Vielleicht kennt das jemand. Man kommt morgens zur Arbeit und noch ehe man den Computer hochgefahren und es sich auf seinem Bürostuhl bequem gemacht hat, stehen die Kollegen neben einem. Manchmal wird man schon in der Küche abgefangen, wenn man sich seinen Guten Morgen-Kaffee holt.
Heute war wieder so ein Tag. Die Kollegen standen vor meinem Schreibtisch Schlange, auf dem sich der Berg mit unerledigten Sachen immer höher auftürmt. (Ich sollte mir wirklich mal eine Ablage anschaffen.) Früher konnte ich die anfallenden Aufgaben meistens in einer Woche locker abarbeiten, aber da war ich auch vier Tage in der Woche im Büro. Jetzt sind es nur noch zwei. Da bleiben manche Sachen eben länger liegen, als gewollt. Denn es kommen im Laufe des Tages fast immer kleine oder größere Sorgen und Probleme der Kollegen hinzu. Dann sitze ich da und versuche wie ein Jongleur alle Bälle in der Luft und vor allem den Überblick zu behalten. Was gar nicht so einfach ist, wenn man ständig aus der Konzentration gerissen wird. Da ist es schon beinahe erholsam, wenn man abends endlich im Zug sitzt und sich einer spannenden Lektüre widmen darf. Bis zu Hause der Wahnsinn weitergeht, denn inzwischen muss ich die Arbeit mit heimnehmen, um überhaupt alles auf die Reihe zu kriegen.
Es ist ein bisschen wie im Zirkus. Nur manchmal ist man eben der Clown.
Wahrscheinlich geht es ganz vielen Leuten genauso. Eine Tatsache von der ich nicht weiß, ob sie mich beruhigen, oder ich mich darüber aufregen soll.
PERRY RHODAN NEO 97 – »Der Zorn des Reekha« von Michael H. Buchholz
Anders als seine Kollegen Michelle Stern oder Christian Montillon schreibt Michael H. Buchholz eine, sagen wir mal, bodenständige Science Fiction. Er verwendet SF-Elemente in einem realistisch anmutenden Setting. In diesem Fall wird das noch verstärkt durch den Handlungsort – die Ruhr-Arena Dortmund. Ein Ort, den man nicht zwangsläufig in einem SF-Roman erwarten würde. Ein Vorgehen, das aber bei PERRY RHODAN Tradition hat und besonders bei NEO häufig verwendet wird. Ich mag so etwas gern lesen, sofern die Logik eingehalten wird.
Der Plot wird vom Autor in mehreren überschaubaren Handlungsebenen zügig vorangetrieben. Das Tempo zum Schluß massiv angezogen. Es gibt genügend Plotpoints, so dass die Handlung nicht allzu geradlinig verläuft. Die Figuren sind interessant beschrieben. Mit Fancan Teik taucht erstmals ein Haluter in der NEO-Serie auf. Die Schlacht zwischen den Besatzungstruppen und den Free Earth Kämpfer in der Fußball-Arena ist zwar blutig und brutal, aber durchaus glaubhaft erzählt. Teik rettet den Fürsorger, kurz bevor der von Chetzkel ermordet werden kann. Dabei zeigt sich der Reekha wieder von seiner besonders bösen Seite. Mir kommt der Charakter in den letzten Romanen ein wenig zu eindimensional rüber. Da gab es in diese Zyklus schon Romane, in denen er mehr Profil hatte. Aus meiner Sicht würde ein bisschen mehr Hintergrund der Figur guttun, aber das ist so kurz vorm Finale beinahe schon zu spät.
Ein paar der Aktionen sind wieder einmal dem Zufall geschuldet und wieder sind es nicht allein die Menschen selbst, die sich befreien, sondern ein überirdisches Wesen in Form eines Haluters. Warum dieser so schnell Partei für die Menschen ergreift, ist mir an dieser Stelle nicht ganz klar geworden. Da hätte ich mir mehr Hintergrundfakten gewünscht.
Alles in allem ist »Der Zorn des Reekha« ein spannender und leicht zu lesender Roman. Mir persönlich ist er ist aber ein wenig zu glatt und ein wenig zu hektisch. Da geschieht vieles zu schnell, als es realistisch möglich ist. Außerdem fehlt das Alleinstellungsmerkmal, das besondere. Dies könnte eine außergewöhnliche Figur oder eine ausgefallene Technologie sein, vielleicht auch eine ungewöhnliche Erzählweise. Dennoch zolle ich den Autor großen Respekt, dass er bereits so kurz nach der Behandlung seiner Krebserkrankung einen so gut ausgearbeiteten Roman abliefert.
