TEXTAUSZUG:

aus: "Das bajoranische Schwert"

Quarks Bar lag in Ruhe und Frieden. Dämmerlicht hüllte alles ein. Sogar der Dabotisch war verwaist. An der Tür prangte ein Schild mit der Aufschrift: Bis auf weiteres geschlossen! Daneben hockte Morn und dicke Tränen rannen über das runde Gesicht. Die Leute gingen vorbei und tuschelten, aber ansonsten herrschte der gleiche Betrieb wie jeden Morgen hier auf der Promenade. Doch irgendwie schien heute alles etwas düsterer und trauriger zu sein als sonst.
Aus Odos Büro hörte man Roms klagende Stimme: "Ich war es nicht, glauben Sie mir Constable."
"Ach, nein!" antwortete Odo gelassen.
"Das ist alles nur ein großes Mißverständnis", verteidigte sich der Ferengi.
"Ach tatsächlich!" meinte der Sicherheitschef sarkastisch. "Ich denke, Quark würde das ganz anders sehen."
Bei der Erwähnung von Quarks Namen begann Rom heftig zu schlucken und brach daraufhin in schrilles Weinen aus. Der Formwandler lehnte sich zurück, preßte die Fingerspitzen aneinander und seufzte tief.
Drüben in der Krankenstation begann Dr. Julian Bashir mit der unangenehmsten Tätigkeit seiner Laufbahn. Er schlug das weiße Leichentuch beiseite, und zum Vorschein kam das blasse Gesicht Quarks. Die Augen waren geschlossen und nichts in den entspannten Zügen des Ferengi deutete mehr auf die muntere Art und Weise des ehemaligen Barbesitzers hin. Bashirs Aufmerksamkeit richtete sich auf die Brust des Toten. Dort, wo einst das Herz des Ferengi geschlagen hatte, steckte nun die reichverzierte, aus Latinum bestehende Klinge einer mit unzähligen Edelsteinen bestückten Waffe. Die Schriftzeichen auf dem Schaft deuteten auf ihren Ursprung hin. Sie waren bajoranisch.

* * *

Eigentlich hatte alles doch so vielversprechend begonnen. Es war ein Tag, wie jeder andere auf der Station. Die Lautstärke im Quark’s entsprach genau den Ohren des Barbesitzers. Er stand zufrieden hinter der Theke, polierte Gläser und ließ dabei seinen Blick immer wieder über das lebhafte Treiben streifen.
Plötzlich betrat ein Fremder die Bar. Er war groß und erweckte sofort die Aufmerksamkeit Quarks. Der Ferengi konnte nicht gleich die Herkunft des Mannes ausmachen. Er tippte auf yridianisch, aber ganz sicher war er sich nicht. Seine Aufregung wuchs, als er erkannte, daß der Fremde auf ihn zusteuerte.
"Was kann ich für Sie tun?" begrüßte er ihn mit überschwenglicher Freundlichkeit.
"Sind Sie Quark?" Die tiefe dunkle Stimme ließ den Barbesitzer ein wenig zurückweichen.
"Ja!" antwortete er vorsichtig.
"Ich habe vor, ein Geschäft mit Ihnen abzuschließen."
Bei dem Wort "Geschäft" überkam Quark eine gewisse Lebhaftigkeit. Er eilte fort, holte die beste Flasche Tulabeerenwein, die er hatte und schenkte seinem Gast ein. Während dieser trank, beugte er sich über den Tisch, sah sich beobachtend um, flüsterte ihm dann zu: "Um was handelt es sich denn."
"Das werden Sie erfahren, wenn es soweit ist", antwortete der Mann und hielt dem Ferengi das Glas entgegen.
Quark verstand und goß ihm nach. "Was hätte ich zu tun?" fragte er neugierig.

Sein Gast trank erst und reagierte dann. "Sie kennen doch sicher Leute, die Interesse an historischen Artefakten haben..."
"Oh, ich denke schon", unterbrach ihn der Barbesitzer. "Es kommt natürlich auf die Art der Artefakte an."
"Waffen, historische Waffen!" brachte der Fremde hervor.
Quark trat erschrocken einen Schritt zurück. "Waffen...", flüsterte er, "...ich handle nicht mit Waffen", meinte er dann entschieden.
"Gut." Der Fremde machte Anstalten, sich zu erheben.
"Halt, warten Sie!" versuchte Quark ihn aufzuhalten. "Sie sagten historische Waffen?" Sein Gegenüber nickte. "Wie hoch ist mein Gewinn?"
"Zehn Prozent!" antwortete die dunkle Stimme.
"Zwanzig!" forderte der Ferengi gierig.
Der Mann überlegte: "Also gut, zwanzig Prozent!" Er nahm sein Glas, trank den Rest des Weins, stand auf und sagte: "Sie hören wieder von mir - bald!" Daraufhin verließ er die Bar.
Quark sah ihm befriedigt nach und in seinen Augen schienen kleine Latinumbarren zu schimmern.