Die Welt ohne uns

welt_ohne_uns_bigEs gibt ein paar Bücher die mich nachhaltig beeinflusst haben. Ganz oben auf dieser Liste steht: „Die Welt ohne uns“ von Alan Weisman. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, das ich es gelesen habe, aber vieles davon ist tief in mir hängen geblieben.

Alan Weisman ist Wissenschaftsjournalist und beantwortet in diesem Sachbuch Fragen wie: Was würde passieren, wenn die Mensch plötzlich von der Erde verschwinden? Wie schnell erobert die Natur alles zurück und welche Spuren unserer Zivilisation werden bleiben?
Dabei widmet er sich in 19 Kapiteln vielen Themen, die jeden Zweig der Wissenschaft, von Biologie, Chemie, Physik über Geologie bis hin zu Geschichte und Sozialwissenschaften anreißen. Allein die Fülle an interdisziplinären Informationen macht das Buch zu etwas besonderem. Weisman hat sehr gut recherchiert und bringt die fundierten Kenntnisse mit einfachen Worten an den Leser. Er verbindet geschickt Geschichte und Gegenwart, um zu beschreiben, was wäre, wenn es die Menschen plötzlich nicht mehr gäbe. Manchmal holt er sehr weit aus und legt gnadenlos dar, was wir mit unserer Erde bereits angestellt haben und noch anstellen. Ob es unser Umgang mit radioaktivem Abfall ist, unsere Gier nach Öl oder auch nur die Verwendung von Polymeren in Peelings, die das Plankton im Meer bedrohen, umfassender habe ich nie zuvor über den zerstörerischen Einfluss des Menschen gelesen. Dabei bleibt Weisman stets objektiv. Er berichtet nur, er wertet nicht. Das überlässt er allein dem Leser. Am Ende des Buches kommt man beinahe zu dem Schluss, dass die Erde ohne uns Menschen weitaus besser dran wäre.

Ich bin ja der Meinung, das dieses Buch zur Standardliteratur in Schulen gehören sollte. Weil es darüber aufklärt, was wir falsch machen (und falsch gemacht haben) und wie wir Dinge positiv verändern können. So gesehen ist es nicht nur eine Dokumentation darüber, wie die Welt ohne uns aussehen würde, sondern vielmehr ein Leitfaden darüber, was wir dafür tun können, damit auch noch die nächsten Generationen auf unserer Welt leben können.

Gregory Benford – Cosm

CosmExperimentalphysikerin Prof. Alicia Butterworth erschafft bei einem Experiment in einem Teilchenbeschleuniger ein rätselhaftes Objekt. Aus Neugier und Angst, das man es ihr wegnehmen könnte, nimmt sie es heimlich an sich, um es zu untersuchen.
Erst ein Professor für Theoretische Physik, den sie hinzuzieht, als sie nicht mehr weiter weiß, kommt hinter die Natur des Bowlingkugel großen Objektes. Es ist ein neu geschaffenes Universum – ein Cosm – in dem die Zeit viel schneller vergeht als in unserem.
Lange kann Alicia die Existenz des Objektes nicht geheimhalten. Und so findet sie sich bald im Kreuzfeuer von Kollegen, Behörden, Presse, Regierung und religiösen Gruppen, die alle unterschiedliche Ziele verfolgen. Dabei will sie doch nur eines, den neuen Kosmos in Ruhe erforschen.

Das Buch beweist das man keine Raumschiffe oder Aliens benötigt, um einen guten SF-Roman zu schreiben. „Cosm“ ist, ähnlich wie „Contact“ von Carl Sagan, in die Rubrik Wissenschafts-SF einzuordnen und steht Sagans Roman in nichts nach. Nur ein Insider vermag das Umfeld der Wissenschaft und die physikalischen Hintergründe so detailliert zu beschreiben wie Benford, der selbst Astrophysiker ist.

Dabei geht es in diesem Roman nicht um den Cosm selbst, der ist nur Mittel zum Zweck, um vom Leben der Wissenschaftler außerhalb und innerhalb des Campus zu erzählen – all die kleinen Gemeinheiten, die Eifersüchteleien sowie die Grabenkämpfe um Anerkennung und finanzielle Mittel. Oder auch, wie sich das Leben von Wissenschaftlern zu dem normaler Menschen unterscheidet. Stellenweise erinnert die Geschichte mehr an eine soziologische Studie, als an einen SF-Roman. Aber gerade das fand ich besonders vergnüglich.

Ich glaube Benfort geht es in „Cosm“ viel mehr um die moralischen Fragen, die die Erschaffung eines neuen Universums unweigerlich aufwirft und denen sich seine farbige Heldin Alicia in all ihren Facetten stellen muss. Gerade sie, die sozial gescheiterte wird zur Göttin eines Kosmos, den sie nicht kontrollieren und dessen Ende sie nicht verhindern kann.

Benfords Figuren wirken authentisch, wenn auch nicht sehr tiefgründig. So konnte ich mich doch mit der Heldin identifizieren. Auch seine „blumige“ Erzählweise und die hervorragend formulierten Beschreibungen, die ihm eine gute Beobachtungsgabe bescheinigen, machen die Geschichte zu einer der Besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Ich sage es offen, ich habe einen Faible für Astronomie und Kosmologie und viele der im Buch zitierten Theorien waren mir bekannt, dennoch fand ich Benfords Idee erfrischend und nachvollziehbar erklärt. Man muss sich aber als Leser darauf einstellen. Ich glaube nicht, das jemand, der sich nicht mit dem theoretischen „Krimskrams“ beschäftigen mag, genauso viel Spaß an dem Buch hätte.