Ich war gespannt. Hatte ich doch schon so viel über den legendären BuchmesseCon in Dreieich gehört und gelesen. Und da eine Freundin ganz in der Nähe wohnt, nutzte ich die Gelegenheit der Traditionsveranstaltung einen Besuch abzustatten.
Das Bürgerhaus in Dreieich war schnell gefunden, ein Parkplatz dagegen eher schwieriger, vor allem wenn man erst am Nachmittag dort aufschlägt.
Im Foyer bezahlten wir unseren Eintritt und nahmen die obligatorische Contüte in Empfang. Ich hatte mich noch nicht gedreht, als ich schon von einer befreundeten Autorin begrüßt wurde, die ich aus Wolfenbüttel kannte. Gleich darauf stand eine Foristin aus dem PR-Forum vor mir. Kaum einen Schritt weiter, kam mir ein Fan entgegen, mit dem ich vor mehr als zwanzig Jahren zur Premiere von STAR TREK »Generations« in Berlin gewesen war, der sich aber nur noch dunkel an mich erinnerte.
Ich hatte die Treppe zum Foyer erglommen, da traf ich schon die nächsten Bekannten. Nach einer herzlichen Begrüßung, schlenderten wir erstmal zwischen den Ständen hindurch und bewunderten die Vielzahl der anwesenden Verlage und deren Publikationen. Während wir uns mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen stärkten, kamen weitere Freunde und Bekannte vorbei. Jedesmal gab es ein großes Hallo und viele interessante Gespräche. So flog der Nachmittag an mir vorüber, ohne das ich mir eine der Lesungen anhören konnte. Ich stand mit staunendem Blick herum und plauderte, lernte Personen kennen, von denen ich bisher nur gehört, oder mit denen ich telefoniert bzw. E-Mails ausgetauscht hatte und knüpfte neue Kontakte. Besonders gefreut, hat mich das Zusammentreffen mit Oliver Plaschka, der immer sehr rührig in meinem Blog die Rezensionen zu seinen NEO-Romanen kommentiert. Überrascht und gefreut hat mich auch das Zusammentreffen mit Michael Haitel, der für die FanEdition der PRFZ verantwortlich ist. An dieser Stelle gleich mal ein Hinweis, ihm liegen bereits Manuskripte für die FanEdition bis 2019 vor.
Einzig Hermann Ritter, den ich gern mal persönlich kennengelernt hätte, ging mir an diesem Nachmittag durch die Lappen.
Später plauderte ich vor dem Stand vom Verlag »in Farbe und Bunt« noch mit Kai Hirdt und Madeleine Puljic, im Foyer mit Verena Themsen. Gemeinsam warteten wir auf das Verlags-Panel der PERRY RHODAN Redaktion, dass um 18 Uhr beginnen sollte. Kurz vor Sechs nahm ich meinen Platz im Holodeck 4 ein und wunderte mich, dass der Raum nicht voll wurde. Ein Blick auf das Programm zeigte, dass im Nachbarraum Bernd Perplies und Christian Humberg aus ihrer Romanserie STAR TREK »Prometheus« lasen. Diese Parallelität fand ich etwas unglücklich, weil ich mir das auch gern angehört hätte. Doch das Perry-Panel wollte ich unter keinen Umständen verpassen.
Klaus N. Frick übernahm die Moderation. Am Tisch saßen außerdem Verena Themsen, Kai Hirdt und Neuling Madleine Puljic. Nach der Vorstellungsrunde hatte der PR-Chefredakteur einige Fragen vorbereitet, die er den Autorinnen und dem Autor stellte. Hauptsächlich ging es um das neue Taschenbuch »Die falsche Welt«, das die Heftromane 2812-2815 enthält und gerade bei Bastei-Lübbe erschienen ist. Klaus N. Frick erklärte, dass der Verlag mit Taschenbüchern mit abgeschlossenen Handlungen versuchen will, ehemalige Leser in die Serie zurückzuholen.
