Und plötzlich war es dunkel

Wir hatten gerade die ersten zwölf Minuten von »Elio« gesehen, da flackerte das Licht und der Strom fiel aus. Ein Blick in den Sicherungskasten offenbarte, dass alle Sicherungen drin waren. Im Hausflur hörte ich schon die Nachbarn reden. Offenbar war im ganzen Haus der Strom weg.

Ich machte im Bad den Rolladen hoch und stellte fest, dass auch die Straßenlaternen nicht brannten. Bis auf das Käsewerk war rundum alles dunkel. Vor dem Haus hatte sich schon die halbe Nachbarschaft mit Taschenlampen versammelt. Wir gesellten uns dazu. Alle rätselten wieso bei uns der Strom ausgefallen war. Denn während die Kirche noch angestrahlt wurde und in der Gasse beim Käsewerk die Straßenleuchten brannten, lag der Rest des Ortes in kompletter Dunkelheit.

Nach ein paar Minuten hatten sich meine Augen an die ungewohnte Dunkelheit gewohnt und ich erkannte, was mir in den bisherigen Nächten verborgen geblieben war. Über uns strahlte ein so klarer Sternenhimmel, wie man ihn selten sieht. Im hellen Band der Milchstraße konnte man sogar die Dunkelwolken erahnen. Es war phantastisch. Endlich konnte ich meinem Mann den Kleinen Wagen zeigen und andere Sternbilder, die man sonst nur mit Mühe erkennen kann.

Als wir auf der Wiese hinterm Haus in den Himmel guckten, strich plötzlich etwas um meine Beine. Mann, bin ich erschrocken. Es war aber nur der Kater vom Nachbarn, der mit mir schmusen wollte. Das Licht unserer Taschenlampe hat ihn dann animiert, wie ein Verrückter über den Rasen zu jagen, immer dem Lichtstrahl hinterher. Einen Weile schauten wir noch in den Himmel und versuchten ein Foto zu machen, was aber nicht gelang. Dann sind wir wieder zurück in die Wohnung und haben einen Eimer Wasser aus der Leitung entnommen. Nur für den Fall, dass der Stromausfall länger dauern würde und auch das Wasserwerk betroffen wäre. Bei Stromausfall könnten die Pumpen ausfallen und dann würde nämlich irgendwann kein Wasser mehr fließen und die Klospülung ginge nicht mehr. Wir lagen schon im Bett, als gegen 23 Uhr der Strom wieder eingeschaltet wurde.

Am Montag darauf traf ich dann einen ehemaligen Kollegen, der bei den Gemeindewerken arbeitet. Der war gerade mit den Männern vom Bayernwerk unterwegs und hat mir erzählt, dass es in der Straße vor unserer Wohnanlage einen Erdschluss gegeben hatte. Dort waren vor zwei Jahren die Wasseranschlüsse neu verlegt worden, wahrscheinlich hat man damals ein Kabel beschädigt, dass jetzt endgültig durchgebrochen war. Im Gespräch erfuhr ich, das tatsächlich im ganzen Ort der Strom ausgefallen war. Nur das Käsewerk hatte Strom, weil die zwei Gasgeneratoren zur Notstromversorgung haben. Vermutlich versorgen die auch einen Teil des Waginger Zentrums wie die Kirche ebenfalls mit Strom.

Unsere Idee mit dem Wasser war übrigens gar nicht so weit hergeholt. Sowohl die Wasser- als auch die Abwasserversorgung war vom Stromausfall betroffen. Die Notstromaggregate waren schon bereitgestellt worden. Mein Mann hatte auch schon die Kabelrolle und unsere Speicher bereit gemacht, um den Kühlschrank anzuschließen, wenn es länger gedauert hätte.

Inzwischen ist die Stromleitung wieder geflickt. So besorgniserregend ein Stromausfall in diesen Zeiten ist, in denen wir so abhängig von Elektrizität sind, es hat auch seine schöne Seite. Einen so wunderschönen Sternenhimmel bekommt man heute kaum noch zu Gesicht.

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