Vor zwei Wochen flatterte die neue SOL (das Mitgliedermagazin der PRFZ) ins Haus und ich schaffte es dieses Mal sogar sie zeitnah zu lesen und nicht nur durchzublättern. Das lag vor allem an den tollen Kurzgeschichten und Romanauszügen, die einen Großteil dieser Ausgabe ausmachten. Tolle lesenswerte Geschichten unteranderem von Ben Calvin Hary, dem Autoren der genialen PR-FanEdition, über die ich ja bereits im vergangenen Jahr berichtet habe. Aber auch die Stellaris-Geschichte „Verweht“ von Dieter Bohn und die Kurzgeschichte „Die Überlebenden“ von Götz Roderer haben mich sehr berührt. Ich bin wie immer über die hohe Qualität der Geschichten erstaunt, die viele PR-Fans verfassen. Das gab/gibt es zwar auch im deutschen Star Trek-Fandom, aber nicht mit diesem Anspruch.
Das Schwerpunktthema DORGON wurde gut und informativ umgesetzt. In diesem Artikel habe ich endlich einen Überblick über das wie, was und wann im DORGON-Universum (von Nils Hirseland) bekommen. Ein Wissen, das mir in nächster Zeit helfen wird, wenn ich das Layout der DORGON-Geschichten und ihre Umwandlung in die digitalen Formate übernehme.
Roman Schleifers Beitrag zur Geschichte des Austria Con und des Wiener PR-Stammtisches war informativ und amüsant – so viel zum Thema „…nie wieder Con“.
Den Artikel zu Marianne Sydow werde ich lesen, sobald ich den Vorgänger-Artikel aus dem letzten Heft gelesen habe.
Auch die „Gedanken zur PRFZ“ von André Boyens und Herbert Keßel inklusive des Protokolls der Mitgliederversammlung fand ich hochinteressant. Es freut mich zu lesen, dass über eine Briefwahl zum Vorstand nachgedacht wird. Das ist in den Vereinen, in denen ich aktiv bin, inzwischen gängige Praxis. Schließlich kann nicht jeder zur Mitgliederversammlung erscheinen, wenn es sich um einen deutschlandweit agierenden Verein handelt, und einen Vertreter zu schicken, wird auch nicht jedem Mitglied möglich sein. Gut, dass zumindest jetzt über diese Idee nachgedacht und diskutiert wird.
Bis dahin fand ich die SOL 79 ziemlich gelungen. Doch als ich zu guter Letzt noch den Beitrag von Rainer Stache – dem galaktischen Beobachter – las, blieb mir fast mein Frühstück im Hals stecken. Ich weiß, dass „der galaktische Beobachter“ sehr kritisch bei der Bewertung der aktuellen Heftromane zugange ist, aber das hier „schlägt dem Fass den Boden aus“, wenn ich das mal so formulieren darf. Nichts gegen kritische Äußerungen, auch ich finde nicht alles gut, was in den Romanen geschrieben wird. Aber man sollte dabei doch auf dem Teppich bleiben und auch mal die eigenen Aussagen einer kritischen Prüfung unterziehen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich Stache auf das Expokraten-Team Vandemaan/Montillion negativ eingeschossen hat. Anders kann man seine Äußerungen nicht deuten. Allein ihnen wegen eines Satzes in einem Interview, Arroganz zu unterstellen, halte ich für etwas gewagt und werte es sogar als böswillige Verleumdung. Ein bisschen Respekt vor der Arbeit von Exposé-Autoren, Autoren und Redaktion stände Herrn Stache gut zu Gesicht. Vielleicht sollte er auch mal einen Blick über den Tellerrand wagen und damit meine ich nicht unbedingt das PR-Forum (das auch nur aus einer kleinen Schar eingefleischter Hardcore-Fans besteht und sicher nicht das Gros der PR-Fans darstellt), sondern sich auch mal mit dem Gedanken beschäftigen, dass es genügend Leser zu geben scheint, denen die Geschichten gefallen – mich eingeschlossen. Von zufriedenen Lesern wird man immer weniger hören, als von unzufriedenen. Richtig ist doch, dass wir inzwischen in einer anderen Zeit leben, die andere Vorstellungen und Wünsche projiziert. Und dass viele von den „Altlesern“ vielleicht einen verklärten Blick auf die Romane der Vergangenheit haben.
Ich persönlich „quäle“ mich gerade durch die Silberbände des MdI-Zyklus und kann mir momentan beim besten Willen nicht vorstellen, wieso der Zyklus bei vielen Fans so beliebt ist. Momentan hadere ich mit dem Reportagenhaften Schreibstil (meist in auktorialer Erzählperspektive), den teilweise an den Haaren herbeigezogenen, jeglicher Logik entbehrenden Plots und der draufgängerischen und unüberlegten Art und Weise, wie Perry Rhodan und seine Mannen immer wieder agieren. Aber vielleicht ereilt mich in den nächsten Romanen die Faszination ja noch.
Was ich damit sagen will ist, dass sich die Geschmäcker der Leser im Laufe der Zeit verändert haben und das man als Profitorientierter Verlag darauf eingehen muss, um neue Leserschaften anzulocken, wenn man nicht irgendwann völlig ohne Leser dastehen will (nämlich dann, wenn der Letzte gestorben ist). Veränderung ist der Lauf der Zeit. Auch wenn manch einem die Veränderungen persönlich nicht gefallen mögen, so finde ich es absolut respektlos, Leser, die anderer Meinung sind, als ein „Publikum von Dumpfbacken“ zu bezeichnen. Hier würde ich mir mehr Toleranz und Zurückhaltung vom „galaktischen Beobachter“ wünschen. Schließlich geht es bei Perry Rhodan um Toleranz im Umgang miteinander, doch davon spüre ich in seinen Ausführungen wenig.
Noch ein Einwand meinerseits. Gegenwartsthemen nicht in die Serie einzubeziehen widerspricht dem eigentlichen Zweck von Science Fiction. Es gibt viele Beispiele in der Geschichte der letzten 100 Jahre, dass gerade Science Fiction dazu genutzt wurde, um versteckt Gesellschaftskritik zu positionieren. Star Trek – benutzte dieses Element sehr oft und sehr erfolgreich. Es einer Serie wie Perry Rhodan abzusprechen, finde ich nicht nur realitätsfern, sondern auch schädigend. Gerade in der heutigen Zeit, die eine eindeutige Positionierung von uns allen fordert, finde ich es unabdingbar. Leo Lukas hat das in augenzwinkernder Form sehr schön realisiert. Leser von PR-Heftromanen waren und sind, meiner Meinung nach, nicht mit Lesern diverser anderer Heftromanserien zu vergleichen. Bei den meisten von uns steht nicht die Flucht aus dem Alltag im Vordergrund, sondern Unterhaltung auf einem intellektuellen Niveau, das politisches Zeitgeschehen nicht unberücksichtigt lassen darf.
Ich gebe hier meinen Unmut über die Ansichten des „galaktischen Beobachters“ kund, weil ich eben nicht seit Jahrzehnten tief im PR-Fandom verwurzelt bin, weil ich eben kein Altleser bin und weil ich, aus einer anderen Ecke des Mulitversums kommend, vielleicht eine andere Sicht auf die Dinge habe. So sehe ich die kritischen Äußerungen von Rainer Stache, an den Autoren, auch als einen persönlichen Affront an mich als zufriedene Leserin.
Ich weiß aus eigener Erfahrung: Autor wie Exposéautor leben von Kritik, aber konstruktive Kritik sieht für mich anders aus, Herr Stache.