»Überallzugleichschreiber« Kai Hirdt sprach über die Fortsetzung der Comic-Reihe und nannte mit dem 23. Januar sogar ein voraussichtliches Erscheinungsdatum, an dem die PERRY RHODAN Comics in die zweite Runde gehen werden. Er verriet an dieser Stelle auch einen Spoiler. Er sorgt in der Geschichte nämlich dafür, dass das Dimesextatriebwerk der SOL zerstört wird und schafft damit eine Erklärung, warum die SOL mehr als vierzig Jahre braucht, um in die Milchstrasse zurückzukehren.
Die Wienerin Madeleine Puljic sprach vor allem über ihre Arbeit mit Kai Hirdt am NEO Roman »Das Cortico-Syndrom«, der in zwei Wochen erscheinen wird.
Im Anschluss stellten die anwesenden Fans Fragen. Im Blickpunkt stand vor allem der vergangene Zyklus der EA, wobei sich hier die Lager zwischen Begeisterung und Ablehnung die Waage hielten. Es gab Fragen zur kommenden Miniserie und Klaus N. Frick machte allen bewusst, dass zur Zeit fünf PERRY RHODAN Serien in Bearbeitung sind: EA, NEO, »Jupiter«, »Trivid« und die für Frühjahr geplante Miniserie.
Punkt 19 Uhr war das Panel beendet. Ich drehte noch eine Verabschiedungsrunde, bevor mich mein Chauffeur vor der Tür des Bürgerhauses abholte.
Ich fand den Tag in Dreieich sehr bereichernd, nicht nur wegen der fruchtbaren Gespräche, sondern auch wegen der vielen Eindrücke, die ich gewonnen habe. Das einzige war, dass ich anschließend kaum noch einen Ton herausbrachte. Nun, das kommt davon, wenn man gefühlte vier Stunden am Stück redet.
Eines ist aber ganz sicher: ich versuche im nächsten Jahr wiederzukommen.
Verena Themsen & Klaus N. FrickKai Hirdt & Madeleine Puljic
PERRY RHODAN NEO 96 – »Kampf um Derogwanien« von Michelle Stern
Wow! Was einem als Leser in diesem Roman an Informationen über das Ringen aufgetischt wurde, muss man erstmal verdauen können. Auf beinahe jeder Seite erfährt man von Callipso, seiner Lebensgeschichte und Motivation. Aber auch der Goldene auf der WELTENSAAT gibt so einiges von sich Preis. Michelle Stern gelingt es zudem das Warum der Schwertmutter den Goldenen zu hintergehen, besser herauszuarbeiten als Christian Montillon. Im Endeffekt gleicht die WELTENSAAT der Kolonie »New Earth« in der unterschiedliche Spezies zwar nebeneinander aber nicht miteinander existieren. Das sich die Lazar und einige Wotok auf die Seite der Menschen schlagen, führt innerhalb des Schiffs zu einem Bürgerkrieg, der alle anderen Spezies vereinnahmt. Am Ende kämpft Pranav Ketar gegen den von John Marshall befreiten Plofre und muss einiges einstecken, bevor er den Ilt zur Strecke bringt.
Perry Rhodan, Ras Tschubai und der Arkonide Charron da Gonozal gelangen zusammen mit Ernst Ellert durch den Zeitbrunnen nach Derogwanien, wo sie bereits von Callipso erwartet werden. Im Zeitbrunnen erlebt Rhodan eine Vision, wie er auf dem Mond stirbt, weil Crest ihn und Bully nicht in sein Schiff holt. Rhodan fragt sich die ganze Zeit über, was die Vision bedeutet und, ganz ehrlich, ich auch. Das wurde im Roman leider nicht aufgelöst. Dafür erfährt man viel über Callipso und das er keineswegs der Böse in diesem Spiel des Ringens ist. Im Gegenteil durch sein Eingreifen wollte er verhindern, dass der jahrtausendelange Waffenstillstand zwischen den Humanoiden und der Allianz gebrochen wird. Die Idee eines Bösewichts, der eigentlich gutes tun möchte, gefiel mir sehr gut. Überhaupt scheint Rhodan eine zentrale Figur in dieser Ereigniskette zu sein. Faszinierend fand ich auch seine Fähigkeit Seelensplitter seines Volkes in sich aufzunehmen und gegebenenfalls wieder zu extrahieren, um sie eines seiner Geschöpfe einzupflanzen. Um Rhodan die Flucht zu ermöglichen, lässt er seine Geschöpfe gegen die Wotok antreten. Dieses Opfer macht deutlich, dass es auf beiden Seiten des Ringens Mächte gibt, die mit dem Vorgehen der Oberen nicht einverstanden sind. Wer das ist und warum sie das tun, bleibt im Dunkeln. Aber auch so fügen sich die einzelnen Puzzlesteine zusammen. An dieser Handlungsebene störte mich eigentlich nur der ungeheuere Zufall, das Ernst Ellert ausgerechnet ein Schiff auf Derogwanien geparkt hat.
