Ein bisschen Krieg

So manchem Brauch in Bayern kann ich irgendwie nichts abgewinnen.

Am Samstagmorgen zum Beispiel wurden wir in aller Frühe durch dumpfe Kanonenschläge geweckt. Wir spekulierten im Bett, was denn da so krachte. Es klang fast wie Geschützfeuer, großkalibriges wohlgemerkt. Als würde sich irgendwer mit Panzern ein Gefecht liefern. Allerdings war der Abstand der Schläge zu regelmäßig. Die ansässigen Böllerschützen schlossen wir aus, die klingen anders.

Heute erfuhr ich des Rätsels Lösung. Es waren mit Gas gefüllte Luftballons, die angezündet worden. Das Ganze galt einem Brautpaar, dass Mittags in der Gemeinde heiratete. Es wurde sogar als Faschingshochzeit gefeiert, inklusive eines Pferdefuhrwerkes mit Anhänger, auf dem sich ein Schlafzimmer mit Schrank und Bett befand. Diese Miniexplosionen sollten das Brautpaar am Tag der Hochzeit aufwecken. Das ist so eine Tradition in der Gegend. Ich habe mir sagen lassen, das dabei sehr viel Alkohol fließt und die Verursacher in den seltensten Fällen nüchtern sind. Kein Wunder, ein normal denkender Mensch käme nie auf die Idee Gas in Ballons zu füllen und anzuzünden. Man wundert sich, das da nicht mehr Unfälle passieren.

Auf unserem Spaziergang am Nachmittag hörten wir dann ein Geräusch, das wie eine Salve aus einem Maschinengewehr klang. Während ich noch irritiert durch die Gegend guckte, wusste mein Mann sofort, dass es sich um sogenannte Goißlschnalzer handelte. Also um Männer die mit langen Peitschen knallen. In Formation klingt das ähnlich wie eine Gewehrsalve.

Ich kann mir gut vorstellen, dass so mancher Tourist angesichts solcher seltsamen und bedrohlichen Geräusche sicher verstört ist. Angesichts der ganzen Knallerei kommt man sich ein bisschen wie im Krieg vor. Kein sehr angenehmer Gedanke, wie ich finde. Ich mag schon die Silvesterknallerei nicht.

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