100 Jahre Clark Darlton

Ich bin mir nicht sicher, wie oft ich diese Überschrift in den letzten Monaten geschrieben habe. Das ist nämlich der Schwerpunkt der nächsten SOL. In den vergangenen Wochen habe ich unter diesem Betreff gefühlt einhundert E-Mails verschickt, um bei Autoren, Fans und Freunden des Autors kleine Textbeiträge über Clark Darlton anzufragen. Fast alle haben mitgemacht. Was mich besonders freut, der Autor kommt sogar selbst zu Wort. Ich habe einen seiner Texte erhalten, der so noch nie veröffentlicht wurde. Da bin ich gespannt, was die Leser der SOL dazu sagen.

Gestern wäre Walter Ernsting alias Clark Darlton 100 Jahre geworden. Ihm zu Ehren haben viele Fans, die PERRY RHODAN-Redaktion und Menschen, die mit ihm befreundet waren Artikel in Blogs und auf Webseiten veröffentlicht. Einen besonders schönen Beitrag hat allerdings Ben Calvin Hary für den YouTube-Kanal der PR-Redaktion gemacht. Sein bester bisher, würde ich behaupten. Und weil er so gut ist, möchte ich ihn an dieser Stelle gern teilen.

Vielen Dank, Ben! Und alles Gute an Clark Darlton, von wo auch immer er uns jetzt zuschauen mag. Ad Astra!

Andreas Eschbach gewinnt den Kurd-Laßwitz-Preis

Es wurde bereits vor einigen Tagen publik gemacht, dennoch möchte ich heute an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen. Der diesjährige Kurd-Laßwitz-Preis für den besten deutschsprachigen SF-Roman geht an Andreas Eschbach für »Perry Rhodan – Das größte Abenteuer«.

Verdientermaßen kann ich nur sagen, denn mit diesem Roman ist Andreas Eschbach tatsächlich eine großartige Symbiose gelungen. Eine Geschichte, die sowohl Fans, als auch Otto-Normal-Leser zu fesseln weiß, daran sind schon viele gescheitert. Star Trek-Produzenten suchen seit Jahrzehnten nach dem richtigen Rezept, in anderen Franchises ist die Situation ähnlich. Andreas Eschbach ist das bei PERRY RHODAN auf wundervolle Weise gelungen und dafür hat er den Preis allemal verdient.

Robert Corvus und Bernhard Hennen lassen in ihrem Video-Blog den Autor die erste Seite des Romans lesen und stellen ihm Fragen.

Bereits aus dem letzten Jahr hat NerdzigTV ein Interview mit dem Autor zum Roman geführt.

Ausflug in die Berge

Das schöne, wenn man in Alpennähe wohnt, ist, dass man schnell mal zu einer Wanderung aufbrechen kann, ohne ewig weit fahren zu müssen. Heute morgen sind wir relativ früh aufgestanden und nach Maria Eck gefahren. Das ist ein kleines Kloster zwischen Siegsdorf und Bergen auf 800 Metern Höhe gelegen, von dem man aus schöne Wanderungen unternehmen kann.

Die Wege sind zwar relativ flach (aus der Sicht der Bergbewohner), aber ich gestehe, an der einen oder anderen Steigung ging mir dann doch die Puste aus. Man merkt, dass man sich in diesem Corona-Frühjahr einfach viel zu wenig bewegt hat. Dafür schien wunderbar die Sonne, es war angenehm warm. Außer dem Läuten der Kuhglocken und dem Zwitschern der Vögel hat man nichts gehört und die Wiesen waren voller bunter Blumen und Insekten.

Weil es erst neun Uhr war, war auch noch nicht viel los. Erst auf dem Rückweg begegneten wir ein paar Wanderer. Wobei eine Dame demonstrativ ihre Stoffmaske aufgesetzt hat, als wir in drei Metern Entfernung aneinander vorbeigingen, wohlgemerkt im Freien, bei Wind, der uns auch noch entgegen blies. Jede Art von Aerosol wäre innerhalb von Sekunden weggeweht. Ganz ehrlich, manche Leute übertreiben es aus meiner Sicht. Da hat die Einschüchterung durch Medien und Politik total gewirkt. Das ärgert einen dann doch irgendwie. Da kommt man sich auf dem Wanderweg plötzlich unerwünscht vor. So nach dem Motto: Warum geht ihr hier ohne Maske spazieren? Das ist auch eine Form der Diskriminierung.

Dafür haben wir auf einem Seitenweg einen schönen Aussichtspunkt auf den Chiemsee entdeckt, wo wir viele Fotos gemacht haben. Ich bin froh, das wir heute das schöne Wetter genutzt haben, um mal wieder raus in die Natur zu kommen. Letztendlich waren es drei Kilometer und 100 Höhenmeter, die wir in einer Stunde hinter uns gebracht haben. Das macht den Kopf frei, auch wenn es Menschen gibt, die einen unbedingt daran erinnern müssen, dass wir doch lieber daheimbleiben sollten.

Kurze kosmische Comics

Quelle: Atlantis-Verlag

Anthologien zur Science Fiction gibt es viele, aber eine SF-Comic-Anthologie war mir neu. »Cozmic« herausgegeben von René Moreau und Michael Vogt ist eine Sammlung von Kurzcomics die bereits im vergangenen Herbst erschienen ist. René Moreau bekannt als Herausgeber des Magazin »Exodus« hat sich mit Comiczeichner Michael Vogt verbündet, um dieses in Deutschland einzigartige Projekt zu stemmen.

Zwölf deutsche Künstler/innen haben ihre Stifte und Pinsel für diese Ausgabe geschwungen. Die Vielfalt der Geschichten ist beeindruckend, ebenfalls die unterschiedlichen Stilformen, die in diesem Buch zusammentreffen. Da wird einem erst einmal die Spannweite des Genres bewusst. Das sind nicht einfach nur SF-Kurzgeschichten, die Bilder schaffen quasi eine zusätzliche Ebene. Das fand ich gelungen.

Die Auswahl ist kunterbunt, wie die Bilder selbst. Manche folgen den Gesetzen der klassischen Kurzgeschichte, überraschende Pointe eingeschlossen. Andere haben wiederum deutliche politische Anklänge, manches liest sich gar satirisch. Zusammen mit einem Artikel über die Comics des Brasilianers Luiz Eduardo de Oliveira (Léo) verfasst von PERRY RHODAN-Autor Uwe Anton ist das ein schöner Mix für Science-Fiction-Fans und Comicfreunde. Und er zeigt, dass es in Deutschland viele talentierte Comiczeichner und Illustratoren gibt, denen mit diesem Buch eine Bühne geboten wird.

Ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird – bei einem solchen Projekt weiß man nie, ob es bei den Lesern ankommt – denn die Sammlung enthält zwei Fortsetzungsgeschichten. Und das ist auch der einzige Punkt, den ich bemängeln muss. Da wird man nämlich mittendrin, an der spannendsten Stelle quasi im Regen stehengelassen.

Der große Hardcover-Band erschien im Atlantis-Verlag und ist überall erhältlich, wo es Bücher und Comics gibt.

Ein Müllmann in Not

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 227 – »Samfonnan, der Gefallene« von Ben Calvin Hary

Die Masgar Skoa, die Müllwerkergilde von Arkon, sind nicht besonders angesehen. Kein Arkonide möchte sich mit den Leuten abgeben, die den Dreck wegräumen, deshalb steht dem jungen Antigrav-Ingenieur Samfonnan auch keine goldene Zukunft bevor. Doch genau er, der nach einem selbstverschuldeten Unfall bei den Masgar Skoa gelandet ist, findet sich kurzerhand im Zentrum des Geschehens wieder.
Die Besatzung der LORK will Perry Rhodan, Thora, Mitglieder seines Einsatzteams und die ehemalige Imperatrice aus dem Kristallpalast auf Arkon I befreien, der für sie zunehmend zu einem gefährlichen Ort wird.
 Die LORK hatte die Terraner schon bei der Befreiung der MAGELLAN unterstützt. Auf wessen Befehl der Arkonide Sofgart und der Naat-Albino Kephlomm handeln ist nicht klar, aber mittels der Müllwerker kontaktieren sie Atlan an Bord der FAMA’ARK und erhalten von ihm die Codes, um das Himmelfahrtsunternehmen auszuführen. Denn Rhodan soll sich unbedingt anschauen, was in Cabra-Cel, der geheimen Basis von Mascudar da Gonozal, auf Arkon III vorgeht. Es wird das Schicksal des Sol-Systems entscheiden.
Die Befreiungsaktion gelingt unter anderem durch die Kenntnisse von Samfonnan. Und auch in Cabra-Cel hilft sein Wissen, die dort gefangenen Posbis zu befreien. Cabra-Cel wird zerstört und die LORK kann mit Perry Rhodan und den Posbis an Bord entkommen. Der Müllwerker Samfonnan ist von Rhodan so beeindruckt, dass er sich den Terranern anschließt.

Ich erwähnte bereits, dass es mir bei dem Roman schwerfallen würde, eine objektive Meinung abzugeben. Nicht nur weil ich mit dem Autor gut befreundet bin, sondern auch, weil ich als Testleserin fungieren durfte. Ich hielt das Manuskript also schon in Händen, als gerade mal Band 221 erschienen war. Weswegen mir die Dopplung: die Flucht aus dem Kristallpalast – Rhodan flüchten in Band 221, 226 und 227 durch den Gos’Khasurn – besonders auffiel. Es wird ohnehin viel geflüchtet in dieser Staffel. Die Terraner bekommen wenig Zeit zum Durchatmen und nun droht auch noch die erneute Invasion der Erde durch die Arkoniden.

Besonders gut gefiel mir die Figur des Müllwerkers Samfonnan. Der junge Mann hat einen psychologischen Defekt durch ein traumatisches Erlebnis erlitten, nachdem er durch einen Unfall tagelang am Boden eines Antigravschachts eingequetscht war. Seine Phobie vor engen Räumen finde ich gut beschrieben und auch wie er sich ihr am Ende erfolgreich stellt, das war sehr sympathisch und sehr menschlich. Ebenfalls fasziniert die Beschreibung der »Müllabfuhr« von Arkon. Wobei ich nicht glaube, dass nach 40 Jahren die Trümmerstücke des alten Kristallpalastes noch nicht recycelt wurden.

Das ist übrigens jenes, was mich in den vergangenen Romanen am meisten genervt hat: der im Bau befindliche Kristallpalast. Ich habe es schon in Band 221 geschluckt, dass zwischen dem Kristallpalast und dem Berliner Flughafen anscheinend gewisse Parallelen vorhanden sind. In fast jedem der vergangenen Romane wird das Thema mal mehr oder mal weniger offensichtlich wiedergekäut. Ich kann nicht mehr hören, dass der Kristallpalast eine Baustelle ist. Da mag die Technik, wie dort Wände hochgezogen werden, noch so phantastisch klingen, es ist einfach zu oft und zu viel angesprochen worden. Diese Baustelle musste so häufig als Ausweg und Problemlösung herhalten, dass es für mich einfach nicht mehr glaubhaft ist.

Das Atlans Einsatz für die Terraner auffliegen könnte, erwarte ich eigentlich längst. Obwohl der Arkonide bisher nicht den Eindruck machte, ihm würde viel an den Terranern liegen. Deshalb verwundert es mich, dass er so bereitwillig seine Codes an Sofgart weitergibt. Er muss damit rechnen, dass das auf ihn zurückfallen wird. Hier bin ich von der Staffelhandlung noch nicht so richtig überzeugt. Welches Spiel spielt Atlan und warum scheint ihm die Beziehung zu seinem Vater wichtiger, als die zu Mirona Thetin? Da möchte ich am Ende der Staffel eine glaubhafte Erklärung hören.

Mit »Samfonnan, der Gefallene« darf Ben Calvin Hary seinen Einstand bei NEO feiern. Nicht nur durch die Figur des Müllwerkers gelingt ihm das auch richtig gut. Dennoch werde ich froh sein, wenn die Staffel zu Ende ist und sich das Augenmerk der Handlung wieder auf einen anderen Schauplatz und andere Charaktere richtet.

Nur nicht darüber nachdenken

Quelle: Amazon

Nach mehr als einem Jahr haben wir uns endlich die zweite Staffel Star Trek: DISCOVERY angesehen. Die Blu-Ray lag seit November im Regal, wir trauten uns nicht sie einzulegen, weil wir schon nach Staffel eins so enttäuscht waren.

Man muss der Serie zu gute halten, dass sie einige sehr gut funktionierende Charaktere hat. Das war schon in der ersten Staffel so. Da mochte ich Saru und Captain Lorca, den ja leider der Serientod ereilte. Auch die zweite Staffel kann mit tollen Figuren aufwarten. Captain Pike zum Beispiel, aber auch die Ingenieurin Reno, deren trockene pragmatische Art mich regelrecht begeistern konnte. Das sind Charaktere mit Kanten, die vielschichtig und tiefsinnig sind. Der Kelbianer Saru hat sich nochmal richtig steigern können, und es war gut von Pike, ihn zum Captain der DISCOVERY zu machen.

Was die Effekte, die Sets und die Kostüme angeht, gibt es ebenfalls wenig zu meckern. Beeindruckend fand ich die Brücke der ENTERPRISE. Da ist den Set-Designern eine harmonische Verbindung zwischen dem Look der Classic-Serie und den modernen Möglichkeiten von heute gelungen. Die DISCOVERY finde ich nach wie vor zu modern. Bei manchen Sets, wie dem abgestürzten Raumschiff auf dem Asteroiden in Folge eins, frage ich mich, in welcher Fabrikruine sie das gedreht haben. Das wirkte alles andere, als wie das Innere eines Raumschiff-Wracks. Aber okay, damit kann ich leben.

Womit ich so gar nicht klarkomme, ist der Handlungsaufbau. Freundlich formuliert: es war besser als in der ersten Staffel, aber oft waren die Plotholes so groß, dass das komplette Schiff darin unterging. Die Geschichte um den roten Engel, die Zeitreisen von Burnhams Mutter, die Machtübernahme der KI »Control« alles gut und schön. Es birgt eine Menge Konfliktmaterial, aus dem man eine spannende Geschichte erzählen kann, sofern man die Integrität der Serie im Auge behält. Doch genau hier scheitern die Macher. Die innere Logik wird so oft gebrochen, dass ich mich frage, ob die Autoren wirklich Einfluss auf den Verlauf der Episoden hatten, oder ob Alex Kurtzmann schlicht und einfach über ihre Köpfe hinweg entschieden hat, das machen wir so, weil es cool klingt oder aussieht. Ich denke nämlich nicht, dass Autoren, die sich so komplexe Figuren ausdenken, nicht in der Lage sein sollen, einen logisch funktionierenden Plot zu schreiben, der ohne Deux ex machina auskommt und bei dem die physikalischen Gegebenheiten des Star-Trek-Universums in jeder Folge so verbogen werden müssen, damit das Ganze funktioniert.

Bei Star Trek: Discovery heißt das Motto: Bitte nicht nachdenken! Denn wenn man die Handlung hinterfragt, kommt man schnell dahinter, wie löchrig das Konstrukt ist. Beispiel Geschwindigkeiten. Da werden große Entfernungen mit Schiffen und Shuttles innerhalb kürzester Zeit zurückgelegt. Mal davon abgesehen, das Shuttleschiffe eine begrenzte Reichweite haben, aber da wird mal schnell vom klingonischen Sektor aus nach Vulkan und zurück geflogen. Taylor fliegt in Folge 13 und 14 innerhalb einer Stunde nach Kronos und holt die Kanzlerin mit ihrem Bird of Prey zur Schlacht ab. Es gab noch weitere solcher Timing-Problematiken. Und die stören mich eben. Klar es ist Science Fiction, da ist viel möglich, aber kann man nicht wenigstens innerhalb der Serie konsistent bleiben? Michael Okuda hat eine Tabelle mit Warpgeschwindigkeiten entwickelt. Warum hält man sich nicht daran, wenn man sich doch angeblich so mit Star Trek verbunden fühlt.

Am unplausibelsten waren die beiden letzten Episoden. Sie wollen die DISCOVERY um 950 Jahre in die Zukunft schicken, um sie vor dem Zugriff von Control zu entziehen. Haben aber den von Control übernommenen Leland an Bord. Der wird von Georgiou mittels Magnetismus erledigt, das Netzwerk bricht zusammen, Control ist damit Geschichte. Bedeutet das aber letztlich nicht, dass die DISCOVERY gar nicht in die Zukunft hätte »fliegen« müssen? Und wenn dann nehmen sie Control mit in die Zukunft? Sie lösen das Problem nicht, sie verlagern es nur.

Überhaupt, der Zeitkristall! Hieß es nicht, dass er nur einen Zeitsprung durchhält? Warum kann Burnham dann fünf mal in die Vergangenheit reisen, um die Signale abzusetzen und hat anschließend noch genug Energie für den Sprung in die Zukunft?

Am Ende werden alle »geblitztdingst«, damit sich ja keiner an die DISCOVERY und Burnham erinnert. Aber warum wurde dann erst erklärt, dass das Schiff zerstört wurde? Was ist mit den Angehörigen der Crew, was ist mit den Abschiedsbriefen, die übrigens mitten in der Schlacht geschrieben wurden? … Nein, nicht nachdenken.

Es gibt auffällig viele weibliche Charaktere. Zu auffällig für meinen Geschmack. Man merkt deutlich, dass da die Genderproblematik das Casting dominiert. Mit der Auswirkung, dass die Männer in der Serie eher schwach wirken. Problematisch ist und bleibt die Protagonistin – Heulsuse – Michael Burnham. Sie wirkt wie der Charakter einer Fan-Fiction-Geschichte. Sie ist eine klassische Mary Sue, sie kann alles, sie weiß alles, sie ist die Retterin des Universums. Dabei heult sie gefühlt drei Mal pro Episode. Echt. Also ich mag ja emotionale Plots, aber das was ich bei Discovery geboten bekomme, ist selbst mir zu viel. Hätte ein Fan diese Geschichte geschrieben, man hätte auf ihn eingehackt. Wobei ich den Fanautoren unrecht tue, denn ich kenne ganz viele Fanromane die hundert mal besser sind, als das was Discovery zeigt.

Ich wünschte mir, die Verantwortlichen bei CBS bzw. Paramount würde das Geld statt in neue Serien lieber in die digitale Aufbereitung von Deep Space Nine stecken. Da war das wichtigste an einer Serie nicht der Look, sondern die Handlung. Das war kein Fast Food fürs Gehirn, da musste man noch mit- und nachdenken.

Planen, Bauen, Wohnen

… so sollte die Reihenfolge eigentlich sein. In letzter Zeit hat sich das irgendwie umgekehrt.

Diese Woche war schlimm. Dass hat man vermutlich schon daran gesehen, dass ich so gut wie nicht bloggen konnte. Dafür glaubte ich bisweilen, die Welt sei ein Irrenhaus und ich arbeite in der Zentrale. Irgendwie scheint die Gesellschaft nach Pfingsten den Corona-Lockdown-Schalter umgelegt zu haben und müsse jetzt alles wieder aufholen. Da kommen Bauherren mit skurrilen Ideen aber ohne Ahnung. Da werden Angebote angefragt für Objekte, für die schon mal die Baugrube ausgehoben wird. So nach dem Motto, wir fangen schon mal an, planen können wir später noch. Da wird Schritt B vor Schritt A getan und dann herumgemeckert, wenn etwas nicht klappt oder fehlt. Die Kunden wollen moderne Hightech, aber zum Schnäppchenpreis und möglichst am nächsten Tag. Zeit und Geld ist im Handwerk momentan zur Rarität geworden.

Leute, dass funktioniert so nicht. Ein Handwerker ist nicht Amazon. Da stehen nicht nur die Produkte auf der Rechnung, sondern auch die erbrachte Arbeitszeit. Auf der einen Seite will man SmartHome (ohne sich richtig bewusst zu sein, was das bedeutet bzw. was es eigentlich machen soll) andererseits darf es aber nichts kosten und soll möglichst sofort erledigt sein. Das ein Handwerksbetrieb mehrere Baustellen hat, scheint niemanden zu interessieren. Manche Kunden denken, wenn man den Auftrag angenommen hat, ist man ihr persönlicher Sklave, der zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung stehen muss.

Am Schlimmsten empfinde ich die mangelnde Zeit. Ein Ein- oder Mehrfamilienhaus mit Elektro, Sanitär und Heizung auszustatten, plant man nicht mal so an einem Vormittag. Ich hatte diese Woche mehrfach das »Vergnügen« mal schnell einen Plan zu machen. Wenn meine Kollegen damit am nächsten Tag auf die Baustelle fahren, ist der wahrscheinlich nicht mal mehr das Papier wert, auf dem er gedruckt ist. Weil sich die Bauherren über Nacht wieder was neues ausgedacht haben. Ständige Planänderungen sind keine Seltenheit und Zeit dafür, sie einzuarbeiten, bekommt man natürlich auch nicht. Ich muss also versuchen, das irgendwie aus dem Ärmel zu schütteln und nebenbei noch die Beschwerden der Kunden am Telefon und per E-Mail entgegennehmen, wenn aus genau diesen Gründen mal wieder was schief gegangen ist. Dann darf man sich Beschimpfungen anhören und wird angemotzt, obwohl man meist gar nichts dafür kann.

Ich ahne, warum es so viel Pfusch am Bau gibt. Nein, das liegt meist nicht an den Handwerkern, sondern ganz oft auch an den Bauherren, die sich nicht entscheiden können oder ihre skurrilen Wünsche einfach nicht rechtzeitig äußern. Aber auch an einigen Architekten, die nicht nachdenken und die unbedingt das Bad über dem Wohn/Esszimmer ohne Wände anordnen, weil das ja so modern ist. (Eine Badewanne im Schlafzimmer ist übrigens nichts ungewöhnliches.) Solche Leute scheinen zu glauben, dass Wasser und Strom wie W-Lan sind und sich rohr- bzw. kabellos über die Luft übertragen bzw. abfließen.

Ich weiß, warum kaum einer Handwerker werden will. Es ist körperlich schwere Arbeit, zeitintensiv (also kein Job von neun bis fünf) und wird schlecht bezahlt. Wenn man dann auch noch von den Kunden behandelt wird, als wäre man der letzte Depp, macht das wirklich keinen Spaß. Ich bin jedenfalls froh, dass heute Freitag ist.

Erdbeerland

Schaut mal was ich von meinen Eltern zum Geburtstag bekommen habe. Das ist doch mal ein cooler Blumentopf: Erdbeeren für den Balkon. Eine Pflanze hat sogar rote Blüten. Nun bin ich echt gespannt wie die Früchte davon schmecken. Das wird aber noch ein Weilchen dauern.

Die erste Schallplatte

Ich gehöre wahrscheinlich zur letzten Generation, die Schallplatten kennengelernt haben, die sich vielleicht auch noch selbst welche gekauft haben. Unser Plattenspieler stand erst im Wohnzimmer und später im Kaminzimmer. Meine Eltern hatten sogar ein kleines japanisches Radiogerät, mit dem man Platten abspielen konnte, einen portablen Plattenspieler sozusagen.

Als Kind legten mir meine Eltern manchmal Schallplatten mit Märchen auf, dann wenn die Oma keine Zeit hatte, mir vorzulesen. Das war für mich immer etwas besonderes. Ich war fasziniert, wie man die schwarze Scheibe ganz vorsichtig aus der Hülle nehmen musste und auf den Plattenspieler legte. Das durfte ich damals nicht selbst machen. Dafür durfte ich ab und zu mit einem Pinsel aus Marderhaar den Staub entfernen, während sich die Platte schon drehte. Dann wurde der Tonarm ganz vorsichtig aufgesetzt und es knisterte aus den Lautsprechern. Danach lauschte ich andächtig der Stimme, die mir Märchen erzählte.

Später nervte ich meine Eltern damit, dass ich unbedingt die Musik aus den Winnetou-Filmen hören wollte. Leider war die in der DDR schwer zu bekommen. Ich weiß nicht, wie sie es gemacht haben, aber irgendwann schenkten mir meine Eltern eine Single, auf der die Winnetou-Melodien von Martin Böttcher drauf waren. Ich glaube, dass ich die in Endlosschleife gehört hätte, wenn mir meine Eltern nicht erklärt hätten, dass die Schallplatten kaputt gehen, wenn man sie zu oft anhört.

Meine erste eigene Schallplatte kaufte ich zusammen mit meiner Mutter im Intershop. Es war die LP zum Film »La Boum 2«. Ich war besessen von den Filmen und mochte den Darsteller Pierre Cosso sehr. Witzigerweise habe ich mir das Geld dafür verdient, in dem ich für jemanden ein Portrait von Pierre Cosso auf ein T-Shirt gemalt habe, mit Textilfarbe und Pinsel.

Die Platte habe ich dann mittels Überspielkabel mit meinem Kassettenrekorder, den ich zur Jugendweihe und Konfirmation bekommen hatte, auf Kassette überspielt. Die konnte ich dann stundenlang in meinem Zimmer hören.

Plattenspieler mit Schallplatten existieren noch und sind auch noch einsatzfähig. Mein Vater hat sogar noch ein Grammophon mit einhundertjahre alten Platten.