Im dritten Handlungsstrang geht es um Gucky und die Ilts. Sie werden vom Goldenen gequält und gefoltert und als Werkzeug benutzt, um zum Beispiel den Schutzschirm Callipsos um dessen Dorf zu durchbrechen. Pranav Ketar lässt keine Gemeinheit aus, um seine Befehle durchzusetzen. Diese Rücksichtslosigkeit erwartet man nicht von einem so fortgeschrittenen Wesen wie einem Goldenen. Man sollte doch annehmen, dass ein Wesen das so alt (unsterblich) ist, genügend Weisheit gesammelt hat, um das Leben an sich zu schätzen und sich nicht niederen Instinkten wie Macht hinzugeben. Hier ist mir das Bild des Bösewichts zu eindimensional.
Kurz vor Schluss fiel mir noch eine Unstimmigkeit in der Reihenfolge der Handlung auf. Während Ketar Plofre erklärt, die Ilts wären auf Derogwanien vom Weltenspalter vernichtet worden. Liest man im nächsten Kapitel, dass Gucky den Tod seines Vaters telepathisch spürt. Zu diesem Zeitpunkt hat aber der Weltenspalter Derogwanien noch nicht angegriffen.
»Kampf um Derogwanien« ist wie ein Festmahl nach langer Fastenzeit. Die Informationen sind so geballt, dass man sie gar nicht alle verarbeiten kann und am Ende auch ein wenig unzufrieden ist, weil sie zwar üppig, in ihrer Qualität aber ein wenig zu mager sind.
Ich bewundere Michelle Stern, dass es ihr gelingt, neben dieser Fülle an Informationen noch eine spannende Geschichte zu erzählen. Das war sicher nicht einfach.
Irgendwie fühle ich mich derzeit in S- und U-Bahn wie ein weibliches Alien. Ich betone weiblich, weil gefühlte 90% aller anwesenden Frauen und Mädchen einen Schal tragen. Manch eine wickelt sich dabei in Stoffballen, mit denen man eine Fußballmannschaft einkleiden könnte. Oftmals sieht man von den Trägerinnen nur Haare und Schal.
Ich gebe ja zu, dass es morgens kalt ist und dass es in der Bahn manchmal ganz schön in den Nacken zieht. Da kann so ein kleiner Schal oder ein Tuch recht nützlich sein. Aber ich glaube das 60% der aktuellen Schals ausschließlich zu modischen Zwecken getragen werden, denn praktisch ist so ein riesiger Stofffetzen sicher nicht.
Wenn ich so etwas tragen müsste, stünde ich wahrscheinlich schon ein Minute später kurz vorm Erstickungstod. Ich kann irgendwie nichts am Hals ertragen, sei es ein Schal oder ein Rollkragen. Manchmal ist mir sogar ein Kettchen zu viel.
Somit war ich heute eine der wenigen, die mit halsfreiem Dekolleté unterwegs war. Erst am Bahnsteig habe ich den Reißverschluss der Softshelljacke bis obenhin zugemacht. Aber nur solange, bis ich in den Zug gestiegen bin.
Der Auspruch »Schäler für die Hälser« stammt im Übrigen von meiner Mutter und ist bei uns daheim zum geflügelten Wort geworden.
PERRY RHODAN NEO Band 95 – »Im Fluss der Flammen« von Rainer Schorm
Der Roman ist ein typischer Schorm, wenn ich das mal so behaupten darf. Gezeichnet von atemloser Action, distanziert wirkenden Figuren und einer die Physik verspottenden Logik. Ich habe lange überlegt, warum mich die Ungereimtheiten in »WELTENSAAT« von Christian Montillon nicht so gestört haben, wie bei »Im Fluss der Flammen«. Bei dem Roman von Christian Montillon handelt es sich um klassische SF, die auf einem Außerirdischen Raumschiff mit vielen exotischen Lebensformen spielt. Das ist reine Fantasie und die lässt sich eben nur schwer in ein Korsett physikalischer Gesetze pressen und das muss sie auch nicht. Band 95 der NEO-Reihe hat aber eindeutig den Anspruch von Hard-SF und die funktioniert nunmal nicht ohne halbwegs plausible Erklärungen.
