Neues von der kotzenden Unschuld

Quelle: Unsichtbar-Verlag.de

Der (für mich) Nobelpreisverdächtige Autor und Lyriker Dirk Bernemann hat im Juni den vierten Band von »Ich habe die Unschuld Kotzen sehen« veröffentlicht. Unter den Untertitel: »Das leise Verschleißen der Gegenwart« präsentiert er gewohnt morbide, unbequeme und auch abstoßende Kurzgeschichten aus der Brutalität des Alltags. In jeder Geschichte findet sich ein Teil der vorherigen wieder und man ist als Leser gespannt, welchem Detail man auf den nächsten Seiten erneut begegnen wird.

Bernemann ist schonungslos mit seinen Figuren und seinen Lesern. Sein Credo: es gibt keine Sicherheit. Er provoziert, sein Schreiben ist Punk. In den Texten geht es oft um Tod und Sterben, manchmal still aber auch oft mit Gewalt, wie in der Geschichte »Das Pferd«. Dieses Mal inszeniert er am Ende sogar die Apokalypse, und zeigt, dass selbst Gott bei Entscheidungen nicht immer ein glückliches Händchen besitzt.

Seine Geschichten zu lesen, erfordert Mut und eine positive Grundeinstellung, denn so mancher Text trifft so tief, dass ein schwaches Gemüt davon aus der Bahn geworfen werden könnte. Warum ich das Buch dennoch fast verschlungen habe, liegt an der Sprache des Autors. Ich kann es nicht beschreiben, man muss es schon selbst lesen, um die Faszination zu verstehen, die aus seinen Wortschöpfungen und seinen Sätzen hervorgeht.

Die Gedanken in »Das leise Verschleißen der Gegenwart« sind noch düsterer und ohne Hoffnung als die Bände zuvor. Was viel über den Gemütszustand des Autor erzählen mag und was mich ein wenig besorgt. Es klingt noch stärker als in seinen bisherigen Romanen nach einem Menschen der zutiefst unglücklich ist, vor allem über sich selbst und die Welt in der wir leben. Sein Unglücklichsein steckt an und deshalb konnte ich das Buch auch nicht an einem Stück lesen. Obwohl ich es gern getan hätte. Denn Bernemanns Geschichten haben auf mich noch einen anderen Einfluss – einen sehr positiven wie ich finde. Wenn ich Texte des Autors gelesen habe, schreibe ich selbst besser. Und das ist ein Kompliment, was ich bisher noch keinem Autor machen konnte.

»Ich habe die Unschuld Kotzen sehen« Band 4 erschien im Unsichtbar Verlag und ist als limitiertes Hardcover oder E-Book im Buchhandel oder auf den einschlägigen Onlineplattformen erhältlich.

Wer sich mit dem ungewöhnlichen Stil von Dirk Bernemann vertraut machen möchte, kann das in seinem Blog tun. Oder aber sich eine Leseprobe seiner Werke in den E-Book-Stores herunterladen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert