Dreimal Kurzes von Oliver Plaschka

PERRY RHODAN NEO-Kurzgeschichten von Oliver Plaschka

Das Oliver Plaschka zu meinen Lieblingsautoren bei NEO gehört, habe ich ja schon oft erwähnt. Deshalb nahm ich die Veröffentlichung seiner aktuellen Kurzgeschichte für die Platin-Edition Nr. 14 zum Anlass auch die zwei anderen Kurzgeschichten von ihm zu lesen. Die gibt es als E-Books im PERRY RHODAN-OnlineShop oder bei allen großen E-Book Händlern.

Quelle: Perrypedia

Die erste Geschichte »Das Juwel im Lotus« erschien in Band 2 der Platin-Edition. Sie spielt vor, während und nach Perry Rhodans Flug zum Mond. Die Protagonisten sind Rhodans Freund und Mitstreiter Clark G. Flipper und seine Freundin Beth Gale. Wobei Beth die meisten Kapitel der Geschichte gewidmet sind.
Während Clark zum Mond fliegt, besteigt Beth im Himalaya das Annapurna-Massiv. Doch der Führer ihrer kleinen Bergsteigertruppe José ist nicht der, der er zu sein scheint. Clark ahnt das voraus und versucht Beth zu warnen. Sie schlägt seine Warnungen in den Wind und sie gehen im Streit auseinander. Umso schlimmer ist es für sie, als sie herausfindet, dass Clark Recht hatte. Nachdem José ihre Begleiter tötet und eine Lawine auslöst, der er selbst zum Opfer fällt, findet Beth in seinem Rucksack ein puppenähnliches Lebewesen, dass es auf Clark abgesehen hat. José hatte Beth hierher gebracht, um Clark herzulocken. Allein in der Todeszone und als einzige Überlebende begreift Beth, dass sie Clark während des Streits das letzte Mal gesehen hat und schreibt ihm einen Abschiedsbrief, in dem sie sagt, wie sehr sie ihn liebt.
Die Geschichte ist nicht nur sehr emotional geschrieben, sie ist zudem auch gut recherchiert. Man lernt etwas über das Bergsteigen im Himalaya und über Tibetische Bräuche. Beth und Clark sind sehr glaubhaft charakterisiert, ihr Schicksal ging mir unter die Haut. Das hat nicht viel mit Science Fiction zu tun, passt sich aber hervorragend in die ersten Geschichten aus dem NEOversum ein.

 

Quelle: Perrypedia

In der zweiten Geschichte »Das Schiff« geht der, 10.000 Jahre vor Rhodans Mondflug auf der Erde gestrandete Atlan zusammen mit seinem letzten verbliebenen Gefährten Cunor auf die Suche nach einem abgestürzten Schiff der Methans. Im Kontakt mit einer Siedlung Frühmenschen stellt der Arkonide fest, dass das abgestürzte Schiff die Gegend und das Wasser radioaktiv verseucht hat. Entgegen dem Wunsch des Freundes, der jede Möglichkeit nutzen will, um die Erde zu verlassen, zerstört Atlan zusammen mit dem Androiden Rico das Schiff in einem Vulkan. Das treibt einen Keil zwischen Atlan und Cunor, und veranlasst diesen, die gemeinsame Tiefseekuppel für immer zu verlassen und alleine einen Weg zu finden, nach Arkon zurückzukehren.
Sehr stimmig beschreibt Oliver Plaschka den auf der Erde gestrandeten Arkoniden, zeigt seine Hoffnungslosigkeit und die wachsende Verantwortung für die Menschen, aber auch sein Hadern mit der ihm verliehenen Unsterblichkeit. Atlan lässt den Artgenossen ziehen, weil er begreift, wie sehr sich sein Denken von dem Cunors unterscheidet, weil die Last der Unsterblichkeit ihn verändert hat.
Für die Geschichte setzt der Autor auf die stilistische Form des Ich-Präteritum, das die Erzählungen über Atlan schon in der Erstauflage geprägt hat. Auch in dieser Geschichte gelingt es Oliver Plaschka, die Emotionen der Figur auf den Leser zu übertragen und gleichzeitig das NEOversum mit neuen Fakten zu bereichern.
»Das Schiff« erschien in Band 7 der Platin-Edition.

 

Quelle: Perrypedia

Wie groß die Bandbreite des Autors ist, beweist er mit seinem dritten Beitrag »Casino Imperial«, der Kurzgeschichte aus Band 14 der Platin-Edition. In James Bond-Manier versucht Jemmico, Celista des Arkonidischen Geheimdienstes, einen Widersacher am Kartentisch zu ruinieren. Ishy Matsu und Iwan Goratschin, die sich heimlich mit Perry Rhodan auf dem Weg nach Arkon befinden, geraten zwischen die Fronten und müssen ihre Enttarnung befürchten. Letztendlich sind sie es, die Jemmico aus den Fängen seines Widersachers befreien und seinem Plan auf andere Art zum Erfolg verhelfen.
Von der ersten Minute an fiebert man mit Jemmico und den beiden Mutanten. Dabei gelingt es dem Autor versteckte Hinweise einzustreuen, die auf eine dritte Partei in dem Ränkespiel hinweisen, welche die weitere Entwicklung der Serie beeinflussen wird. Mit Action und Köpfchen erinnert die Geschichte an einschlägige Agenten- oder Casinofilme wie »Casino Royal« oder »Ocean‘s Eleven«. Das macht großen Spaß und so liest sich »Casino Imperial« so leicht wie das Kapitel eines Bondromans.

Nach seinen NEO-Romanen konnte mich Oliver Plaschka nun auch mit seinen Kurzgeschichten begeistern. Die ihm eigene Harmonie ist auch hier in jedem Satz zu erleben. Er hat ein Gespür für einen runden Handlungsaufbau und für Timing. Außerdem findet er stets die richtige Balance zwischen Action und Emotion. Wenn ich aus den drei Kurzgeschichten einen persönlichen Favoriten wählen müsste, so wäre es »Das Juwel im Lotus«. Die Liebesgeschichte ist anrührend ohne kitschig zu sein und trägt dennoch ein phantastisches Element im Kern.

Die ausdrucksstarken Titelbilder stammen übrigens von Arndt Drechsler.

3 thoughts on “Dreimal Kurzes von Oliver Plaschka

  1. Vielen Dank für die Besprechung! Die NEO-Storys erhalten nicht so häufig Aufmerksamkeit, deshalb hier kurz ein paar Worte dazu (Achtung, die folgenden Abschnitte enthalten Spoiler!):

    Ich habe in allen drei Geschichten versucht, einige Leerstellen zu füllen, die meines Erachtens in früheren Romanen geblieben waren. „Das Juwel im Lotus“ besaß sicherlich den kompliziertesten Plot: Zum einen wollte ich eine Antwort darauf geben, wie es -– ausgerechnet während der STARDUST-Mission! -– zu Beths Unglück im Himalaja kam; Clark findet ihre Leiche und den Abschiedsbrief in NEO 3 (von Leo Lukas); in NEO 8 (Hubert Haensel) wird er schließlich von Roster Deegan getötet. Ich wollte zeigen, wie es ihm in der Zwischenzeit erging und was ihn kurz vor Crests Gerichtsverhandlung dazu brachte, sich wieder auf die Seite seiner Freunde zu schlagen. Gleichzeitig führt die Geschichte durch die Hintertür auch William Tifflor und seinen späteren Entführer Monk ein. Zusammengehalten wird all das von dem Plot um Callibsos Puppen, der uns damals in der laufenden Serie beschäftigte — Beth in den Tod zu locken, nur um Clark und damit letztlich Perry zu schaden, ist zutiefst unfair, aber genau die Taktik, welche die Puppen seit Perrys Kindheit immer wieder verfolgten, um der Menschheit den Griff nach den Sternen zu verwehren.

    „Das Schiff“ war im Vergleich dazu relativ einfach: Ich war der Ansicht, dass wir noch zu wenig über die Zeit „unseres“ Atlans auf der Erde wussten. Zwar sahen wir in NEO 23 (Christian Montillon) bzw. 53, wie Atlan auf der Erde strandete, aber es blieb immer unklar, was eigentlich aus Cunor wurde oder wie Atlan mit seinem Exil in den ersten Jahren denn umging. Ich versuchte, eine Brücke von der relativ fantasyhaften Vorzeit der Atlantis-Erde zur realen Jungsteinzeit zu schlagen, in der Hoffnung, dass vielleicht immer mal wieder jemand so ein „Zeitabenteuer“ schreibt, bis Atlans Biographie von der Antike bis zur Neuzeit halbwegs etabliert ist.

    In „Casino Imperial“ sah ich die Gelegenheit, eine James-Bond-Hommage an Bord der LINH-KHAISIL zu schreiben — das farbenprächtige Casino-Schiff des Trosses, das ich für NEO 53 entwarf und das von Alexander Huiskes in NEO 54 weiter ausgebaut wurde. Außerdem wollte ich einen Blick auf die Vorgeschichte Jemmicos werfen. Jemmico stammt ebenfalls von Alexander Huiskes und wird eigentlich erst in NEO 66 als Mitverschwörer Thetas in die Handlung eingeführt. In den späteren Romanen wird er zu einer Schlüsselfigur auf der Erde unter arkonidischer Besatzung, deren tragischer Hintergrund durch Dennis Mathiak (NEO 80) sowie in NEO 91 und 99 immer mehr an Tiefe gewinnt. Außer in Band 66 haben wir ihn jedoch nie in seiner Zeit bei der Celista, dem arkonidischen Geheimdienst, erlebt — hier darf er aufblühen und die Rolle des bekannten britischen Agenten ausfüllen, der in jeder Hinsicht sein komplettes Gegenteil ist.

    Dazu gibt es ein Wiedersehen mit Iwan Goratschin und Ishy Matsu — meines Erachtens das interessanteste Pärchen, das wir in der Serie je hatten — zu jener verrückten Zeit auf dem Flug nach Arkon, an die Iwan am Ende von NEO 61 wehmütig als „Karneval zwischen den Sternen“ zurückdenkt (die Geschichte spielt während der letzten Woche des Fluges, zwischen NEO 54 und 57); sowie einen winzigen Ausblick auf die frühen Machenschaften von Kanth-Yrrh — die zwielichtigen Freihändler, die in den späteren Romanen von Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz (u.a. 107, 108) noch eine wichtige Rolle spielen werden.

    Die NEO-Storys bieten uns Autoren die Möglichkeit, eigene Geschichten ohne vorgegebenes Exposé zu erzählen. Darin sind sie meinen eigenen Kurzgeschichten und Romanen ähnlicher als die vollwertigen Bände. Gleichzeitig liebe ich diese Art von Detektivarbeit, die in unseren bald 200 Romanen mit ihren zahllosen Nebenhandlungen eine echte Herausforderung darstellt. Falls mir doch einmal ein Fehler durchgerutscht ist, bitte ich das zu entschuldigen :)

    1. Vielen Dank, Oliver, für den umfassende Kommentar. Ich finde es gut, das die Autoren auf diese Art die Möglichkeit bekommen, um Lücken zu schließen. Das ist wichtig und sollte von den Lesern viel mehr beachtet werden.

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