Los gehts schon mit Julian Tifflor, Mildred Orson und Orome Tschato in den Frischwassertanks der AGEDEN. Müsste es da drin nicht stockdunkel sein? Aquamarinblau ist da wohl die falsche Beschreibung, denn sie befinden sich ja nicht in einem Gewässer, das von Sonnenlicht beschienen wird und bei dem die Extinktion wirkt. Sie haben Lampen, aber deshalb wird das Wasser nicht dunkelblau. Und ich bezweifle, dass das Licht ihrer Lampen weit genug reicht, um in den Pipelines und Kavernen etwas erkennen zu können.
Ich hatte bei Band 89 schon gesagt, dass ich diese Frischwasser-Geschichte nicht sonderlich logisch fand. Es wäre sinnvoller zu erklären, dass die Wasserspeicher an Bord ständig recycelt werden und das sie unteranderem dem Schutz vor kosmischer Strahlung dienen. Das wäre wirksamer und energetisch günstiger. Nächstes Problem ist der Druck der Wassersäule. Warum sollte die Schwerkraft überhaupt in diesen Bereichen wirken? Es ist nicht nur Energieverschwendung, sondern auch ungünstig, wenn man nur einen Gravitationsgenerator hat. Bei Star Trek wird die künstliche Gravitation beschrieben, durch Matten, die im Boden jeden Decks verlegt sind und ein voneinander unabhängiges redundantes System bilden.
Der unsägliche Einsatz der Ara-Medikamente setzt dem Unternehmen die Krone auf. Warum nehmen sie keine Taucherausrüstung? (Die auf dem Cover von Dirk Schulz übrigens abgebildet wurde.) Ich kann mir nicht vorstellen, wie man sprechen soll, wenn man nicht atmet. Auch die Leichtigkeit mit der die Menschen in die Systeme und Bereiche der AGEDEN eindringen können und sich sogar in der Waffenkammer bedienen können, wirkt von Anfang an konstruiert. Wenn der Autor das nicht so spannend geschrieben hätte, wäre ich versucht gewesen, diese Passagen zu Überblättern. Der unsichtbare Helfer von Außen macht es nicht plausibler, sondern verwirrt eher, weil man sich fragt, wer dahintersteckt. (Etwa der Fürsorger?)
Außerdem: Was sollte eigentlich mit dieser Infiltration der AGEDEN durch die Free Earth bezweckt werden? Das kam bei mir irgendwie nicht an.
Spannung ist das einzige, dass den Roman zusammenhält. Denn auch die zweite Handlungsebene auf New Earth strotzt von Zufällen, Unwahrscheinlichkeiten und logischen Fehlern. Dazu stimmt stellenweise das Timing nicht. Die AGEDEN braucht zu lange bis sie im System ankommt und noch länger, bis sie endlich ihren Angriff auf New Earth startet. Somit haben die Terraner Zeit, die Kolonie zu evakuieren. Auch die beiden Naat-Kreuzer können sich stundenlang gegen das Flaggschiff von Chetzkel wehren und somit den Terranern Zeit verschaffen. Und wenn diese dann ins All starten, liegt zufälligerweise ein Minenfeld zwischen den Angreifern und den Flüchtigen. Die herbeigerufene Verstärkung in Form der ENDRIR ist dagegen so schnell zur Stelle, dass man sich verwundert die Augen reibt und sich fragt, warum sie nicht schon früher gerufen wurde.
Das ist das Problem, wenn man einen übermächtigen Gegner kreiert und sich dann fürchtet, die Konsequenzen zu tragen. Man benötigt Zufälle und »Deus Ex Machina«-Lösungen, um die Protagonisten aus dem Konflikt zu befreien. Ein Mann wie Chetzkel hätte in Wahrheit nicht gezögert und mit voller Brutalität agiert. So wie der Autor es am Ende auch andeutet, als der Reekha die AGEDEN wie ein Komet durch die Atmosphäre pflügen lässt. Der Abwurf der Arkonbombe war in dem Falle sogar unnötig. Er und seine Schiffe hätten Hope auch dem Erdboden gleich machen können, wenn sie nur die Gletscher zum Schmelzen gebracht hätten. Manchmal mag es für die Geschichte richtiger sein, schlimme Dinge passieren zu lassen. Einfach nur um glaubwürdig zu bleiben. Wer davor zurückschreckt, sollte sich vielleicht keinen so überlegenen Gegner schaffen.
