Müllscheune

Gestern waren wir wieder einmal unsere Wertstoffe entsorgen, weil es im Landkreis Traunstein keine Gelben Säcke gibt. Was nichts anderes bedeutet, das Städte und Gemeinden das Geld vom Grünen Punkt kassieren und die Anwohner verpflichtet sind, ihren Verpackungsmüll selbst zu entsorgen. Dazu gibt es in jedem größeren Ort einen Platz, wo man seinen Plastik-, Papier- oder Weißblechmüll abliefern kann.
Offiziell heißt das hier in Waging ja Wertstoffhof, ich nenne es Müllscheune, weil es wie eine Scheune aussieht in der viele Container stehen.
Ein bisschen komme ich mir dort immer wie im Zirkus vor. Zwei Mitarbeiter (nennen wir sie mal Dompteure) wachen mit Argusaugen darüber, das man seinen Müll auch wirklich in den dazugehörigen Container wirft. Da gibt es Behälter für PE Folien, einen für Verbundverpackungen, mehrere für diverse PET Plastik (Es wird streng nach Jogurtbechern und PET-Flaschen getrennt.), einen für Weißblech, einen für Aluminium, einen für Styropor, einen für Altspeiseöl, einen für Batterien, einen für kleinen Elektroschrott (Energiesparlampen etc.), einen für Schrott, drei oder vier für Glas und einen gigantischen Papiercontainer mit Presse. Und wehe, man versenkt einen Beutel aus PE-Folie im PET Container, da wird man schon mal auf typisch ruppige Art, wie die Bayern halt so sind, darauf aufmerksam gemacht, das „des fei net richtig is“. Mit einem langen Greifarm wird dann das falsch eingeworfene Müllgut wieder herausgefischt und ordnungsgemäß entsorgt.

Ich kenne ja das mit dem Sammeln von Wertstoffen schon aus der DDR. Damals nannte sich das SERO (für Sekundärrohstoffe) und wir Kinder sind mindestens dreimal im Jahr mit dem Bollerwagen durch die Gegend gestreift und haben bei den Leuten geklingelt, ob sie nicht Flaschen oder Zeitungen für uns hätten. Das wurde dann in der Sammelstelle abgeliefert und wir bekamen für jede leere Flasche, jeden Kronkorken und jedes Kilo Papier ein paar Pfennige. Das konnte sich bei 30 Kindern durchaus auf 50 Mark summieren, die dann bei der nächsten Klassenfahrt auf den Kopf gehauen wurde.
Aber seit dem ich die Sammel- und Sortierwut der Waginger zum ersten Mal live miterlebt habe, bin ich immer wieder vom Aufwand, der da betrieben wird, fasziniert. Und ich rechne mir stets vor, welche Kosten dafür entstehen: Denn ein jeder, ob jung oder alt, kann dort an drei Tagen in der Woche (Dienstag, Freitag und Samstag vormittag) mit dem Auto vorfahren, um seinen Verpackungsmüll zu entsorgen. Und ich spreche da von mehreren Kilometern Entfernung, die die meisten zurücklegen, weil die Gegend hier ziemlich zersiedelt ist. Ein mathematisch durchgerechneter Fahrweg eines Müllautos, das die Gelben Säcke alle 14 Tage abholen könnte, würde wahrscheinlich nur einen Bruchteil des so verbrauchten Treibstoffes benötigen. Außerdem bin ich mir fast sicher, dass von dem eingesammelten Verpackungsmüll, mindestens die Hälfte davon in der Verbrennungsanlage landet. Allein dieser Gedanke macht mich jedes Mal sprachlos.

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