Freigepaddelt

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 151 – »Werkstatt im Weltraum« von Arno Endler

In seinem zweiten Beitrag zu PERRY RHODAN NEO legt Arno Endler einen solide erzählten Roman vor. Er arbeitet das Exposé stringent ab, aufgelockert durch mal mehr oder weniger witzige Passagen. Seine Charakterisierung der Paddler finde ich durchaus gelungen. Sie erinnern mich (als Star Trek Fan) an eine Mischung aus Denobulanern und Ferengi. Einerseits sexuell sehr offen, andererseits verschlagene Geschäftemacher. Ihre Fähigkeit, mit Händen und Kopf feste Materie zu durchdringen, macht sie nicht nur zu etwas einzigartigem, sondern führt auch zu einigen witzigen Situationen.

Arno Endler beleuchtet in seiner Geschichte mehr die Beziehungen zwischen den Figuren der Serie. So greift er die Beziehung zwischen Tani Hanafe und Tim Schablonski aus der Posbi-Staffel wieder auf. Ebenfalls erfährt man, wie es Christopher Lente und seinem Partner ergangen ist. Charaktere, die der Autor in seinem vorhergehenden NEO Band 137 – »Schlacht um die Sonne« vorstellte. Das alles ist nett geschrieben, ich fürchte jedoch, dass einige NEO-Leser damit nichts anfangen können, weil sie eher an spannender SF interessiert sind. Interessant fand ich, dass der Autor Rhodans schlechtes Gewissen anspricht. Der Protektor macht sich Gedanken, dass er die Menschheit verloren hat. Aus meiner Sicht hat er sie nicht nur verloren, er hat er sie im Stich gelassen, als er nach Andromeda aufgebrochen ist.

Ein paar Ungereimtheiten fielen mir vor allem im zweiten Teil des Romans auf. Als Rhodan, Sitareh, Rainbow und Chefingenieur Schablonski sowie Kalak und einer Paddlerin mit einem Paddler-Schiff in ein nahegelegenes System aufbrechen, um Ersatzteile und Material zu besorgen. Ich glaube nicht, dass Perry Rhodan so unvorsichtig ist, dass er auf einem fremden Planeten eine unbekannte Frucht isst, ohne sich vorher zu versichern, ob sie überhaupt für seinen Metabolismus verträglich ist. Er vergiftet sich trotz Zellaktivator! Es grenzt schon an fahrlässige Dummheit, so etwas zu tun. Das hätte mit jeder anderen Figur funktioniert, aber nicht mit Perry Rhodan. Ohnehin werden die Menschen als ein bisschen zu vertrauenswürdig gegenüber den Paddlern dargestellt. Sie spüren, dass die Paddler ihnen etwas verschweigen und tun dennoch nichts dagegen. Zumindest hätte man Luan Perparim nicht nur auf die Schriftsprache der Paddler, sondern vor allem auf ihre Zeichensprache ansetzen müssen. Das die Paddler ohne zu Zögern Sascha Fuszienowicz erschießen, passt wiederum nicht zu ihrem Wesen. Sie sind verschlagen, aber sie sind keine Killer. Das sagt die Sippenmutter am Ende ja selbst. Außerdem hätte ein Betäubungsschuss sicher auch genügt.

Arno Endler gibt sich große Mühe eine ansprechende Geschichte zu erzählen – der rote Faden ist erkennbar – aber einiges passt dann doch nicht zusammen. Weshalb ist die MAGELLAN sowohl den Schiffen der Aachaonen, als auch der Thetiser waffentechnisch so überlegen? Das ging viel zu leicht, vor allem weil das Schiff noch ein Prototyp ist und die Mannschaft gerade erst beginnt sich einzuspielen. Warum greift Gucky nicht schneller ein, als Tani Hanafe auf der KA-Preiswert in Gefahr gerät? So sieht es aus, als bräuchte er dazu Rhodans Erlaubnis, was den Mausbiber bisher noch nie gestört hat. An der Stelle hätte es einer zusätzliche Erklärung bedurft.

Stilistisch ist »Werkstatt im Weltraum« der deutlich bessere Roman der beiden NEOs von Arno Endler. Aber auch hier störten mich die vielen kurzen Kapitel und die dadurch etwas zerpflückte Handlung. Dabei hätte er einige der Kapitel gut zusammenfassen können. Der Autor versucht dadurch mehr Spannung in den Roman zu bringen, erreicht dies meiner Meinung nach aber nicht, weil die Spannungsbögen zu kurz sind, um zu fesseln. Im Gegenteil, die kurzen Abschnitte laden regelrecht dazu ein, das Buch aus der Hand zu legen. Anfangs stolperte ich zudem über seltsame Wortschöpfungen wie Kubikmeterwürfel und Arbeitsdrillich, dass ließ dann im Laufe des Romans jedoch nach.

An dieser Stelle noch ein großes Lob an Dirk Schulz für das starke Cover. Es reiht sich in die Liste meiner Lieblingscover ganz vorn ein.

Mein Fazit: »Werkstatt im Weltraum« ist ein solide geschriebener Roman ohne herausragende Besonderheiten, der vor allem von der Charakterisierung der Paddler und den Beziehungsproblemen der Nebendarsteller lebt. Der Autor will dem Leser das Abenteuer aus der Sicht der unteren Ränge zeigen und das ist keine so schlechte Herangehensweise. Durchaus lesenswert.

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