Rainer Schorm rettet den unglücklichen Plot durch seinen spannenden, actionlastigen Schreibstil. Damit hat er mich bis zum Schluss bei der Stange gehalten, auch wenn ich mit der Inkonsequenz der Handlung, alles andere als zufrieden bin.
Am Samstag haben wir unsere Kinogutscheine eingelöst und uns »Findet Dorie« angesehen. Schon der Vorfilm war der Hammer. Ich habe mir ungläubig die Augen gerieben, weil ich nicht glauben konnte, dass es animiert sein sollte. Erst an den Augen des Strandläufer Kückens habe ich es erkannt. Ansonsten, war ich begeistert von den Wellen, dem Schaum und den einzelnen Sandkörnern, das sah täuschend echt aus. Wenn ich bedenke, wie ich an der Universität mit meiner ersten Animation gekämpft habe und wie begrenzt damals in den Neunzigerjahren die Mittel waren, schien der Vorfilm aus einem anderen Universum zu stammen.
Doch zurück zu Dorie. Es war eine kluge Idee, sie zur Protagonistin zu machen. Denn verglichen mit Nemo und den anderen Fischen, zählte sie schon in »Findet Nemo« zu den interessanteren Charakteren. In »Findet Dorie« erfährt das noch eine Steigerung. Ein Fisch mit Gedächtnisschwund sorgt für jede Menge komischer Szenen. Doch das reicht natürlich nicht aus. Die Macher von Pixar haben wie immer eine spannende Geschichte drumherum gepackt und was besonders auffällt viele unglaublich gute Figuren dazu. Allen voran Septipus Hank (ein Oktopus mit nur sieben Fangarmen), der bisweilen sogar Dorie die Schau stiehlt. Ob bairisch sprechende Seelöwen oder ein kurzsichtiger Walhai, die Charaktere sind allesamt sympathisch. Und als Dorie schließlich am Ziel ist, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Ein vergnüglicher Film bei dem mich eigentlich nur die Sache mit Franziska van Almsick gestört hat. Der Name und die Stimme irritierten mich eher, weil das Meeresaquarium ja in Kalifornien steht. Wozu sollte da eine deutsche Schwimmerin die Ansagen machen? Im englischen Original spricht nämlich Sigourney Weaver und es gibt extra ein paar Anspielungen auf Alien. Ein Grund, den Film auch mal im Original anzusehen.
PERRY RHODAN NEO Band 89 – »Tschato, der Panther« von Michael H. Buchholz und Rüdiger Schäfer
Das auf dem Titel dieses NEO-Romans zwei Autoren stehen, hat einen tragischen Hintergrund. Kurz nach Beginn der Schreibarbeit erkrankte Michael H. Buchholz so schwer, dass er den Roman nicht zu Ende schreiben konnte. Er musste sich umgehend nach einem Ersatzautoren umsehen und fand ihn in Form seines langjährigen Freundes Rüdiger Schäfer.
Nome Tschato, auch »Tschato der Löwe genannt«, kennen viele Fans aus den Heftromanen des Plophos-Zyklus. Mir hat der Kommandant der LION damals gut gefallen. Sein Wagemut und sein Hang zu riskanten Einsätzen führte zu Abenteuern, an die ich mich gern erinnere. Doch Tschatos Beliebtheit hing von einem entscheidenden Faktor ab, nämlich seinem ersten Offizier Dan Picot. Da Picot ständig unter den Einfällen seines Kommandanten litt, den er auch für seine angeblichen Magengeschwüre verantwortlich machte, bildetet sich zwischen den beiden Figuren eine besondere Chemie. Natürlich verehrte Picot seinen Kommandanten und konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, aber die ständigen Frotzeleien zwischen den beiden, verliehen Tschato das gewisse Etwas.
