Vor 25 Jahren …

… war ich 15 Jahre alt und frisch verliebt. Vielleicht ein Grund dafür, dass ich mich nicht mehr genau daran erinnere, was ich am 9. November 1989 gemacht habe. Ich erinnere mich aber noch sehr genau daran, das ich am 12. November zum ersten Mal gesehen habe, wie es auf der anderen Seite der Berge aussieht, die man von unserem Wochenendhaus sieht (Siehe Foto). 15 Jahre lang habe ich diese Berggipfel angeschaut und gewusst, das irgendwo dahinter die Grenze sein muss. Manchmal hat man nachts das Flutlicht vom Grenzzaun gesehen oder die Hubschrauber, die auf westlicher Seite patrouillierten. Doch wie es dahinter aussah, blieb mir verborgen, schließlich war für jeden DDR-Bürger fünf Kilometer vor der Grenze Schluß. Ab diesem 12. November durfte jeder diese Sperrzone betreten. Die Nachricht darüber verbreitete sich wie ein Lauffeuer und jeder in der Wochenendsiedlung sprang fast sofort ins Auto und fuhr los.
Man durfte sogar durch Probstzella fahren, ein Grenzort an dem die Interzonenzüge (zwischen Berlin und Nürnberg) hielten und kontrolliert wurden. Ich hatte eine Freundin in diesem Ort, die ich aber nie besuchen durfte. Jetzt konnte ich zum erstem Mal sehen, wo sie lebt.

Komisch, wenn ich heute darüber nachdenke, rührt mich das irgendwie. Damals hat man das „Eingesperrtsein“ einfach so hingenommen, weil man es nicht anders kannte. Städte wie Paris oder New York waren mir damals so fern wie der Mond und auf den kann man ja bis heute nicht. Ich will damit nur sagen, dass ich mich als Kind oder Jugendliche nie eingesperrt gefühlt habe. Wie sollte ich auch etwas vermissen, was ich nie kennengelernt habe. Das ist heute vielleicht  traurig, damals war es das für mich nicht.

Das untenstehende Foto deutet es an, die Kammline am Ende des Talausschnitts markiert die ehemalige fünf Kilometerzone. Was sich hinter den Bergen verbirgt, ist heute zum Glück kein Geheimnis mehr.

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