TEXTAUSZUG:

aus "T'Cai"

Textprobe Buch 1 „Das verlorene Kind“

Das Mädchen stürmte in Windeseile los, überquerte den Gang und lief weiter. Hinter sich hörte sie die Schritte des Androiden. Beide erreichten sicher die Schaltzentrale.
„Schnell, hier entlang, wir können nicht mit dem Lift nach oben. Die Sicherheitsautomatik würde ihn verriegeln, sobald wir ihn betreten. Die Nottreppe ist unsere einzige Chance.”
Sie betraten einen Nebenraum. Data half Julie eine Deckenluke zu öffnen, dann stiegen beide, Data voran, die Leiter hinauf. Kurz bevor sie oben ankamen, rief sie ihm zu: „Seien Sie vorsichtig, wenn Sie die Luke öffnen. Wir werden sicher von einigen Robotern erwartet.”
Data entriegelte die Luke und hob sie vorsichtig an, den Phaser in Anschlagstellung. Die Warnung des Mädchens bewahrheitete sich. Tödliche Strahlen fauchten über seinen Kopf hinweg. Er zielte ebenfalls und traf. Die Luft roch nach verbranntem Plastik und geschmolzenem Metall. Schnell zog der Android Julie die restlichen Stufen hoch und hinter eine Computerkonsole in Deckung. Es waren keine fünf Meter mehr, die sie noch von der Tür, durch die sie gekommen waren, trennten. Doch davor stand einen Mauer aus sechs Kampfrobotern.
„Es ist besser, ich rufe den Transporterraum und lasse uns raufbeamen”, erklärte Data und aktivierte seinen Kommunikator. Vergebens!
„Das hat keinen Zweck. Sie können uns weder orten noch herauf beamen. Erst wenn wir wieder durch diese Tür sind. Ich sagte, doch dieser Bereich ist besonders geschützt.”
„Ein Magnetfeld?”, fragte er unbeeindruckt.
Das Mädchen schwieg. Er überlegte kurz. Die Schotthälften der Tür begannen sich langsam zu schließen.
„Die Zentralverrieglung! Schnell raus hier, sonst bleiben wir ewig hier drin!” Entgeistert war Julie aufgesprungen. Phasenstrahlen fegten heran. Data hielt direkt auf die Roboter zu und schoß dabei. Sein Körper schützte das Mädchen. Es war eine ungewöhnliche, gefährliche Situation. Mehrmals wurde er von den energetischen Strahlen getroffen. Lange würde sein Körper die Überladung nicht aushalten.
„Wir müssen springen!”, rief das Mädchen.
Beide nahmen Anlauf. Der Androide achtete nicht mehr auf die Phasenstrahlen, die ihn trafen. Julie sprang mit einem elegante anmutendem Hechtsprung durch die Tür, auf den Korridor, rollte sich ab und landete sicher auf den Füßen. Data jedoch stolperte, stürzte hin und blieb genau zwischen den sich schließenden Stahlschotten liegen. Die Phasenstrahlen der übriggebliebenen Roboter fraßen sich tief in seinen Rücken. Es knisterte, und Rauch stieg auf, als der Uniformstoff anfing zu schmelzen. Geistesgegenwärtig kam das Mädchen ihm zu Hilfe. Mit letzten Kräften zog sie den schweren Körper aus den Türhälften heraus, die sich nun mit einem leisen Zischen schlossen.
„Data!” Sie schüttelte seine Schultern und drehte ihn auf den Rücken. „Data wachen Sie auf. Was ist mit Ihnen?”
Doch die Augen des Androiden blieben geschlossen.



Textprobe Buch 2 „T’Yars Traum“

Es ging Julie sehr schlecht.
Mit leeren Blicken saß Spock am Lager seiner Tochter, flößte ihr ab und zu ein wenig Wasser ein und tupfte ihr in Abständen die Schweißtropfen vom Gesicht.
Die Stunden schlichen, und Spocks Gedanken weilten in der Vergangenheit.
Gegen Abend schien sich Julies Körper langsam abzukühlen. Auch ihr Atem ging jetzt regelmäßig und ruhig. Die leeren Augen des Vulkaniers reichten hinaus in die Weite der Wüste, die jetzt den violetten Glanz T’Khuts annahm.
Ein leises Klopfen brach die Stille.
Das vulkanisch gesprochene „Ja!” kam nur zögernd von Spocks Lippen.
Mit einem Wassergefäß in der Hand betrat Saduk den Raum. Ein kurzer Blick zwischen den beiden Vulkaniern, und Spock wandte sich wieder der Wüste zu.
„Ich bringe etwas Wasser!” Der junge Mann lauschte seiner Stimme.
Schweigen.
Saduk stellte wortlos das Gefäß auf den kleinen Felssims neben das mit dicken Decken gepolsterten Lager des Mädchens. Sein Blick musterte sie. Ihre Fremdheit verblüffte ihn immer noch. Und mit jeder Sekunde, die er neben ihr stand, erfüllte ihn ein diffuses Prickeln abstrakter Faszination. Fast wünschte er, sie würde erwachen und ihn mit ihren seltsam blauen Augen anblicken. Und, als hätte sie seinen Wunsch vernommen, regte sich ihr Kopf, und ihre Lider hoben sich.
Verwirrung, diffuses Zwielicht nach tiefer Schwärze, lichte Erinnerungsfetzen überlagert von einem dumpfen Pochen hinter ihrer Stirn. So erwachte Julie.
Verstört sah sie sich um und entdeckte die Gestalt eines Vulkaniers neben sich. Es war nicht ihr Vater. Es war ein junger Mann, dessen Gesicht sie jetzt zum ersten Mal sah. Auf den ersten Blick erschien er ihr wie ein üblicher Vulkanier, doch als sie genau hinsah, bemerkte sie Unterschiede, die sich wie eine kleine Rebellion hervortaten. Andersartigkeiten wie das dunkle Haar, das nicht, wie bei Spock, präzise geschnitten eine gerade Linie über der Stirn bildete, sondern in kurzen Strähnen entweder zu Berge stand oder in die Stirn fiel und einen exakten Mittelscheitel darbot. Die Augenbrauen waren dicht und beschrieben einen geschlossenen Bogen. Aufgeweckte Augen blieben hinter langen Wimpern versteckt. Und in seinen Zügen lag jene Offenheit von Gefühl, die sie bei Spock bis jetzt vergeblich gesucht hatte.
„Herr! Ihre Tochter ist erwacht.” Seine Stimme war gedämpft, behielt aber trotzdem ihre Lebhaftigkeit.
Es fiel Julie schwer, die vulkanischen Worte zu verstehen. Sie hatte erst begonnen, diese Sprache zu erlernen.
Unvermittelt wandte Spock sich um. Ein Blickwechsel mit dem jungen Mann genügte, und er verließ das Zimmer.
Die Besorgnis in Spocks Gesicht wich mit dem Augenblick, in dem er erkannte, daß es seiner Tochter gut ging, und machte einer unbeirrbaren Strenge Platz.
Hilflosigkeit keimte in Julie. Sie erinnerte sich jetzt wieder an die Ereignisse und war sich dessen bewußt, einen Fehler gemacht zu haben. Einen schweren, unverzeihlichen Fehler in den Augen eines jeden Vulkaniers.
„Verzeih mir, Vater! Ich habe nicht nachgedacht.” Sie sprach leise und kannte die Antwort schon jetzt.
Schweigen.
Es gab nichts, mit dem sie sich rechtfertigen konnte, sie wußte das.