Die Figur Orome Tschato wird bei NEO als »Tschato, der Panther« bezeichnet. Er ist an den Charakter der frühen Heftromane angelegt, kommt aber nicht an ihn heran. Es fehlt einfach die Reibfläche namens Dan Picot, um ihm einen ähnlichen Reiz zu verleihen. In Band 89 präsentiert sich der Terra-Polizist der sich dem Widerstand anschließend will, als Helfer für Julian Tifflor und Mildred Orson und sorgt für das Gelingen der Infiltration. Tifflor und Orson versuchen über die Frischwasserversorgung auf ein arkonidischen Kreuzer zu gelangen, um einen Trojaner in deren System zu etablieren. Damit Free Earth in Zukunft unbemerkt Menschen an Bord arkonidischer Raumschiffe schleusen kann.
Die Idee einer Bekämpfung der Arkoniden durch Cypertechnik ist zwar nicht originell, wird aber spannend umgesetzt. Mir stellten sich jedoch einige Fragen. Haben arkonidische Raumschiffe keine Wasseraufbereitung, weil sie Frischwasser an Bord nehmen müssen und Abwasser entsorgen? Geht die Besatzung damit nicht ein erhebliches Risiko ein, verunreinigtes Wasser an Bord zu holen. Da können sich alle möglichen Keime und gefährliche Stoffe im Wasser befinden. Um ganz sicher zu gehen, müssten sie das Frischwasser nicht nur filtern, sondern auch untersuchen und aufbereiten, wozu sie eine Wasseraufbereitung benötigen würden, durch die sie sich das ganze Prozedere mit dem Fischwasser eigentlich sparen könnten. Diese Idee war mir zu »plotdriven«, wie man so schön sagt. Die zweite Frage, die ich mir stellte, wie können menschliche Computerspezialisten in so kurzer Zeit so viel Kenntnis über arkonidischen Positroniken lernen, um einen gefährlichen Trojaner programmieren können? Ich empfinde die Zeitspanne als zu kurz. Nichtsdestotrotz ist das Unternehmen spannend geschrieben und läuft auch nicht so glatt, dass es unglaubwürdig wäre.
Interessant ist auch der zweite Handlungsstrang um Reekha Chetzkel und die NAS’TUR II. Es geht um die Instandsetzung der Relaiskette nach Arkon, die durch Sabotageakte unterbrochen ist. Chetzkels Bösartigkeit erreicht einen neuen Höhepunkt, als er ein Schiff aus seiner Flotte als Kanonenfutter opfert, nur weil er dessen Besatzung nicht mag. Die Angst und Sorge der Kreuzerbesatzung sind gut beschrieben und verleihen den Arkoniden eine neue menschliche Facette. Am Ende wird die NAS’TUR II von Schiffen der terranischen Flotte aufgerieben und schwer beschädigt. Durch die Besonnenheit des menschlichen Befehlshabers Marcus Everson kann die Besatzung aber vor dem Tod gerettet werden.
Der Roman ist spannend und liest sich wie aus einem Guss. Das heißt, man kann nicht unterscheiden, welcher Autor was geschrieben hat. Das spannende Abenteuer offenbart aber auch ein paar Schwächen im Plot über die arkonidische Besetzung. Hier stimmt stellenweise das Timing überhaupt nicht. Manches zieht sich ewig hin, während an andere Stelle schon innerhalb kurzer Zeit eine Infrastruktur vorherrscht, für deren Ausbau mehrere Jahr benötigt würden. Das bemerke ich immer wieder besonders innerhalb der Widerstandsbewegung Free Earth. Da werden zu viel Können und zu viele Zufälligkeiten vorausgesetzt.
Inzwischen ist Michael H. Buchholz wieder gesund und sogar ins NEO-Exposéteam aufgestiegen, wo er mit seinen Ideen seit Band 101 einen ausgezeichneten Job macht.
Ich liebe den Herbst wie keine andere Jahreszeit. Ich mag die Farben, das weiche Licht, das sich durch die Nebel bricht; den Geruch von Laub und Erde, der über den abgeernteten Feldern liegt. An einem so schönen milden Tag wie heute wäre es eine Vergehen gewesen, nicht draußen spazierenzugehen.
