: „Wenn die alten Ritter sehen würden, wie sauber und aufgeräumt es hier aussieht, käme denen das wahrscheinlich wie Hexerei vor.“ Im selben Moment drehte sich eine vor uns gehende Frau um, die ich erst da als Museumsangestellte erkannte und lachte. Vermutlich hatte ich ins Schwarze getroffen.
Das Mittelalter war alles andere als so, wie es sich viele Menschen vorstellen und wie es in vielen Märchen und Fantasyromanen dargestellt wird. Es war schmutzig, brutal und Menschenfeindlich. Nur sehr wenige kamen in den Genuss von Reichtum und das meist nur über den Tod eines anderen. Entweder weil sie ihn töteten und ausraubten, oder weil er von irgendeiner Krankheit dahingerafft wurde. Das Leben eines Menschen zählte zu dieser Zeit mehr als nichts und das religiöse Diktat der Kirchen machte das Leben nicht leichter.
Ich möchte keine Minute in dieser Vergangenheit verbringen, in der es an jeder Ecke bestialisch stank und wo man meist bis zu den Knien im Unrat versank. Von der Kälte die zu dieser Zeit herrschte (kleine Eiszeit) ganz zu schweigen.
Brrr! Mögen andere sich auf Mittelaltermärkten tummeln und bei Ritterturnieren vergnügen. Ich mache einen großen Bogen drum. Die alten Gemäuer aber, die finde auch ich schön.