Heute morgen stiegen wir auf den Mühlberg. Der Föhn hatte den Himmel blank geputzt, das schrägeinfallende Sonnenlicht verdampfte die letzten Nebelreste. Der See lag wie ein Spiegel in der Landschaft und über den Wiesen hing der Geruch von gemähtem Gras. Die Spitzen der Laubbäume verfärben sich rot und gelb und die Wege am Waldrand sind voller Waldfrüchte wie Eicheln und Bucheckern.
Am Nachmittag sammelten wir im Licht der tiefstehenden Sonne noch Nüsse. Der Bauer hatte das Feld gemäht und dabei viele zerdrückt. Aber am Feldrand neben dem Bach lagen noch genug. Ich ignorierte die Brennnesseln und stöberte durchs Gestrüpp. Solange bis uns beiden wieder der Rücken wehtat. Ich glaube, jetzt haben wir genug. Der Winter kann kommen. Den Rest sollen sich die Mäuse und Eichhörnchen holen.
Hier ein paar Impressionen von heute morgen:
Wallfahrtskirche auf dem MühlbergDer Tachinger SeeDer Waginger SeeAusblick auf Waging
PERRY RHODAN NEO Band 93 – »WELTENSAAT« von Christian Montillon
Nachdem der letzte NEO-Roman eher ins Genre der Hard-SF tendierte, schöpft Christian Montillon in Band 93 den Pool der Phantastik voll aus. Alles was das Herz eines SF-Leser begehrt, fügt er spannend und vergnüglich im Roman zusammen. Exotische Spezies, fremde Technik, erstaunliche Fähigkeiten – all diese Wunder lässt er wie ein Feuerwerk auf den Leser los. Die Geschichte ist gut konzipiert und sie bringt vor allem Licht in die bislang dunstigen Hintergründe des Ringens. Manch eine phantastische Idee widersetzt sich zwar genauerer physikalischer Betrachtung, aber dass machte mir nichts aus, weil ich von der Geschichte gut unterhalten wurde. Die Figuren und ihr Handeln sind stimmig. Herauszuheben sind Gucky und der Wostok Worat. Besonders Letzterer ist schön in Szene gesetzt und agiert als Diener des Goldenen durchaus nachvollziehbar. Man erfährt mehr über die Spezies an Bord der WELTENSAAT. Und der Fantan Set-Yandar mutiert zu einem dreidimensionalen Charakter, der mir viel Spaß gemacht hat.
Interessant war für mich die Information über die beiden Ricos. Da hätte ich an dieser Stelle gern mehr erfahren.
Manche Passagen im Roman wirken auf mich etwas kindlich, was aber den Stil des Autors widerspiegelt und mir in diesem Fall nicht mißfiel. Störend waren dagegen gelegentliche Anschlussfehler im Text. Zum Beispiel, das etwas vorweggenommen wurde, was die jeweilige Figur zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte. Das hätte beim Lektorat auffallen müssen.
Ärgerlich war am Ende wieder der Cliffhanger. Gerade als sich die Geschichte ihrem Höhepunkt näherte, war Schluß. Das, was man eigentlich erleben wollte, wird man in zwei oder drei Bänden als Exposition lesen müssen. Und diese Tatsache nervt mich inzwischen sehr. So erfährt der Leser auch in diesem Roman erst in der Exposition, was mit den Mutanten an Bord des Fantan-Schiffes geschehen ist. Mich hätte interessiert, wie die Mutanten um John Marshall Set-Yandar überredet haben, sie nicht als Besun ins Regal zu stellen. Auch das die von ihnen gekaperte MEHIS zur Solaren Flotte zwangsweise übergelaufen ist, wurde mir in diesem Roman erst klar, obwohl sie schon im Vorgängerroman auftauchte. Frank Borsch als Exposéautor lässt meiner Meinung nach zu viele Lücken zwischen den Romanen, die nur zögerlich durch Rückblicke und Erklärungen gestopft werden. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge, die sich in den Folgeromanen abwechseln, verliert man leicht den Überblick und ist als Leser oft gefrustet, weil man ein Ende hingestellt bekommt, dass erst drei bis vier Romane später aufgelöst wird. Das mag funktionieren, wenn man jede Woche einen Roman veröffentlicht, aber nicht wenn zwischen den Veröffentlichungen mehrere Wochen liegen.
»WELTENSAAT« wartet mit vielen netten Ideen auf, ist leicht und spannend zu lesen und bringt einige neue Informationen ans Licht. Das Gesamtkonzept der Staffel jedoch geht für mich nicht auf.